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Ende findet sich dann noch eine gewölbte Flächenpartie von wechselnder Breite, die zuweilen mit der Hippocampus-
fiäche zusammenzufliessen scheint, jedoch nicht als ihr angehörig betrachtet werden darf; es ist gerade diese
Partie, aus welcher oben die zahlreichen schmäleren Firsten und Furchen ausstrahlen, obwohl sie tiefer unten
auch gewissermassen von dem Umfang des Hippocampus zu entspringen scheinen, indem sie sich ihm eng
anschmiegen. Die Verhältnisse sind hier jedoch ziemlich wechselnd, so dass eine für alle Fälle gültige Darstellung
kaum gegeben werden kann.

Von diesem Anfang biegt sich dann der Hippocampus in längst bekannter Weise, immer breiter und gewölbter
werdend, in schönem Bogen nach unten und vorn, wo er das eigenthümliche, abgerundete Ende mit den
Digitationen bildet (Fig. 6 und 7 der Taf. XLVII, Fig. 6 der Taf. XLII, Fig. 3 der Taf. LXXXVI). Das Verhalten
der Fimbria fornicis an ihm ist schon oben erwähnt worden; die umgebogene obere, bald recht schmale,
bald breite Fimbria-Lamelle, welche eine directe Fortsetzung des lateralen Randes des Corpus und des Grus fornicis
ist, liegt der Hippocampusfläche mehr oder weniger dicht an (Fig. 6 der Taf. XCI). Nach unten-vorn hin trennt
sie sich aber von dieser Fläche wieder ab, setzt sich dann an der Aussenseite des sogen. Uncus an und läuft in
eine schmale Kante aus, welche diesem Gebilde angeheftet nach vorn läuft und sich schliesslich in eine segelartige,
nach vorn-aussen gerichtete Lamelle ausdehnt. Diese Lamelle, das Velam terminale von Aeby, ist eine constant
vorkommende Bildung, welche nach dem Herausreissen der Plexus chorioidei aus dem Unterhorn zurückbleibt und
dann ihren concaven hinteren freien Rand bald scharf und eben, bald mit verschiedenen Fetzen besetzt zeigt (Taf. L,
Fig. 6, 15). Diese Lamelle ist »ependymatös-medullärer» Natur und schiebt sich in dreieckiger Gestalt in den Keil
hinein, welcher der äussere Umfang des sogen. Uncus mit dem Rande des Unterhorndaches bildet und dem übrigens
der Tractus opticus von aussen her anliegt. Der in solchen Präparaten frei hervorragende, zerfetzte, äusserst
dünn auslaufende Rand der Fimbria und des Velum terminale setzt sich bekanntlich continuirlich in die dünne,
äusserst leicht zerreissliche Deckhaut der Fissura chorioidea des Unterhorns fort, durch welche die Einstülpung
der pialen Blutgefässschlingen der Plexus chorioidei des Unterhorns stattgefunden hat. Diese Plexus dringen nicht
bis zum vorderen-unteren Ende des Unterhorns hervor, sondern es biegen sich dieselben, wie die Fig. 1 der Taf.
XXXIV und Fig. 7 der Taf. XLVII zeigen, mit ihrem vorderen, bogenförmigen Rande schief nach aussen-hinten
über die Digitationen hervor, um erst höher oben-hinten in dem weiten, dreieckigen Räume der Ventrikelhöhle,
wo das Unterhorn und das Hinterhorn zusammenstossen, ihre eigentliche, grösste Ausbildung zu erlangen. Dort
bilden sie nämlich beiderseits einen dicken, bogenförmigen Wulst von äusserst reichlichen Zotten; dieser Wulst
ragt in den Anfang des Hinterhorns hinein, ohne bis in das eigentliche Horn zu laufen. Nach vorn hin verschmälert
sich dann jederseits der Plexus, und seine Zotten vermindern sich an der Zahl, bis er im Foramen Monroi,
durch welches er hindurchdringt, und jenseits desselben, in dem dritten Ventrikel, wieder einige reichliche Zottenbüschel
trägt. Nach vorn vom Foramen Monroi giebt es bekanntlich im Seitenventrikel keine Zottenbüschel.

Im Unterhorn verengert sich die Höhle nach vorn hin zu einer schmalen Spalte, indem sich die ausgehöhlte
Dachwand der auf dem Hippocampus liegenden dünnen Plexuslamelle recht eng anschmiegt. Gegen das vordere
Ende hin erweitert sich indessen die Höhle noch einmal, und zwar zu einem unregelmässig gestalteten Raum
{Recessus inferior cornu inferioris), welcher zwischen dem Hippocampus, der Dachwand und dem Velum
terminale liegt. In der Fio-. 28 der Taf. L habe ich diesen Raum von hinten-innen her geöffnet dargestellt.
In diesem Raum liegt gewöhnlich ein stärker entwickelter Zottencomplex des Plexus. Dieser übrigens wenig
umfangreiche Raum geht aber nach aussen und vorn wieder in eine enge Spalte über, welche zwischen dem
Dache und dem Vorderende des Hippocampus belegen ist. Dieses Vorderende bietet nun, wie bekannt ist, eine
verschiedene Anzahl von Wülsten und Furchen, die Digitationes und Sulci interdigitales, dar. Es giebt Fälle, wo
man kaum eine Andeutung von solchen Gebilden wahrnehmen kann; in anderen Fällen bemerkt man am vordereninneren
Ende zwei rundliche Wülste mit einer zwischen ihnen befindlichen Furche, und zwar bald am vorderen,
bald am hinteren Rande. Dann kommen Fälle mit drei, vier, fünf, sechs, sieben und sogar noch mehr
Digitationen am vorderen und äusseren Umfange vor. Ich habe auf den Tafeln nur einige Beispiele dieser Partie
abgebildet, da diese Verhältnisse schon mehrfach wiedergegeben worden sind. Die vorderen Digitationen sind oft
schief über das ganze vordere Ende des Hippocampus verlaufend nachweisbar; besonders oft läuft die vorderste
Furche tief und gerade über die ganze Fläche hin und grenzt die vorderste Digitation vollständig ab. Die hinteren
Digitationen sind gewöhnlich schwächer ausgeprägt und gehören nur dem äusseren Umfange an.

Ich habe nicht linden können, dass das Vorkommen der Wülste in verschiedener Anzahl durch etwaige
biologische Umstände bestimmt wird; es hängt offenbar weder von dem Alter oder dem Geschlechte, noch von
einer besonderen Ausbildung gewisser psychischer Functionen ab.


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