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dein Velum medulläre superius (anterius) und seiner Fortsetzung nach hinten in die Marksubstanz des Kleinhirns
gebildet, und seine Querfurchen und Erhabenheiten entsprechen denjenigen der auf ihm belegenen Lingula cerebelli,
deren Windungen indessen ihre freie Oberfläche nach oben hin richten.
2. Der Isthmus.
Die vordere Abtheilung des vierten Ventrikels mit ihren Wänden gehört dem in späterer Zeit von His
wieder gewürdigten und als besondere Abtheilung des Rautenhirns aufgeführten Isthmus an. »Die Seitenwand
des Isthmus», sagt Iiis, wird von den Bindearmen und der Schleife gebildet». Der Isthmus ist also die schmale
Hirnpartie, welche von dem Velum medulläre anterius (superius) und den Bindearmen gebildet wird und über der
Brücke liegt; er reicht bis zum Hinterende des Mittelhirns, d. h. der Corpora quadrigemina posteriora.
Was nun den Boden des Isthmus betrifft, so bildet derselbe die unmittelbare Fortsetzung der Rautengrube
nach vorn hin, indem er sich immer mehr verengert (Fig. 6—9, 14 und 15 der Taf. XXXV). Die mediane
Längsfurche ist in der ganzen Länge des Isthmus besonders tief und reicht bis an die BuRCKHARDT'sche Incisur,
welche als die untere Grenze gegen das Mittelhirn aufgefasst wird (Fig. 1—6 der Taf. XXXIV), obwohl sie,
durch die Verschiebung des Hirndaches, unter den Corpora quadrigemina posteriora zu liegen gekommen ist.
Grade dort, wo diese Incisur sich findet, verschmälert sich der Ventrikelboden stark (Fig. 6—9, 14 und 15 der
Taf. XXXV), worauf er sich in den Boden des eigentlichen Aquasducts fortsetzt. Am ganzen Isthmusboden
trifft man ein System schief von hinten-aussen nach vorn-innen gerichteter Furchen und Falten (s. die angef.
Fig.), welche als eine vordere Gruppe des oben beschriebenen, am Boden der Rautengrube vorhandenen Faltensystems
erscheinen. An den beiden Seitenrändern, wo die Sulci limitantes von Iiis nachweisbar sind, kommen
oft stärkere, längslaufende Furchen und Falten vor, wie eine Ansicht von hinten her (Fig. 18 der Taf. XXXVIII)
zeigt. Die Seitenwände sind schief nach innen-oben gerichtet und setzen sich, wie es oben bei der Rautengrube
beschrieben wurde, mittelst stark ausgeprägten oberen Längsfurchen von dem Dache ab. Dieses letztere,
dessen vom Velum medulläre anterius (superius) gebildete Innenfläche schon in Zusammenhang mit der Rautengrube
geschildert wurde, bietet in seinem vorderen Theile eigenthümliche Bauverhältnisse dar (Fig. 5 und 6 der
Taf. XXXVI). Wie die angeführten Figuren, ebenso die Fig. 4, zeigen, verschmälert es sich mit abgerundeten
Wänden, auch spitzt es sich stark zu, um in das Dach des Aquajducts überzugehen. An der Dachfläche selbst hören
die transversalen Furchen und Erhabenheiten auf; sie wird allmählig concav und zeigt nahe ihrer zugespitzten
Endpartie eine kleine, rundliche Grube, die Fovea teeti isthmici. Zu. beiden Seiten dieser Grube findet sich wieder
ein System von Furchen und Falten, welche oft eine schöne, palmblattähnliche Anordnung darbieten.
\\ as die Aussenfläche des Isthmus betrifft, so ist dieselbe schon so oft von den Autoren beschrieben worden,
dass ich auf sie nicht näher einzugehen brauche. Ich beschränke mich deshalb darauf, auf die unten mitgetheilten
Figuren (Fig. 7, 8, 9, 11 und 14 der Taf. XXXVI; Fig. 7 und 10 der Taf. XL) hinzuweisen, welche v. A. dazu
bestimmt sind, einige interessante, an der Oberfläche verlaufende Fasersysteme wiederzugeben. Von den Hirnautoren
werden an diesem Hirntheil gewöhnlich zwei Arten mehr oder weniger unbeständiger, äusserer Stränge
beschrieben, die Tcenia pontis von Henle und der Tractus peduncularis transversus von Gudden. Von diesen
Gebilden ist die Tsenia zweifellos die constanteste und, wie Schwalbe sagt, immer, obwohl in verschiedener
Stärke, nachzuweisen. Die Fig. 14 der Taf. XXXVI giebt eine solche Ta?nia wieder. Der Tractus ped. transversus
ist viel seltener, wenigstens in ausgeprägter Gestalt. In einer weniger bestimmten Form (s. dies. Fig.)
kommt er öfter vor. Die Ta?nia wird, wie Schwalbe u. A. angeben, zuweilen durch ein von vorn kommendes Bündel
verstärkt; hin und wieder gesellt sich aber zu ihr noch ein von oben aus der Furche zwischen der Lino-ula und
dem Velum stammender Strang (Fig. 11 der Taf. XXXVI), welcher sich bogenförmig über den Bindearm und
die Schleife nach unten-aussen begiebt und sich der Tamia anschliesst. Vor allem möchte ich aber auf ein
System transversaler Stränge aufmerksam machen, welche aus der pra?lingulalen Furche am Velum emportauchen
und sich quer über die Bindearme nach beiden Seiten hin begeben, um wieder in die äussere laterale Längslurche
des Isthmus einzutauchen. Dieses quere Strangsystem lässt sich in sehr vielen Fällen nachweisen, obwohl
es meistens an der Oberfläche nur schwach angedeutet ist; in der Regel sind die vordersten dieser Bogenfasern,
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