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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-1/0118
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eine solche Erklärung kaum annehmbar war, indem hier die Centraispalte direct in die Sylvische Spalte einschnitt,
ohne dass man Spuren der kleinen accessorischen Furche nachweisen konnte.

Zuweilen kann die Centraifurche in gleicher Weise mit einer hinter ihr befindlichen, auch von Eberstaller
zuerst gewürdigten kleinen Furche, dem Sillens subcentralis posterior (S. retrocentralis transversus von Eberstaller)
communiciren und dadurch ebenfalls eine indirecte Verbindung mit der Sylvischen Spalte herstellen.

In den von mir auf die Furchenanordnung genauer untersuchten 100 Hemisphären von Erwachsenen fand
ich in Betreff der zuletzt erwähnten Verbindungen Folgendes:

Die Verbindung der Centraifurche mit der Fissura Sylvii durch die Vermittelung des Sulcus subcentralis
anterior in 16 %.

Die Verbindung der Centraifurche mit der Fissura Sylvii durch die Vermittelung des Sulcus subcentralis
posterior in 7 %.

Ausserdem kam auch eine gewisse Anzahl von Fällen vor, wo zwar eine Verbindung der Centraifurche
mit den genannten kleinen Furchen stattfand, wo aber die Fissura Sylvii nicht erreicht oder eingeschnitten wurde.

Eine Unterbrechung der Centraispalte ist in einzelnen Fällen beschrieben worden. Rudolph Wagner fand
sie zuerst am Gehirn des Professors Fuchs'. Eberstaller sah bei c:a 200 Gehirnen 2 mal, und zwar nicht in
den beiden Hemisphären desselben Gehirns, dass die an der Grenze zwischen dem mittleren und oberen Drittel
vorkommende Tiefenwindung an die Oberfläche gelangt, »ohne aber den Zusammenhang der durch sie unterbrochenen
Centralspalte ganz und völlig aufzuheben». Diese Tiefenwindung könne aber zur wahren Unterbrechung
werden. Nach Cunningham legt sich die Centralspalte in zwei Theilstücken an, indem das obere Ende in der
Regel selbstständig entsteht; hierdurch erklären sich nach ihm sowohl die erwähnten Tiefenwindungen, wie die
zuweilen, obschon selten, vorkommende, totale Unterbrechung. Wie ich oben hervorgehoben habe, findet sich in der
That zuweilen, aber jedenfalls nicht als Regel, im 6. Monat eine derartige besondere mediale Grube, die jedoch durch
eine seichte Rinne mit der grösseren lateralen Furche zusammenhängt (und ausserdem nicht selten in Verbindung
mit einer starken oberen Postcentraifurche auftritt); also findet sich in solchen Fällen an dieser Stelle wirklich
eine schwache Brücke, und Cunningham dürfte darin Recht haben, diese Brücke als eine Vorstufe der fraglichen
Tiefenwindungen, resp. der, obwohl sehr seltenen, Avahren, oberflächlichen Brücke, zu betrachten. Eine solche
Brücke kommt so selten vor, dass ich sie nicht bei einem einzigen meiner 100 Gehirne von Erwachsenen angetroffen
— bei allen von mir früher untersuchten Gehirnen sah ich sie ebenfalls nie — und sie nur einmal in
einem foetalen Gehirne bei einem Foetus vom Ende des 6. oder Anfang des 7. Monates (Fig. 4 der Taf. XXI)
gefunden habe.

Was die Tiefe und die Tiefenwindungen der Centralspalte betrifft, so fand ich die Tiefe nie in dem ganzen
Verlaufe der Spalte gleich, sondern nach ihren Enden zu immer geringer, in ihrem mittleren Drittel, namentlich
aber an ihrer Mitte oder etwas nach oben von der Mitte, am bedeutendsten. Hier sind auch stets die genannten
Tiefen Windungen in der Gestalt von zwei (oder drei) einander entgegengesetzten, alternirenden zahnrad- oder
zickzackförmigen Querwindungen vorhanden, welche den Furchenboden nur wenig überbrücken. In der Furche
finden sich aber noch, in ihrer ganzen Länge, andere derartige, obschon in der Regel weniger stark entwickelte
Querwindungen; nicht selten gewinnen aber auch diese letzteren Windungen eine stärkere Ausbildung, so dass
in der ganzen Länge der Furche eine Reihe zahnradartig angeordneter Querwindungen vorkommen.

Was die Länge der Centraifurche betrifft, so schliesse ich mich, gegen Passet, der Ansicht von Giacomini
an, dass sie keine sexuellen Charaktere darbietet, dagegen aller Wahrscheinlichkeit nach etwas von dem Schädeltypus
(der Brachycephalie und der Dolichocephalie) abhängig ist. Dies thue ich auch in Betreff der Richtung
(d. h. des Winkels, den die Furche mit der Medianebene bildet).

Der Sulcus cinguli (Sulcus calloso-marginalis aut., S. subfrontalis Eberstaller).

Diese Furche wurde schon oben, bei der Besprechung des Rhinencephalons, kurz behandelt. In Ueberein-
stimmung mit Eberstaller u. A. betone ich, dass dieselbe aus mehreren verschiedenen Furchenelementen besteht,
Avelche sich aber oft mit einander verbinden können. Es giebt also eine Pars anterior, eine Pars intermedia und
eine Pars posterior, von denen die letzte ein besonderes Interesse darbietet, weil sie, wie ich oben bemerkt habe,
die compensatorische Querfurche des medialen Endes der Centraifurche darstellt und selbst ursprünglich aus zwei


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