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Tafel LXIL
Seitliche Ansichten von Gehirnen Erwachsener,
Fig. 1. Die linke Hemisphäre eines 27-jährigen Mannes in der Ansicht von der äusseren Seite dargestellt. Diese
Hemisphäre bietet eine auffallende Breite der Windungen, v. A. der Gyri centrales, dar. — Der Sulcus centralis hängt
nur mittelst eines sehr seichten Furchenstückes mit dem Sulcus prcecentralis superior zusammen; mit dem Sulcus subcentralis
posterior steht er dagegen in tiefer Verbindung; die letztgenannte Furche schneidet in die Fissura Sylvii ein. Mit
dem Sulcus prcecentralis superior ist der Sulcus frontalis superior und mit dem von diesem abgetrennten Sulcus prceccn-
tralis inferior der Sulcus frontalis inferior vereinigt. Der Sulcus diagonalis steht mit keinem der beiden letzteren Furchen
in Communication. Der Sulcus postcentralis ist einheitlich; unter seinem unteren Ende findet sich noch eine in die Mantelkante
einschneidende Furche. Der Sulcus interparietalis pr. ist einheitlich, aber von dem S. postcentralis abgetrennt. Der
Sulcus parietalis superior ist vorhanden, steht aber mit dem S. interparietalis in Verbindung. Der Sulcus temporalis superior
ist durch zwei an verschiedenen Stellen belegene, oberflächliche, quere Gyri temporales mcdio-superiorcs unterbrochen;
hinter dem ersteren Gyrus schneidet von der Fissura Sylvii her eine Furche tief in den Schläfenlappen ein.
Fig. 2. Die rechte Hemisphäre desselben Gehirns. Der Sulcus centralis schneidet, durch die Vermittelung des
Sulcus subcentralis anterior, in die Mantelkante ein. Die beiden Sulci prcecentrales sind vereinigt; ein mediales Stück ist
aber abgetrennt, oder auch ist der Sulcus prcecentralis meäialis über die Mantelkante nach aussen hin ausgedehnt. Der
Sulcus frontalis superior und der Sulcus frontalis inferior stehen mit der vereinigten Pri-Ecentralfurche in Verbindung
Der Sulcus äiagonalis ist selbstständig. Der Sulcus postcentralis ist einheitlich, doch ist von ihm ein kleines, mediales
Stück abgetrennt. Der Sulcus interparietalis pr. ist einheitlich und mit der Postcentraifurche nur durch ein seichtes
Furchenstück vereinigt. Der Sulcus parietalis superior ist typisch und selbstständig, ebenso der Gyrus arcuatus medius.
Der Sulcus temporalis superior ist durch einen Gyrus temp. medio-superior secundus unterbrochen. — Interessant ist es,
die beiden Hemisphären dieses Gehirns mit einander zu vergleichen. Die Windungen der linken Hemisphäre sind in auffallender
Weise breiter, und doch giebt es in beiden Hemisphären in Betreff des Typus der Windungen einen gewissen
Charakter. Es ist von Interesse, die Schmalheit der Windungen des Occipitallappens mit der ansehnlichen Breite der
fronto-parietalen, v. A. der centralen, AVindungen zu vergleichen.
In Fig. 2 der Taf. LIII ist das in Fig. 1 und 2 dieser Tafel abgebildete Gehirn in der Ansicht von oben wiedergegeben
. (Vergl. die Beschreibung der angeführten Figur!)
Fig. 3. Die linke Hemisphäre des Gehirns eines 55-jährigen Mannes, in der Ansicht von der äusseren Seite dargestellt
. Man sieht hier den Sillens centralis durch die Vermittelung des Sulcus subcentralis anterior in die Fissura Sylvii
einsehneiden. Die beiden Sulci prcecentrales sind von einander getrennt. Der Sulcus prcecentralis inferior ist mit dem
Sulcus frontalis inferior vereinigt, von dem Sulcus diagonalis dagegen getrennt. Der Sulcus postcentralis ist gewisser-
massen einheitlich, sein laterales (unteres) Stück ist aber von ihm abgesondert und mit dem Sulcus subcentralis posterior
vereinigt. Der Sulcus interparietalis pr. ist vom S. ^postcentralis abgetrennt und übrigens einheitlich. Der Sulcus parietalis
superior ist gedoppelt vorhanden. Vom Sulcus temporalis superior ist durch einen Gyrus temp. medio-superior ein
vorderes Stück abgetrennt. Ein Sulcus occipitalis lateralis ist vorhanden.
Fig. 4. Die rechte Hemisphäre desselben Gehirns, in der Ansicht von aussen-oben dargestellt. Die beiden Sulci
prcecentrales sind von einander getrennt. Mit dem oberen ist nur ein kurzes Stück des Sulcus frontalis superior, mit dem
unteren der Sulcus frontalis inferior vereinigt. Sowohl der Sulcus diagonalis, als der Sulcus subcentralis anterior ist selbstständig
. Der Sulcus subcentralis posterior ist ebenfalls selbstständig, kräftig entwickelt und mit dem sonst einheitlichen
Sulcus postcentralis nicht vereinigt; diese letztere Windung ist durch die Subcentralfurche nach oben hin verschoben
(falls man nicht die untere freie Furche als ein abgelöstes Stück der Postcentraifurche betrachten will). Die Postcentral-
furche bietet aber noch die Eigenthümlichkeit dar, dass sie sich gewissermassen in zwei Furchen getheilt hat, welche,
jede für sich, mit dem Sulcus interparietalis pr. eine Verbindung eingehen. Durch diese Verbindungen und durch die
Communication mit dem Sulcus intermedius primus und mit noch einer vor diesem Sulcus befindlichen Furche hat die
Interparietalfurche eine sternförmige (fünfarmige) Figur bekommen; von ihrem hinteren Stücke ist sie dagegen abgetrennt,
und zwar durch eine oberflächliche Brückenwindung, welche den Gyrus arcuatus medius des oberen mit dem Gyrus angularis
des unteren Scheitelläppchens verbindet. Der Sulcus parietalis superior ist in sehr typischer Lage und Gestalt vorhanden
. Der Sillens temporalis superior ist einheitlich.
Die auf dieser Tafel abgebildeten Gehirne sind in Kalibichromat- und Formollösung gehärtet und in directer Photographie
im Lichtdruck wiedergegeben.
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