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zeigte sich, dass eine ziemlich grosse Wechselung sowohl betreffs der Symmetrie, wie im Ganzen der Gestalt des
Fornix vorkommt.
Bald sind beide Hälften breit und beinahe symmetrisch (Fig. 1 der Taf. XLVI); bald ist die eine, und fast
immer die rechte, breit, die andere schmäler (Fig. 2); bald sind beide schmal, und zwar entweder von fast gleicher,
oder auch ungleicher Breite (Fig. 3 -5); falls sie von ungleicher Breite sind — und dies scheint die Regel zu sein
— ist fast immer die rechte etwas breiter und flacher, sowie weniger umgebogen. Dazu kommt noch, dass, wie
schon die angeführten Frontalschnitte zeigten, die linke Fornixhälfte am vorderen Ende weiter hinabgerückt ist.
Zwischen beiden Fornixhälften giebt es in der Medianlinie eine tiefe Rinne, einen Sulcus fornicis medianus,
in welche eine schmale Falte der Tela chorioidea emporsteigt, wie es die von oben her präparirte Tela in der Fig. 1
der Taf. XCV zeigt. Nach hinten hin öffnet sich diese Rinne, indem die beiden Fornixhälften sich als Crura fornicis
aut. von einander abtrennen und nach aussen-unten ziehen. Hierdurch entsteht das bekannte Dreieck, die
Lyra Davidis oder das Psalterium, welches von dem Splenium corporis callosi von hinten her eingerahmt wird.
Die laterale Begrenzung dieses Dreiecks, welche von den medialen Fornixrändern gebildet wird, ist vorn schärfer,
ausgesprochener und nach hinten hin mehr abgeflacht, indem sich die Fornixränder senken, sich dann umbiegen
und falten. Die dreieckige Fläche des Psalteriums wird von der unteren Fläche des Corpus callosum gebildet,
und zwar zunächst von der unteren dünnen Lamelle (Lamina inferior corporis callosi) derselben, welche beim Embryo
das noch grosse Spatium septi pellucidi von unten her begrenzt und als eine nach hinten ausgedehnte Fortsetzung
der embryonalen vorderen Schlusslamelle anzusehen ist. Während diese Höhle, wie oben angegeben wurde,
in der späteren Foetalzeit allmählig von hinten her verschwindet, löthet sich die untere Lamelle dem eigentlichen
Balkenkörper mehr und mehr an und stellt die Fläche des Psalteriums dar; zuweilen ist diese Höhle noch beim
Erwachsenen vorhanden, und dann findet sich am Psalterium noch eine freie dünne Lamelle, wie es bei dem in
Fig. 3 abgebildeten Präparat der Fall war; die dünne Haut ist indessen in diesem Präparate an den Seitenrändern
von vorn her abgelöst und liegt hinten aufgerollt; nach vorn davon sieht man im Räume des Psalteriums eine
Höhle, einen »Verga'schen Ventrikel». Im Psalterium giebt es aber bekanntlich auch Nervenfaserstränge; von diesen
geht ein Theil quer oder richtiger bogenförmig, wohingegen andere in der Länge hin nach dem vorderen Winkel
des Psalteriums ziehen (Fig. 5 und 6 der Taf. XLVI), wobei sie sich stellenweise mit einander verflechten. In der
Mitte des Dreiecks ist zuweilen eine stärkere Längsfalte vorhanden (Fig. 7 der Taf. XLVI), die ausnahmsweise
auch weiter vorn in der medianen Längsfurche zwischen den Fornixhälften nachweisbar ist (Fig. 5 der Taf. XLVI).
Es faltet sich dann der Fornixschenkel in ganz eigenthümlicher Weise in der Nähe des vorderen-äusseren
Umfangs des Spleniums, indem er mit dem hinteren Ende des Ammonshorns so innig verschmilzt, dass man
makroskopisch keine sichere Grenze sieht; die von hinten-aussen am Fornix auftretende scharfe Falte, die Plica
externa fornicis, bildet nach hinten von sich wieder eine sich nach hinten-aussen vertiefende Furche, den Sulcus
fornicis posterior, welche eine hintere kleine Partie (einen Fasciculus posterior) vom vorderen grösseren Theil des
Fornixschenkels abgrenzt. Diese sich nach hinten-aussen zuspitzende, schmal dreieckige Partie, welche sich zwischen
dem Fornix und dem Gyrus fasciolaris (resp. der Fasciola cinerea) hineinschiebt, zeigt sich auswendig, d. h. von
unten her, als zum Fornix gehörig; in den Fig. 1, 3 und 4 der Taf. XLVI sieht man nach hinten von der Falte
ganz deutlich den Anfang dieser Partie. Wenn man sie aber von oben, von der Ventrikelhöhle aus, betrachtet,
erscheint sie als zum Hippocampus gehörig; sie liegt nach hinten von der Fornixfurche, welche am hintersten
Ende des Hippocampus eine kleine Einbiegung verursacht. Ich werde dieses kleine, dreieckige Feld an der un-
teren-hinteren Fläche des Fornix indessen als Trigonum fornicis posterius bezeichnen. Zuweilen ist dieses kleine
Feld nur schwach abgegrenzt; doch ist es stets vorhanden; es bildet den Grund der tiefen Furche, des Sulcus
splenio-fornicalis, welche die laterale Partie des Spleniums vom Fornix trennt und medialwärts um den vorderen,
hervorragenden Umfang des Spleniums zieht, diesen Theil von dem Psalterium abgrenzend (sie ist hier als Sulcus
splenii inferior zu bezeichnen). Es ist also eben diese Furche, welche lateralwärts mit dem Sulcus fornicis posterior
zusammenläuft und mit ihm das oben besprochene kleine Trigonum begrenzt.
Hierauf biegt sich der Fornixschenkel am Rande des Unterhorns in bekannter Weise in schönem Bogen
nach aussen-unten-vorn um. Die oben erwähnte Plica fornicis schärft sich immer mehr zu und bildet eine nach
unten-hmen sehende Firste, welche an der Fascia dentata entlang und ihr dicht anliegend bis zum sogenannten
Uncus zieht, um sieh hier in eigenthümlicher Weise zu verhalten. Man nennt diese Partie des Fornix seit Alters
her die Fimbria fornicis oder Fimbria hippocampi. Sie ist dem Hippocampus oder Ammonshorn so innig angewachsen
, dass es sich makroskopisch nur schwer entscheiden lässt, was man zu diesem, oder zu der Fimbria
rechnen soll. Eigentlich ist dies ja auch einerlei, da beide Bildungen so innis: zusammeno-ehören. Dass die mediale
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