Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-1/0090
72

anterior bezeichnet. Bkoca lenkte indessen die Aufmerksamkeit auf eine zuweilen vorkommende Verschiedenheit
im vorderen und hinteren Theile dieses Gebietes, indem er besonders bei Paralytikern in diesem Theile ein weiss-
liches diagonales Band deutlich ausgeprägt sah, welches von den Pedunculi corporis callosi ausstrahlte. Zücker-
kandl, der die fraglichen Pedunkel als Windungen betrachtete und sie als Gyri subcallosi bezeichnete, erkannte
ihre Fortsetzung an der Substantia perforata, ebenso auch His, welcher letztere Forscher bestimmt betonte, dass
dieses weissliche Feld auch an normalen Gehirnen vorkommt und durch hellere Färbung erkennbar ist.

In der That lässt sich diese Thatsache stets leicht bestätigen und es ist, wie His hervorgehoben hat, sonderbar
, dass dieselbe erst in später Zeit nachgewiesen wurde. Ich habe dieses weissliche Band an jedem Gehirn
deutlich ausgesprochen gefunden, daher ich es als eine ganz constante Erscheinung aufführen muss. Das fragliche
Gebiet ist aber nicht nur durch die weissliche Farbe ausgezeichnet, sondern auch durch seine Streifung,
welche schief von innen-vorn nach aussen-hinten läuft, sowie auch dadurch, dass es viel weniger durchlöchert ist,
als die vordere Partie der Substantia perforata.

Wenn man die beiden Hemisphären eines Gehirns etwas aus einander zieht, findet man leicht (Fig. 18 und
19 der Taf. XXXIII), dass die Balkenstiele oder Gyri subcallosi vom Rostrum des Balkens neben einander hinabsteigen
, sich durch eine mediane Furche, die Sulcus subcallosus medianus heissen mag, allmählig von einander
trennen und ein schmales, dreieckiges Feld, das Trigonum prcecommissurale, bilden (Fig. 14 der Taf. XLIII; Fig. 18
der Taf. XXXIII; Fig. 7 der Taf. XXXII), welches vor der vorderen Commissur liegt und der dünnen vorderen,
von vorn her die Commissur bedeckenden und unten in die Lamina terminalis übergehenden Lamelle angehört.
Diese Lamelle, welche Lamina prcecommissuralis heissen kann, stellt ursprünglich eine obere Partie der Lamina
terminalis dar; durch die Entwicklung der Commissur, der Fornixsäulen und der G}a*i subcallosi wird aber
diese Partie der Lamina terminalis in ihrer Configuration so verändert, dass sie beim Erwachsenen am besten
als besonderer Theil behandelt wird. Diese Lamelle ist stets sehr dünn, was auch an echten Medianschnitten
ersichtlich ist; wenn aber der Schnitt ein wenig seitlich gefallen und einer der Gyri subcallosi getroffen ist,
scheint es, als ob die die Cornmissura anterior bedeckende Lamelle dicker wäre.

Die beiden Gyri subcallosi weichen an ihrem unteren Rande in beinahe rechtem Winkel von einander ab
und bilden in dieser Weise jederseits die obere Begrenzung der Area terminalis s. s. Diese Area, welche die
äussere Oberfläche der eigentlichen Lamina terminalis darstellt, läuft also oben in der Mitte zugespitzt aus und
ist von den Gyri subcallosi durch je eine seichte Furche, die jederseits aus dem Sulcus subcallosus medianus,
resp. dem Trigonum prsecommissurale ausläuft, abgegrenzt. Die Area ist nach den Seiten hin gewölbt; in der
Sagittallinie ist sie in der Regel ebenfalls ein wenig gewölbt, zuweilen ist sie aber auch schwach concav. Es giebt
indessen auch Fälle, wo die ganze Area, resp. die Lamina terminalis, noch beim Erwachsenen eine solche starke
Hervorwölbung wie bei Embryonen und jüngeren Foetus zeigt (Fig. 19 der Taf. XXXIII). In der Mitte der Area
findet sich, wie oben beschrieben wurde, die dünne Fensterhaut, die Fenestra lamince terminalis; unter derselben sieht
man am Chiasma oft eine kleine mediane Grube, eine Fovea praschiasmatica mediana. Zu beiden Seiten derselben läuft
die Area terminalis in je eine seitliche Grube, die Fovea lateralis arece terminalis, aus (Fig. 11 und 13 der Taf. XLIII;
Fig. 9 der Taf. XXXII), welche zwischen dem Tractus opticus und dem Gyrus subcallosus eingekeilt liegt; diese
Grube ist schmal dreieckig, von grauer Farbe und tritt am frischen Gehirn, wenn man das Chiasma ein wenig nach
hinten biegt — sie ist nämlich beiderseits von dem Tractus etwas zugedeckt — am deutlichsten hervor; nach innen
hin sieht man dann auch am frischen Gehirn den inneren kurzen Rand der dreieckigen Grube von einem sagittal
verlaufenden Balken gebildet (Fig. 9 und 10 der Taf. XXXII), welcher ebenfalls, wenn auch undeutlich, auf gut
erhärteten Präparaten sichtbar ist. Auf diesem sagittalen Balken findet sich die graue Substanz der Lamina
terminalis gelagert; diese Substanz setzt sich aber auf dem Chiasma beiderseits als ein dünner Anflug fort und
bildet an ihm einen grauen Streifen, die Stria grisea chiasmatis, der bisweilen stärker und noch bis an die freie
Wurzel des Opticus und sogar etwas weiter sichtbar sein kann (Fig. 9 und 10 der Taf. XXXII).

Wie eben erwähnt wurde, setzt sich jederseits des vorderen Randes der Area terminalis der Gyrus subcallosus,
sich allmählig abflachend und verbreiternd (Fig. 7, 9 und 10 der Taf. XXXII; Fig. 6, 18 und 19 der Taf. XXXIII),
als ein weisses Band nach aussen-hinten hin fort, um sich als »das diagonale Band» Broca's über die hintere
Partie der Substantia perforata anterior auszubreiten und zum Vorderende des Gyrus hippocampi (nicht zum »Vorderende
des Temporallappens», wie zuweilen angegeben wird) zu verlaufen. Dieses diagonale Band stellt nun
jederseits die clirecte Fortsetzung des Gyrus subcallosus nach hinten-aussen dar und es ist also auch als ein Gyrus
aufzufassen, obschon die weissliche Farbe und die längsstreifige Beschaffenheit einen grossen Gehalt an Markfasern
angeben. Consequenter Weise lässt sich dieses Gebilde deshalb eher als »Gyrus diagonalis rhinencephali» bezeich-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-1/0090