http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-2/0063
Tafel XXVII.
Das Gehirn eines 39 Cm. lang, männlichen (Zwilling-) Foetus (vom Ende des 7. Monats).
Fig. 1. In der Ansicht von oben sieht man nach vorn von den beiden Centraifurchen die Anlagen der Präcentral-
furchen sowie der oberen und der mittleren Frontalfurchen. Hinter den Centraifurchen sieht man die Incisura sulci cinguli,
die Postcentraifurchen und die Interparietalfurchen, ebenso die oberen Enden der Fissurse parieto-occipitales; von den
letztgenannten ist das der rechten Hemisphäre auffallend weit dorsalwärts ausgedehnt; die Interparietalfurche ist links
einheitlich, rechts nur aus kleinen, unregelmässigen Bruchstücken zusammengesetzt; der Eamus ascendens sulci temporalis
superioris steigt an der rechten Hemisphäre auffallend hoch empor; wahrscheinlich hat diese starke Entwicklung der
letzteren Furche, sowie die der (oberen) Postcentraifurche und der Fissura parieto-occipitalis, compensatorisch auf den
rechten S. interparietalis eingewirkt, weshalb er so schwach ausgebildet ist.
Fig. 2. In der Ansicht von unten erkennt man die Anlagen der Fissuree collaterales und rhinicte, ebenso der
Sulci orbitales.
Fig. 3 und 4. In der linken und rechten Seitenansicht sieht man in schöner Weise die sich über die Insula hervorwölbenden
Opercularwälle mit starken Opercula intermedia. Ferner sieht man, dass die Sulci centrales ziemlich weit
von der unteren Mantelkante entfernt endigen, und rechts (Fig. 4) bemerkt man vor und unter ihrem unteren Ende die Anlage
des Suicus subcentralis anterior und hinter ihm die des Sulcus subcentralis posterior; die letztere Furche ist auch in der
Fig. 3 sichtbar. — Von dem Sulcus temporalis superior sind links zwei Theilstücke vorhanden, indem der Raums ascendens
als selbstständige Partie erscheint; rechts ist die obere Temporalfurche einheitlich; hier ist der Sulcus intermedius
primus angelegt; links hängt er mit der Fissura Sylvii zusammen. Eine HESCHL'sche Querfurche ist am unteren Rande
der Fissura Sylvii bemerkbar. Von dem Sulcus temporalis medius sind nur unbedeutende Theilstücke vorhanden. Die
kleine vordere Grube in Fig. 3 ist wahrscheinlich die erste Anlage des Sulcus transversus der oberen Temporalfurche.
Fig. 5. In der Ansicht von hinten sieht man ausser den schon besprochenen Furchen in der rechten Hemisphäre
noch die compensatorische Halbringfurche der Fissura calcarina.
Fig.' 6 und 7. In der medialen Ansicht der beiden Hemisphären sieht man beiderseits einen einheitlichen Sulcus
cinguli, der sogar links mit dem Ramus medialis sulci olfactorii verbunden ist, sodass der Gyrus cinguli in selten schöner
Weise mit dem Gryrus olfactorius medialis zusammenhängt. Ausserdem sind der Sulcus rostralis und Doppelfurchenstücke
des Sulcus cinguli, ebenso Anlagen vom Sulcus prEecunei sichtbar. Ferner sind die Fissura prima und die Fissurse calca-
rinas und die Fissurse parieto-occipitales in starker Entwicklung vorhanden.
Das Gehirn, welches von einem Foetus stammt, der mit demjenigen, dessen Gehirn sich auf der Taf. XXVIII abgebildet
findet, Zwilling war, ist mittelst Gefässinjection von Chrom-Osmium-Essigsäure gehärtet und orthoskopisch in
natürlicher Grösse gezeichnet worden.
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