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Der Gyrus rhinencephalo-fusiformis war bei den männlichen Hemisphären in 58 % und bei den weiblichen
in 68 % der Fälle oberflächlich.
Die Gyri Andrew Retzii waren bei den weiblichen Hemisphären öfter nachzuweisen (in 62 96 gegen 53 %
bei den männlichen).
Der Suicus cinguli zeigte sich bei den weiblichen Hemisphären einheitlich in 36 %, bei den männlichen
in 43 %\ er war in zwei Stücke getrennt in resp. 56 und 41 %, in drei Stücke getrennt in resp. 8 und 16 %.
Wenn man nun, nach dieser Analyse der Eigentümlichkeiten in der Furchenanordnung bei den männlichen
und den weiblichen Hemisphären einen Rückblick auf die Befunde wirft, so lässt es sich im Grossen und Ganzen
sagen, dass die weiblichen Gehirne etwas Aveniger Abweichungen vom Haupttypus, eine grössere Einfachheit und
Resrelmässiffkeit darbieten. Die meisten Arten von solchen Abweichungen waren auch in den weiblichen
Flemisphären nachzuweisen; sie kamen aber im Allgemeinen in geringerer Procentzahl vor. Dieser Befund stimmt
auch mit den früheren Erfahrungen auf diesem Gebiete überein. Dagegen ist keine Anordnung der Furchen
und Windungen im menschlichen Gehirne nachgewiesen, welche als für das männliche, oder für das weibliche
Gehirn speeifisch, charakteristisch oder typisch aufgeführt werden kann.
Die Ergebnisse einer Untersuchung dieser Art hängen, wie bei jeder derartigen statistischen Behandlung, nicht
nur von der Einsammlung und der Beschaffenheit, sondern auch von der Grösse des vorliegenden Materielles ab.
Ich habe schon oben betont, dass von mir keine »Auswahl» desselben vorgenommen worden ist; es ist also nicht
darauf gesehen worden, gewisse Formverhältnisse mehr oder weniger reichlich repräsentirt zu erhalten.
Die Ergebnisse einer derartigen Untersuchung hängt aber, wie eben gesagt, auch viel von der Grösse, dem
l'mfange, des Ma-teriales ab. Eine zweite Gruppe von 100 Hemisphären von Schwedenhirnen werden deshalb wahrscheinlich
in mehreren Beziehungen differirende Zahlen «'eben.
Doch glaube ich sicher, dass sich aus einer Hundertzahl von Hemisphären in Betreff aller hauptsächlichen
Verhältnisse in der Anordnung der Furchen und Windungen die wichtigsten allgemeinen Schlüsse ziehen lassen.
Ich hoffe jedoch, dass andere Forscher auf dem eingeschlagenen Wege fortsetzen werden, damit wir allmählig
zu immer sichreren Ergebnissen und Schlüssen gelangen. Dabei ist es wünschenswerth, noch mehrere andere
Verhältnisse in die Tabellen aufzunehmen; einige der von mir untersuchten Anordnungen lassen sich auch ohne
Nachtheil ansschliessen. Ich nahm nämlich vom Anfang an diese tabellarische Arbeit vor, um eine gewisse Reihe
von Formgestaltunge7i zu erforschen. Unter anderem wünschte ich zu eruiren, ob gewisse Furchen- und Win-
dungsanordnungen in constanter oder überwiegender Wreise combinirt vorkommen, d. h. ob eine t}7pische Zusammengehörigkeit
gewisser Formgestaltungen nachweisbar ist. Dass dies in mancher Hinsicht der Fall ist, besonders
wenn es Gruppen von Nachbarwindungen betrifft, ist offenbar; in anderen Beziehungen ist eine scheinbare
Gesetzlosigkeit vorhanden. Nach sorgfältiger Wägung der vorliegenden Befunde stehe ich diesmal davon ab,
diese hochwichtige Frage zu behandeln. Sie scheint mir noch nicht recht spruchreif zu sein. Zur Lösung des
Problems sind noch viele Untersuchungen in verschiedenen Richtungen nothwendig und wünschenswerth.
Hiermit schliesse ich diese Arbeit ab, in der Hoffnung durch dieselbe einige nicht ganz unwesentliche
Lücken in der makroskopischen Morphologie des menschlichen Gehirns, wenigstens theilweise gefüllt und unsere
Kenntniss von diesem hochwichtigen Organ, der »Krone der ganzen Schöpfung», einigermassen befördert zu haben.
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