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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-1/0133
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bis neun die Durchschnittzahl darstellt. Es erfolgt somit später noch aus den beim Neugebornen schwach angedeuteten
Erhebungen eine stärkere Ausbildung zu selbständigen Windungen und weitere Sekundärfurchung.
Die Furchen zwischen diesen sekundären Gyri obliqui der Sylvi'schen Spalte entsprechen der Zahl dieser Windungen
. Als seichte, leicht gebogene Sulci obliqui setzen sie die einzelnen Windungen von einander ab und
enden theils in der Tiefe an der Gränze der Insel, theils früher, bevor sie noch diese Gränze erreicht, infolge
Verschmelzung zweier Gyri obliqui mit einander.»

Wie aus dem Angeführten hervorgeht, hat Rüdinger die Entwicklung der inneren opercularen Windungen
verfolgt und sie als Gyri obliqui bezeichnet. Wahrscheinlich hat er diesen Namen im Gegensatz zu den Gyri
transversi von Heschl gewählt. Hierzu ist indessen zu bemerken, dass die erste Bezeichnung ebenso wenig
adäquat ist, als die letzte. Es wäre sogar besser, wenn die beiden Windungsgruppen ihre Namen tauschen könnten.
Die Heschl'schen Windungen des Temporallappens sind weit mehr »obliqui», als »transversi», und die von Rüdinger
erwähnten Windungen des frontalen Operculums sind im Allgemeinen eher »transversi», als »obliqui». Ich werde
deshalb diese Benennung vermeiden, um so viel mehr, als es, wenn man sie genauer bestimmen will, nöthig ist,
sie nach ihrer Lage zu bezeichnen.

Nach Rüdinger haben meines Wissens nur Herve und Eberstaller (Das Stirnhirn, 1892) die fraglichen
Windungen, aber nur beiläufig, erwähnt. »Die von Rüdinger hervorgehobenen Gyri obliqui», sagt Eberstaller,
»welche die der Insula Reilii zugekehrte Seite des Hirnmantels bedecken und mit den Gyri breves der Insel alter-
niren, tragen jedenfalls zur Obernächenentfaltung des Orbitaltheiles der unteren Stirnwindung sehr viel bei».
Eberstaller bespricht und beschreibt sie aber nicht nä.her.

Herve (La circonvolution de Broca, 1888) citirt in Kürze Rüdingers Angaben, auch ohne eigentlich Neues
hinzuzufügen.

Wenn wir nun zu einer eingehenderen Untersuchung übergehen, so finden wir, dass die innere Fläche des
oberen Frontaloperculums unregelmässig rectangulär und ihre Längsachse in sagittaler Richtung gestellt ist. Unten
wird sie von der Kante der unteren Fläche des frontalen Operculums, oben von dem Sulcus superior insula? und
vorn von dem Ramus ascendens fissuroe Sylvii begrenzt. Etwas schwieriger ist es, eine scharfe hintere Grenze
gegen das Operculum parietale festzustellen. Wie oben bemerkt wurde, wird diese Grenze an der Aussenseite
passend durch das untere Ende des Sulcus centralis angegeben. Innen, an der Insel, nimmt nun auch der Sulcus
centralis insular eine dem Sulcus centralis der Dorsalfläche recht genau entsprechende Lage ein, und von dem
oberen Ende des Sulcus centralis insulse zieht in der Regel an der Innenfläche des Operculums eine Windung,
welche transversal an die Unterfläche hinabsteigt. Diese Windung könnte also als Grenze aufgeführt werden;
richtiger ist es jedoch, die sie hinten begrenzende Furche dazu zu benutzen, um so viel mehr, als diese Furche
den Gyrus transversus primus des parietalen Operculums vorne begrenzt und von mir als der Sulcus transversus
primus dieses Operculums aufgeführt worden ist. Ich werde also diesen Sulcus transversus primus am parietalen
Operculum als die hintere Grenze der inneren Fläche des oberen frontalen Operculums angeben. Durch die Vereinigung
seines unteren Endes, welches übrigens sehr oft weit auf die untere Fläche des Operculums hinabläuft,
mit dem unteren Ende der Centraifurche bekommt man auch die hintere Grenze der unteren Fläche des frontalen
Operculums.

An der also begrenzten inneren Fläche des Operculum frontale superius lassen sich nun vom oberen Ende
des Ramus ascendens fissura? Sylvii bis an den Sulcus transversus primus am Operculum parietale in der Regel
vier Windungen unterscheiden.

Die hinterste, die vierte, von diesen Windungen entspricht dem Sulcus centralis der Dorsalseite des Palliums;
die nach vorn davon befindliche, die dritte, entspricht an der Dorsalseite des Frontallappens dem Sulcus preecentralis
: die nach vorn von der dritten Windung belegene, die zweite, entspricht dem Sulcus diagonalis und die
vorderste, die erste, befindet sich an der dem Ramus anterior ascendens fissuroe Sylvii anliegenden Fläche der
unteren Stirnwindung. Zwischen diesen Windungen sind also drei Furcherb zu unterscheiden.

Nun könnte man ja diese Windungen, um sie und die Furchen zu bezeichnen, einfach als primus, secundus
etc. aufführen. Da es aber meiner Ansicht nach, v. A. mit Hinsicht auf kommende Localisationsuntersuchungen,
wichtig ist, diese Rindentheile bestimmter localisiren zu können, so werde ich sie lieber nach den angegebenen
Orten des Palliums benennen — auf die Gefahr hin, momentan in die »Verwilderung» der amerikanischen No-
menclatur zu verfallen. Ich werde also die vier Windungen, von vorne nach hinten fortschreitend, in folo-ender
Weise bezeichnen: Gyrus posterior rami anterioris ascendentis (fissuras Sylvii), Gyrus anti-diagonalis, Gyrus anti-
prcecentralis und Gyrus anti-centralis. Hierdurch gewinnt man — und dies ist doch die Hauptsache — eine


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