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Vorn gehen von der Fissura Sylvii bekanntlich entweder zwei divergirende Aeste aus, oder auch trennt
sich dort von ihr nur ein Ast ab, welcher entweder einfach bleibt, oder sich auch früher oder später in zwei
Aestchen theilt. Ich fand bei 100 darauf untersuchten Hemisphären den vorderen Ast einfach in 14 %.
Dies hängt mit der schon oben im Kapitel über die Entwicklung besprochenen Verschiedenheit in der Ausbildung
des Operculum frontale intermedium (trianguläre) zusammen. Fehlt dieser Theil, so ist nur ein vorderer,
aufsteigender Ast vorhanden; ist er wenig ausgebildet, giebt es einen Stamm und zwei Aestchen, und wenn er
stark ausgebildet ist, findet sich kein Stamm, sondern es sind zwei nicht confluirende Aeste, der Ramus anterior
ascendens und der Ramus anterior horizontalis, vorhanden. Zwischen diesen Hauptstadien giebt es alle Ueber-
gangsformen zwischen I, Y, V und U. Sowohl in dieser Anschauung, als hinsichtlich der Forderung, dass diese
Furchenäste der Fissura Sylvii, um als solche angesehen werden zu können, den Opercularvorhang vollständig,
bis auf die Inselrinne, durchschneiden müssen, stimme ich Eberstaller und Cunningham bei, und dem letzteren
Verfasser noch darin, dass die zuweilen nach vorn vorkommenden orbitalen Aeste gerade in dieser Hinsicht mit
den wirklichen Aesten der Fissur nicht in gleiche Linie gestellt werden können. Ich habe jedoch in seltenen
Fällen eine Art von Verdoppelung des Operculum intermedium gesehen, wobei also in der That, statt zwei, drei
den Opercularvorhang ganz durchschneidende vordere Aeste der Fissura Sylvii vorhanden waren.

Der Sulcus centralis.

Der Sulcus centralis (Sulcus Rolandi, Fissura centralis), dessen foetale Entwicklung schon oben besprochen
wurde, ist ebenfalls schon so oft ein Gegenstand eingehender Forschungen gewesen, dass ich hier nur die wichtigsten
Data zu recapituliren brauche.

Diese Furche hat »nur selten einen annähernd gestreckten Verlauf»; sie bildet in der Regel zwei Kniebiegungen
, und zwar eine am Uebergang vom oberen zum zweiten Drittel und eine am Uebergang zum unteren
Drittel; das obere Knie ist nach hinten, das untere nach vorn hervorschiessend. Nach Eberstaller überschreitet
die Centralspalte fast immer die obere Mantelkante; dass diese nicht erreicht wird, ist nach ihm eine seltene Ausnahme
. Dass dies Verhalten die Regel ist, darin stimme ich ihm auch gerne bei, doch habe ich gerade nicht
selten Fälle angetroffen, avo die Mantelkante nicht nur nicht eingeschnitten, sondern sogar nicht erreicht wurde.
Also fand ich an meinen 100 Hemisphären, dass die obere Mantelkante in 64 % eingeschnitten, in 16 %, ungefähr
erreicht, aber in 20 % nicht erreicht wurde; zuweilen endete sie 0,5—1 Cm. vor der Mantelkante, sogar getheilt.

Eine Communication der Centralspalte mit dem Sulcus cinguli (Benedikt) habe ich, gleich Eberstaller,
nie gesehen, dagegen aber, wie er und Andere, ziemlich oft eine solche Verbindung mit den Präcentral- und
Postcentraifurchen wahrgenommen, obwohl diese Verbindungen nie oder höchst selten ganz tiefgreifend, sondern
in der Tiefe überbrückt sind.

Bei 100 Hemisphären fand ich also eine wirkliche Verbindung der Centraifurche mit der oberen Präcentral-
furche in 18 % der Fälle und ausserdem in 3 Fällen in mehr oberflächlicher Anastomose;

mit der unteren Präcentraifurche in 6 %, und ausserdem in 3 Fällen oberflächlich;

mit der oberen Postcentraifurche in 3 % und

mit der unteren Postcentralfurcke in 9 %.

Einmal kam sogar eine doppelte Verbindung mit der oberen Präcentraifurche vor.

Dass die Centraifurche zuweilen mit der Fissura Sylvii communicirt, ist schon von verschiedenen Forschern
beschrieben worden; diese Anomalie wurde sogar von einem Verfasser für ein inferiores Rassenmerkmal gehalten;
ich selbst habe sie früher von dem Gehirn eines Lappländers beschrieben. Eberstaller hat indessen von dieser
Anomalie eine Erklärung gegeben, welche nicht nur plausibel erscheint, sondern offenbar in den meisten Fällen
dieser Art auch zutrifft. Es entsteht nämlich zwischen dem unteren Ende der Centraifurche und der kleinen, von
dem genannten Forscher zuerst gewürdigten Furche hin und wieder eine Verbindung, welche sich unter und vor
dem Ende der Centraifurche am Opercularrande befindet (der Sulcus subcentralis anterior); wenn diese Furche
zugleich stark ist und die Opercularkante einschneidet, bekommt es den Anschein, als ob die Centraifurche selbst
mit der Sylvischen Spalte anastomosirte; die Communication ist dann aber indirect und selten tief einschneidend.
Bei genauer Untersuchung erkennt man gewöhnlich die Theile der kleinen, verbindenden Furche. Wie Cunningham
, kann auch ich dieser Erklärung von Eberstaller nur beistimmen. Ich habe aber auch Fälle gesehen, avo


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