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Tafel LXXII.
Laterale und mediale Ansichten von Gehirnen Erwachsener.
Fig. 1. Das Gehirn eines 26-jährigen Mannes, von der linken Seite gesehen. Der Sillens centralis hängt mit dem
Sulcus prcecentralis superior in tiefer Verbindung zusammen; diese letztgenannte Furche sendet nach vorn das Anfangsstück
des Sillens frontalis superior aus, der aber dann durch eine starke Querwindung unterbrochen wird. Der Sillens
prcecentralis inferior ist von der oberen Präcentraifurche getrennt, aber mit dem Sulcus diagonalis und dem Anfangsstück
des Sulcus frontalis inferior vereinigt; die letztgenannte Furche ist durch eine Querwindung unterbrochen. — Der Sulcus
postcentralis ist einheitlich, endigt aber von der unteren Mantelkante sehr weit entfernt, indem der hohe Sulcus subcentralis
posterior seine Entwicklung nach unten-aussen beschränkt hat. Der Sulcus interparietalis (proprius) hängt mit dem
Sulcus postcentralis nicht zusammen, reicht aber weit nach unten-aussen hin und schneidet in die Fissura Sylvii ein. —
Der Sulcus parietalis superior ist gut entwickelt und selbstständig. — Der Sulcus temporalis superior ist vorn durch zwei
von einer tiefen Furche getrennte Gyri temporales meclio-superiorcs unterbrochen; dagegen läuft vorn von ihm eine Verbindungsfurche
zum Vorderstück des G-yrus temporalis medius. Der Sulcus occipitalis lateralis ist vorhanden.
Fig. 2 und 3. Die beiden medialen Flächen des in Fig. 1 abgebildeten Gehirns, in der Ansicht von innen-unten
dargestellt. Der Sulcus cinguli ist in der rechten Hemisphäre aus zwei (die Incisurpartie ist nämlich selbstständig vorhanden
), in der linken aus drei Stücken zusammengesetzt; der Sulcus rostralis transversus findet sich in der rechten Hemisphäre
. Der Sulcus subparietalis hängt nicht mit dem Sulcus cinguli zusammen, steht aber theilweise mit dem eigentlichen
Sulcus preecunei in Verbindung. Der Isthmus ist etwas eingeknickt. Die Fissura collatcralis ist in beiden Hemisphären
einheitlich und mit der Fissura rhinica vereinigt; die letztere Fissur läuft aber nach aussen hin eine Strecke in
den Schläfenlappen hinaus. Die Fissura collateralis ist mit dem Sulcus sagittalis lingualis vereinigt und zieht in dieser
Weise weit nach hinten hin, wodurch der Gyrus lingualis als aus nur einem Windungsast gebildet erscheint. Der Sulcus
rhinencephali inferior ist in beiden Hemisphären vorhanden. Die Incisura parieto-occipitalis ist in der rechten Hemisphäre
schwach entwickelt und fehlt beinahe ganz in der linken.
Fig. 4. Die linke Hemisphäre eines 23-jährigen Weibes, von aussen gesehen. Man sieht hier die Kniebildungen des
Sulcus centralis und die Vereinigung des Sulcus prcecentralis inferior mit dem Sulcus frontalis inferior und dem Sulcus
diagonalis. Der Sulcus prcecentralis superior ist selbstständig; der Sulcus postcentralis superior ebenso. Der Sulcus interparietalis
{proprius) ist mit dem Sulcus postcentralis inferior vereinigt. Die beiden Sulci subcentrales sind selbstständig.
Der Sulcus temporalis superior ist einheitlich und hängt hinten mit dem Sulcus intermedius primus und mittelst dieser
Furche mit der Interparietalfurche zusammen.
Nach Formolpräparaten direct durch Photographie in Lichtdruck wiedergegeben.
Von dem in Fig. 1—3 wiedergegebenen Gehirn findet sich in Fig. 1 der Taf. LIX eine Ansicht von oben.
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