http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-2/0094
Tafel XLI.
Der dritte Ventrikel des erwachsenen Gehirns.
Fig. 1. Die rechte Hemisphäre eines 27-jährigen Mannes, im Medianschnitt abgebildet.
Fig. 2. Die mittlere Partie (mit dem dritten Ventrikel) von dem in Fig. 1 abgebildeten Präparate, in doppelter
Vergrösserung dargestellt.
Man erkennt in beiden Figuren hinten-unten den Durchschnitt des vierten Ventrikels und des Velum medulläre
anterius mit der ansitzenden Lingula und der Verdickung der Trochlearis-Kreuzung. Nach vorn-oben davon sieht man
den Medianschnitt der Lamina bigemina, der Commissura posterior und des Corpus pinedle. An der lateralen Wand des
(/ritten Ventrikels erkennt man oben die Stria medullaris, nach oben davon den Eecessus suprapinealis mit seinen Plexus-
zotten, nach unten-hinten den Eecessus geniculi und zwei nach vorn ziehende Gristce hypothalamicce, welche, einander parallel
, nach dem Foramen Monroi hin verlaufen. Die Commissura mollis fehlt. In der unteren Abtheilung des dritten
Ventrikels bemerkt man an der lateralen Wand sehr schön die typische Anordnung der Paigce hypotlialamicce und am
Boden von vorn nach hinten folgende Bildungen: den Eecessus opticus, den Processus chiasmaticus, den Eingang zum
Kanäle des Hypophysisstieles, den Eecessus saccularis, das Tuberculum prcemammillare und den Eecessus prcemammilaris.
Vorn sieht man den Durchschnitt der Lamina terminalis mit ihrer dünnen Fenestraha,\\t. An der basalen Partie in
der Fossa interpeäuneularis, unter dem Corpus mammillare und dem Chiasma ist das subarachnoidale Grewebe mit den
Balken und den Blutgefässen nicht wegpräparirt.
Das Corpus callosum zeigt eine typische Form. Im Winkel unter dem G-enu sieht man einen charakteristischen
Gyrus subcallosus und vor ihm die Fissura prima. Die Arteria cerebri anterior liegt in ihrer Furche und steigt, indem
sie sich verzweigt, nach der oberen Fläche des Corpus callosum. An der medialen Fläche des Palliums sieht man übrigens
vorn-unten den Sulcus rostralis und einen beinahe einheitlichen Sulcus cinguli, zu dem aber noch als vorderes Stück die
zwischen ihm und dem Sulcus rostralis befindliche, vordere, gebogene Furche gerechnet werden darf. Der Lobulus para-
centralis und die mediale Fläche des Gyrus frontalis superior sind kräftig entwickelt. Am Prtecuneus, am Cuneus und an
der medialen Fläche des Gyrus lingualis ist nichts Besonderes zu bemerken. Am unteren Umfang des Kleinhirns sieht man
im Medianschnitt das Foramen Magendii und den Zipfel der Plexus chorioidei. Nach hinten davon findet sich die Cisterna
cerebello-medullaris mit dem ansitzenden, sie hinten begrenzenden Arachnoidalblatte.
Fig. 3. Das Kleinhirn und ein Theil des Hirnstammes, an welchem die oberen Partien abgetragen sind, um den
Boden des dritten Ventrikels in der Ansicht von oben zu zeigen. In der Medianlinie des Ventrikelbodens sieht man die
mediane Längsrinne. Hinter dem Ventrikel bemerkt man die hintere Commissur und das Corpus pineale. Von dem Gehirn
eines Erwachsenen.
Fig. 4. Der vordere-untere Theil des Gehirns von einem Erwachsenen in einem von vorn-oben nach hinten-unten
gelegten Frontalschnitt. In der Mitte sieht man den Boden des dritten Ventrikels mit der medianen Längsrinne. Nach
vorn davon bemerkt man die beiden Columnce fornicis mit der dreieckigen Commissura anterior zwischen sich. Nach vorn
von diesen Gebilden sieht man den Durchschnitt der Columnee fornicis, des Septum pellucidum und des Corpus callosum.
Zu beiden Seiten vom Septum pellucidum erkennt man die sogen. Vorderhörner. Zu beiden Seiten von ihnen sieht man
die schöne Zeichnung der Ganglien und der Fasersysteme der Corpora striata, der Claustra und der Insulse. Der weisse
Querbalken hinter dem dritten Ventrikel ist die vom Messer getroffene Commissura posterior.
Die in den Figuren dieser Tafel wiedergegebenen Präparate sind in 4 proc. Lösung von Kali bichromicum mit Zusatz
von Formol gehärtet. Directe Photographien, in Lichtdruck reproducirt.
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