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Tafel XLIX.
Der Gyrus dentatus (die Fascia dentata mit dem Limbus Giacomini), der Gyrus fascio-
laris (die Fasciola cinerea), die Gyri Andreae Retzii (die »Balkenwindungen») und die
Gyri subspleniales.
Fii<. 1. Die rechte Hemisphäre eines 43 Cm. langen, männlichen Foetus, von innen-nnten gesehen. Zwischen dem
Fornixschenkel und dem Gyrns hippocampi steigt eine bandförmige Windung (die Faseia dentata) empor und biegt sich
um den hinteren Umfang des Splenium corporis callosi nach vorn hin; man sieht hier keine Differenzirung in den eigentlichen
Gyrus dentatus und den Gyrus fasciolaris; dagegen sondert sich am hinteren Umfang des Spleniums ein schmaler
Strang (ein Gyrus subsplenialis) ab, welcher sich an der unteren Fläche des Spleniums verliert. Hinter der Fascia sieht
man einen kleinen Höcker, einen Gyrus Andrese Retzii (eine »Balkenwindung»). Uebrigens findet man in der Hemisphäre
den Sulcus rostralis (proprius) und den Sulcus rostralis inferior, einen einheitlichen Sulcus cinguli und den Sulcus prsecunei
in der Gestalt von zwei ansteigenden Furchenstücken. Die Fissura calcarina und die Fissura parieto-occipitalis sind in
ihrer ganzen Ausdehnung angelegt; die Fissura collateralis ist ebenfalls weit entwickelt. Der Gyrus semilunaris ist sichtbar
. Der Gyrus olfactorius medialis setzt sich in den Gyrus cinguli fort. Härtung durch Inj. von Chrom-Osmium-
Essigsäure in die Gefässe.
Fig. 2.. Das untere Ende des Gyrus dentatus und seiner Umgebung des in Fig. 1 abgebildeten Gehirns, von unten
gesehen. Eine Partie des Gyrus hippocampi ist abgetragen. Vor dem ansteigenden Limbus Giacomini sieht man zwei
Gyri cligitati externi mit den Sulci digitati externi zwischen sich; hinter dem Limbus findet man den mützenförmigen
Gyrus intralimbicus und das Ende der Fimbria. Natürl. Grösse.
Fig. 3. Die linke Hemisphäre eines ausgetragenen, männlichen Foetus von innen und ein wenig von unten gesehen.
Man sieht hier die gezahnte Fascia dentata sich nach oben hin, unter dem Splenium, zuspitzen und sich dem Gyrus
fasciolaris anlegen, indem sich der letztere als glatter Strang um das Splenium nach oben hin biegt. Der Limbus Giacomini
ist vorhanden, tritt aber nicht scharf hervor. Die Höhle des Septum pellucidum ist hinten verschwunden. Der
Gyrus cinguli ist hinten ungewöhnlich stark verästelt, vorn durch eine obere Furche verdoppelt, die aber auch zum Gyrus
frontalis superior gerechnet werden kann. Härtung durch Injection von Chrom-Osmium-Essigsäure durch die Nabelgefässe.
Fig. 4. Die hintere Partie der rechten Hemisphäre eines 45 Cm. langen Foetus, von innen-unten gesehen. Am
hinteren Umfang des Splenium corp. callosi sieht man drei gesonderte Stränge nach unten-vorn hin ziehen, nämlich einen
schmalen Strang, den Gyrus subsplenialis, der sich an der Unterfläche des Spleniums verliert, einen mittleren breiteren,
den Gyrus fasciolaris und einen von diesem getrennten, äusseren, schmäleren, das obere Ende der Fascia dentata. Formolpräparat
.
Fig. 5. Die hintere Partie der linken Hemisphäre eines fast ausgetragenen Foetus, von innen-unten gesehen. Man
sieht hier zwei Gyri subspleniales, den Gyrus fasciolaris und das von diesem getrennte, stark entwickelte obere Ende der
Fascia dentata. Das Gehirn ist in einer 2 % Lös. von Kalibichromat gehärtet.
Fig. 6. Von einem 48 Cm. langen (ausgetragenen) Foetus. Am hinteren und unteren Umfang des Splenium corp.
callosi sieht man drei Stränge, von denen der mediale, der Gyrus subsplenialis, sich über die untere Fläche des Spleniums
biegt und sich an ihr ausbreitet, der mittlere, welcher oben mit dem medialen zusammenläuft, aus dem vereinigten Gyrus
fasciolaris (innen) und dem Gyrus dentatus (aussen) besteht, der laterale einem einheitlichen und ungewöhnlich langen
Gyrus Andrece Retzii entspricht. Am unteren Ende des Gyrus dentatus sieht man den Limbus Giacomini mit dem Gyrus
intralimbicus, von dem er hier nicht abgegrenzt ist, eine mützenförmige Partie am Gyrus uncinatus bilden. Kalibichro-
mat-Prän. Natürl. Grösse.
Fig. 7 und 8. Partien von der rechten und der linken Hemisphäre eines 3-monatlichen Kindes. Durch Abtragung
einer Partie des Gyrus hippocampi ist der untere Theil der Fascia dentata und ihrer Umgebung blossgelegt. Am hinteren
Umfang des Spleniums sieht man einen Strang, den Gyrus subsplenialis sich umbiegen und an der Unterfläche ausbreiten;
nach aussen von diesem Gebilde erkennt man den vereinigten, zugespitzten Strang des Gyrus fasciolaris und des Gyrus
dentatus und nach aussen von diesem Strange je ein Knötchen, einen Gyrus Andrece Retzii. Am unteren Ende sieht man
den Gyrus dentatus sich winklig in den Limbus Giacomini umbiegen und zwischen dem mützenförmigen Gyrus intralimbicus
und dem Gyrus uncinatus, resp. den Gyri digitati externi, verlaufen. Auf dem Gyrus uncinatus erkennt man
den Gyrus -semilunaris. Beh. mit schwacher Kalibichromatlösung. Natürl. Grösse.
Fig. 9. Von einem Erwachsenen (einem 19-jährigen Weibe). Am unteren Umfang des Spleniums sieht man von
der Spalte zwischen der Fimbria und dem Gyrus hippocampi drei Stranggebilde hervortreten, nämlich den Gyrus fasciolaris,
den Gyrus dentatus und die aus einer Reihe von 6 (oder 7) knötchenförmigen Wülsten bestehenden Gyri Andrece Eetzii.
Die Grenze zwischen dem Gyrus fasciolaris und dem Gyrus dentatus ist durch eine Furche bis weit unter das Splenium
deutlich angegeben. Vorn sieht man den Limbus Giacomini und links von ihm (in der Fig.) den Gyrus semilunaris.
Formolpräparat. Natürl. Grösse.
Fig. 10. Das Splenium corporis callosi mit dem Fornixschenkel von der rechten Hemisphäre desselben Gehirns,
das in Fig. 9 abgebildet ist. Man sieht den Gyrus fasciolaris (oben) und den Gyrus dentatus (unten) durch eine Furche
getrennt; der letztere Gyrus (die Fascia dentata) legt sich dem Gyrus fasciolaris zugespitzt an und hört auf (oder verschmilzt
mit ihm). Unter diesen Gebilden erkennt man die Gyri Andrece Retzii in der Gestalt einer Reihe von vier
ovalen Knötchen. Formolpräparat. Natürl. Grösse.
Fig. 11 und 12. Das Splenium corp. callosi (die rechte und die linke Hälfte) von einem 43-jährigen Manne. Am
unteren Rande der vereinigten Gyri fasciolares und der Gyri dentati erkennt man rechts zwei, links ein Knötchen des
Gyrus Andrece Retzii. Natürl. Grösse. Formolpräparat.
Fig. 13. Das Splenium corp. callosi (linke Hälfte) von einem 65-jährigen Manne. Man sieht den vom oberen
Umfang des Spleniums hinabsteigenden zuerst einfachen Strang sich in drei Stränge, den dünnen Gyrus subsplenialis, der
sich an der unteren Fläche des Spleniums verliert, den Gyrus fasciolaris und den Gyrus dentatus, theilen, welche letzteren
neben einander, aber durch eine Furche getrennt, verlaufen. Formolpräparat. Natürl. Grösse.
Fig. 14. Das Splenium corp. callosi (rechte Hälfte) eines 61-jährigen Weibes. Der Gyrus fasciolaris zieht hier,
mittelst einer Furche von dem Gyrus dentatus vollständig abgetrennt, um den hinteren Umfang des Spleniums nach oben
hin. Der Gyrus dentatus endigt oben-hinten zugespitzt. Unter ihm erkennt man vier Knötchen, welche die Gyri Andrece
Retzii repräsentiren. Formolpräparat. Natürl. Grösse.
Fig. 15. Das Splenium corp. callosi (rechte Hälfte) eines 62-jährigen Mannes. Der Gyrus fasciolaris, der weit
nach vorn-unten zwischen der Fimbria und dem Gyrus dentatus verläuft, nimmt oben-hinten das zugespitzte Ende des
letzteren m sich auf und biegt sich nachher um das Splenium nach oben hin. Ein Knötchen des Gyrus Andrem Retzii
ist neben der Vereinigungsstelle der genannten Gyri sichtbar. Formolpräparat. Natürl. Grösse.
^on. (lem Grehirn eines 52-jährigen Mannes. Der Gyrus fasciolaris lässt sich unter der abgetragenen
JBimbria auf dem Hippocampus neben dem Gyrus dentatus weit nach vorn-unten verfolgen. Oben-hinten nimmt der G.
fasciolaris das zugespitzte Ende des G. dentatus auf. Auf dem Gyrus uncinatus erkennt man den Gyrus semilunaris
und nach unten und links von dem letzteren den Gyrus ambiens. Der Sulcus semiannularis trennt die beiden Gyri und
umschhesst den Gyrus semilunaris in seinem halbmondförmigen Umfange. Auch der Limbus Giacomini ist sichtbar.
. Gemeinsame Bezeichnungen: gd Gyrus dentatus; gf^ Gyrus fasciolaris; gs Gyrus subsplenialis; gar Gyri Andreas
Retzii; d Gyri digitati; lg limbus Giacomini; sl Gyrus semilunaris; a Gyrus ambieus; sa Sulcus semiannularis.
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