http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-1/0084
66
(obere) Lamelle der gefalteten Membran der unteren Fortsetzung des Fornix angehört und also seiner eigentlichen
Fimbria entspricht, welche sich, dünn zugeschärft, in die ependymatöse Deckhaut fortsetzt, ist klar. Schwieriger
ist es aber zu sagen, wie viel von der lateralen (unteren) Platte zum eigentlichen Fornix gehört. Betrachtet man
diese Platte, nach dem Aufheben der Fornixfalte von der Fascia dentata, von der Aussenseite her, so hat sie
noch vollständig das Aussehen des Fornix und setzt sich vom Fornixschenkel selbst nach unten-aussen-vorn fort.
Wenn man sie aber von der Ventrikelhöhle (des Unterhorns) aus betrachtet, so hängt sie mit der Ammonshorn-
fläche so innig zusammen, dass die Grenze makroscopisch recht schwer zu ziehen ist. Und doch ist sicher die
grösste Partie der lateralen (unteren) Platte der Hauptsache nach zum Fornix zu rechnen, obwohl eine so innige
Verschmelzung der Organtheile eingetreten ist, dass sich eine aussen sichtbare Grenze nicht nachweisen lässt —
was aus dem feineren Bau und der Zusammensetzung der Theile auch verständlich ist.
Bevor ich zu der Darstellung des vorderen Endes der Fimbria und der das Vorderende des Unterhorns
umgebenden Gebilde übergehe, werde ich die obere Partie des Unterhorns und das Hinterhorn kurz
besprechen (Fig. 6 der Taf. XCI). Bekanntlich hat man seit Alters her die an dem unteren Winkel der medialen
Wand des Hinterhorns befindliche Erhabenheit, welche von der Fissura calcarina herrührt, als Calcar avis bezeichnet.
Ausserdem hat Henle einen über dem Calcar avis an der medianen Wand vorkommenden Wulst als Bulbus
cornu posterioris aufgeführt. Die erstere Erhabenheit ist constant; die letztere ist oft ausgeprägt, doch tritt sie in
wechselnder Gestalt auf, indem sie bald als ein einheitliches Gebilde, bald als ein System schmälerer Firsten
erscheint. Solche Firsten sind oft auch am oberen Theil des Calcar avis zu sehen. In der That lässt sich am
oberen medialen Winkel, wo sich der Fornixschenkel umbiegt, um sich nach dem Unterhorn zu begeben, ein
System nach unten und hinten hin radiirender Furchen und Firsten nachweisen, von denen der Hippocampus
(das Ammonshorn) die vorderste und mächtigste Erhabenheit darbietet und der Calcar avis und der Bulbus cornu
posterioris die hintersten und nächst dem Hippocampus bedeutendsten sind. Ueber den Anfang des Calcar avis und
des Bulbus cornu posterioris und zwischen ihnen strahlen aber radienartig schmälere Firsten und Furchen aus, sodass
es zuweilen den Anschein hat, als ob beide in eine Anzahl von schmäleren Firsten aufgelöst seien; ebenso sieht
man oft solche Bildungen auch im Winkel zwischen dem Calcar und dem Hippocampus. ausstrahlen. Zwischen
den letzt genannten beiden Gebilden und dem Rande der lateralen Wand befindet sich eine dreieckige Fläche,
das Trigonum collaterale, welche schwach gewölbt und bald mehr glatt und eben, bald von den radiirenden
Firsten und Furchen mehr besetzt ist; diese Fläche bildet den Anfang der Eminentia collateralis, welche in den
einzelnen Fällen recht verschieden ausgeprägt ist. Wie oben erwähnt wurde, hat His bei Embryonen in den
ersten Monaten die Aufmerksamkeit auf radiirende Furchen und Wülste gelenkt, welche er mit den beim Erwachsenen
vorhandenen radiirende schmalen Firsten und Furchen zusammenzustellen scheint. Jedenfalls sind
beim Erwachsenen solche Gebilde in wechselnder Zahl vorhanden, obwohl sie sehr wenig beachtet worden sind.
Die laterale Wand des Ventrikels, des Hinter- und des Unterhorns ist, wie schon oben hervorgehoben wurde,
im Ganzen glatt; nur ist zu bemerken, dass am oberen Umfang dieser Wand der Schwanz des Streifenhügels
als schmaler, schwach erhabener Wulst verläuft, um, in der Nähe des unteren Endes des Unterhorns etwas
verbreitert, an der lateralen Fläche auszulaufen.
Die Länge des Hinterhorns ist bekanntlich sehr wechselnd, ohne dass es gelingt, die Ursachen dieser
Wechselung aus bestimmten Verhältnissen nachzuweisen. Es kommen Fälle vor, wo man auf der einen Seite
des Gehirns ein ausserordentlich kurzes, auf der anderen ein sehr langes Hinterhorn findet und wo dieses sogar
erst in einer Entfernung von 2 Cm. vom Pole des Hinterlappens endigt. Schliesslich kommen auch Fälle vor,
wo das hintere Ende des Hinterhorns von der Hauptabtheilung abgeschnürt ist und eine besondere, kleine
Höhle darstellt.
Der Hippocampus und das Unterhorn.
Der Hippocampus fängt, wie oben gesagt wurde, dicht hinter der hinteren Fornixumbiegung, und zwar
hinter der Plica fornicis, als eine zuerst ganz schmale und schwache, oben zugespitzte Firste an, deren Begrenzungen
nicht immer scharf angegeben sind; dieses obere Hippocampus-Ende liegt also auf der Ventrikelfläche
des Fornix und stellt in der Regel die innere Ausbuchtung des Sulcus fornicis posterior dar; hinter diesem
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-1/0084