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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-1/0074
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triangularis benannt worden ist und in die v. Kupffer das Vorderende der Gehirnaxe verlegt. Diese Commissur
wird nach vorn hin von einer dünnen Schicht grauer Hirnsubstanz bedeckt, die sich nach unten-vorn hin fortsetzt,
um die vordere Schlussplatte, die Lamina terminalis cerebri, zu constituiren. Diese Platte ist, wie v. A. die Medianschnitte
lehren, in ihrer oberen Partie dicker, wird aber bald sehr dünn und läuft wie ein papierdünnes Blatt
nach vorn-unten hinab, zu der oberen Fläche des Chiasma nervorum opticorum, an der sie sich befestigt. In der
Ansicht von hinten (Fig. 4 der Taf. XLTII) sieht man unter der Commissur eine Einknickung, eine Incisura
sub commissur alis, die zuweilen eine recht starke Einbuchtung bildet und als ein Recess aufgeführt werden kann,
und nach unten von derselben, als ein helleres Querband, die dickere Partie der Lamina terminalis und die
dünnere Partie sich weiter hinab erstrecken. Wenn man die Seitenpartie der Ventrikelwand vorsichtig abträgt, kann
man die Lamina von innen her überblicken (Fig. 12 der Taf. XXXIV); man erkennt dann, dass in ihrem
unteren Theile eine dünne, durchsichtige Haut ausgespannt ist. Diese Zusammensetzung lässt sich aber noch
besser von aussen her wahrnehmen. In der Fig. 14 der Taf. XLIII ist nach vorsichtiger Abtragung des Frontallappens
, aber mit Beibehaltung des Corpus callosum und des Chiasma, die Lamina perspektivisch von vorn und
links dargestellt. Man sieht hier, nach unten von den divergirenden beiden Gyri subcallosi, die schwach gewölbte
Lamina terminalis sich auf dem Chiasma nach unten-vorn hin begeben. In ihrer Mitte entdeckt man eine
rhombische oder eigentlich fünfeckige, dunklere Partie, welche in einem kleinen Rahmen eingefasst ist und in
der Medianlinie einen von unten emporragenden, weisslichen Stab trägt. Es ist dies die durchsichtige Partie der
Lamina terminalis. Ich habe sie Fenestra lamince terminalis benannt. Diese Fensterhaut der Lamina terminalis
wechselt, wie die meisten rudimentären Theile, in ihrer Ausbildung. Sie kann zuweilen eine bedeutende Ausdehnung
gewinnen (Fig. 11, resp. Fig. 12 der Taf. XXXIV, wo der Umriss der Fensterhaut angegeben ist), oder
eine mittlere Ausbildung erreichen (Fig. 11 der Taf. XLIII, wo das betreff. Präparat in doppelter Grösse abgebildet
und sowohl die Haut, wie der Rahmen mit dem medianen Stabe schön entwickelt sind), oder auch kann
sie mehr verwischt und weniger durchsichtig sein (Fig. 12 der Taf. XLIII), oder sich zu einer schmäleren medianen
, mittelst der Fensterhaut geschlossenen Spalte von verschiedener Form reducirt zeigen (Fig. 13 derselben Taf.).
Jedenfalls ist diese Fensterhaut eine Bildung von morphologischem Interesse. Wenn man von den Plexus cho-
riodei absieht, stellt sie sogar eine der allerdünnsten Stellen der Hirn wand dar; aussen ist sie jedoch durch die
fest anhaftende Pia verstärkt.

Die Lamina terminalis bildet, wie die Medianschnitte lehren, mit der breiten, abgeflachten Oberfläche des
Chiasmas, die nach dem Ventrikel gerichtet ist, einen spitzen Winkel, und hier läuft der Ventrikel in einen breiten
Recessus aus, welcher den Namen Recessus opticus erhalten hat. Meiner Ansicht nach wäre für ihn der Name
Eecessus terminalis bezeichnender. Indessen bildet, wie erwähnt ist, die obere Fläche des Chiasma die untere
Begrenzung des Recesses, und dieser läuft nach beiden Seiten hin in je eine seitliche Ausbuchtung aus, welche
an der Oberfläche der beiden Nervi optici eine grubenförmige Vertiefung bildet. Dieser Recess stellt die breiteste
Partie des dritten Ventrikels dar, kann aber verschieden stark ausgebildet sein. In den Fig. 15 und 16 der Taf.
XXXVI habe ich zwei Fälle in doppelter Grösse abgebildet; in dem letzteren ist die Lamina terminalis aber nicht
vollständig abgetragen, so dass die Ausdehnung des Recesses nach vorn und den Seiten hin nicht ersichtlich ist.
In der Fig. 8 der Taf. XLIII ist in 8-maliger Vergrösserung der chiasmatische Boden des Recesses blossgelegt,
so dass man seine Ausdehnung vollständig überblicken kann. In der Fig. 10 derselb. Taf. ist dagegen die Lamina
terminalis theilweise beibehalten, so dass man in die Höhlung des Recesses nur von oben-hinten her hineinblicken
kann.

Wenn man die oberen Partien der grossen Gehirnganglien sammt den Columnaa fornicis und die Lamina
terminalis nebst den angrenzenden Theilen des Hypothalamus vorsichtig abträgt, bekommt man bei starker Lou-
penvergrösserung einen solchen Einblick in die unterste Abtheilung des Hirnkammers, wie ihn die Fig. 8, 9 und
10 der Taf. XLIII zeigen. Hinten bemerkt man dann am Boden der Hirnkammer zwei grössere ovale, von einer
medianen Rinne getrennte Erhabenheiten, welche den oberen-inneren Flächen der Corpora mammillaria entsprechen;
vor diesen Erhabenheiten befindet sich ein dreieckiges, zwischen sie eingekeiltes Feld, nach vorn von welchem
man wieder zwei paarige, symmetrische, unregelmässig ovale Erhabenheiten sieht; vor diesen liegt ein rautenförmiges
Feld, das beiderseits von zwei länglichen, paarigen, durch die Medianfurche getrennten Erhabenheiten
begrenzt ist und an seinem vorderen Umfang eine starke Vertiefung darbietet, die den Eingang zum Hypophysenstiel
darstellt. Da mit »Infundibulum», »Trichter», von den Autoren verschieden grosse Partien dieser Region
bezeichnet worden sind, werde ich diese Benennung am liebsten ganz vermeiden. Sonst würde ich sie gerade für
die die zuletzt erwähnte Oeffnung umgebende Region angewendet haben.


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