http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-2/0049
Tafel XX.
Das Gehirn eines 46 Cm. langen, weiblichen Foetus.
Fig. 1 zeigt am Stirnkirn noch eine relativ geringe Differenzirung. Die Gyri frontales superiores sind auffallend
breit; von den Sulci front, superiores ist der linke einheitlich, der rechte aus zwei Stücken bestehend; das hintere Stück
des rechten hängt mit dem Sulcus proecentralis superior zusammen, links scheint die letztere Furche aus zwei Gruben zu
bestehen, die zu beiden Seiten des Sulcus frontalis superior liegen, aber von ihm getrennt sind. Von den Sulci postcentrales
ist der rechte einheitlich, der linke aus zwei Furchen zusammengesetzt, von denen die obere mit dem Sulcus interparietalis
anastomosirt, die untere abgetrennt ist, aber mit dem Sulcus subcentralis posterior eine wenig tiefe Verbindung eingeht
(Fig. 4); rechts ist das vordere Stück des Sulcus interparietalis mit der Postcentraifurche vereinigt. Der Sillens parietalis
superior ist rechts schön ausgebildet und in einem typischen Gyrus arcuatus meclius eingeschlossen; links ist diese Furche
auch vorhanden, aber weniger entwickelt. Die beiden Incisuree parieto-occipitales sind ziemlich stark und von den gut
entwickelten Gyri arcuati posteriores umgeben; nach aussen von den letzteren sieht man die Hinterenden der Sulci interparietales
je einen Halbring bilden.
Fig. 3 und 4. Ausser den schon erwähnten Verhältnissen ist in Betreff der Seitenansichten noch Folgendes zu bemerken
: rechts hängt der Sulcus preecentralis inferior mit dem Sulcus frontalis inferior zusammen, links sind sie getrennt;
rechts sind die drei Furchen des Opercularrandes, der Sulcus diagonalis, der Sulcus subcentralis anterior und der Sulcus
subcentralis posterior, typisch angelegt und selbstständig; links sind sie auch vorhanden, hier ist der Sulcus diagonalis aber
mit dem Sulcus frontalis inferior vereinigt. Der vordere Theil der Schläfenlappen ist glatt, ohne eigentliche Furchen.
Der Sulcus temporalis superior ist einheitlich, aber ohne vorderes Endstück; der Sulcus temporalis medius ist in getrennten
Stücken angelegt.
Fig. 5 und 6. Die medialen Ansichten bieten je einen aus zwei Stücken bestehenden Sulcus cinguli dar; der Sulcus
rostralis ist vorhanden. In der rechten Hemisphäre findet sich ein mit dem Sulcus cinguli vereinigter Sulcus subparietalis;
links ist am Prgecuneus nur eine abgetrennte Furche vorhanden, welche ansteigt. Die Fissura occipito-parietalis ist gut
ausgebildet und schneidet in die Mantelkante tief ein; die Fissura calcarina erreicht in der linken Hemisphäre beinahe
den Occipitalpol, in der rechten nicht, indem sie sich schon vorher dichotomisch theilt; weiter nach hinten, am Pole, findet
sich noch eine starke Querfurche, welche als compensatorische Furche entstanden zu sein scheint und die Entwicklung
der Fissura calcarina nach hinten hin beeinträchtigt hat.
Dieses Grehirn ist durch Injection von Chrom-Osmium-Essigsäure durch die Nabelgefässe in situ im Schädel
gehärtet und in directer Photographie im Lichtdruck wiedergegeben.
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