http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-2/0162
Tafel LXXIV.
Das Gehirn eines 37-jährigen Weibes.
Fig. 1. Die linke Hemisphäre, von aussen-oben gesehen. Der Sillens prcecentralis superior und der Sillens x^'(^centralis
inferior sind getrennt; von dem ersteren geht der weit nach vorn hin einheitliehe Sillens frontalis superior aus; der
S. prrecentr. inferior ist von dem Suleus frontalis inferior getrennt, hängt aber zum Theil mit dem Sillens cliagonalis zusammen
; die hinter ihm befindliche, mit ihm anastomosirende hohe Furche entspricht entweder dem Suleus subccnfralis
anterior — eine andere Furche dieser Art giebt es in dieser Hemisphäre nicht — oder auch stellt sie den unteren Schenkel der
unteren Präcentraifurche selbst dar. Der Suleus frontalis inferior anastomosirt nach oben hin mit dem abgesonderten Hinterende
des Suleus frontalis meclius. Der Suleus postcentralis superior hängt, obwohl nicht in tiefer Weise, mit dem Sillens
postcentralis inferior und dem Suleus interparietalis zusammen. Der Suleus subcentralis posterior zeigt sich nicht mit
anderen Furchen vereinigt. Der Suleus temporalis superior ist einheitlich; sein Ramus ascendens ist unbedeutend, hängt
aber hinten mit dem Ramus ascendens des Suleus temporalis medius zusammen, der in den Gyrus temp. posterior inferior
hineinläuft; die Sulci intermeclius primus und secunclus sind schwach entwickelt. Der Suleus occipitalis lateralis ist kräftig
und hängt vorn sowohl mit einem Stück des S. temporalis medius, wie mit der Incisura prseoccipitalis zusammen.
Fig. 2. Die rechte Hemisphäre desselben Gehirns, von aussen-oben gesehen. Der Suleus prcecentralis superior, von
dem der Suleus frontalis superior ausgeht, hängt nicht mit dem Suleus prcecentralis inferior zusammen; der letztere steht
aber mit dem Anfangsstück des Suleus frontalis inferior und durch dessen Yermittelung mit dem Suleus frontalis medius
in Verbindung; nach unten hin schneidet die untere Präcentraifurche tief in die Fissura Sylvii ein; da kein anderer
Suleus cliagonalis vorhanden ist, lässt es sich annehmen, dass die Präcentraifurche in dieser Weise die Fissura Sylvii
durch seine Vermittelung erreicht; man kann aber an dem einschneidenden Furchenstück kaum die Spuren der Verbindung
der beiden Furchen entdecken. Die Sulci subcentrales anterior und x)OSlcrior sind an der Mantelkante vorhanden,
stehen aber mit den über ihnen belegenen Furchen in keiner Verbindung. Der einheitliche Suleus postcentralis steht mit
dem Suleus interparietalis in directer Anastomose. Die drei Bogenwindungen des unteren Scheitellappens sind typisch,
nur spielt der Suleus intermeclius primus in dem Gebiet des Gyrus supramarginalis die Hauptrolle. Der Suleus temporalis
superior zeigt nur am Vorderende ein kleines Stück abgetrennt, ist aber sonst einheitlich. Der Suleus occipitalis lateralis
ist vorhanden.
Fig. 3 und 4. Die mediale und die untere Fläche der beiden Hemisphären desselben Gehirns, von innen-unten
gesehen. Der Suleus cinguli ist in beiden im Ganzen einheitlich, doch findet sich vorn ein abgelöstes Stück, das in Fig. 3
eine Verdoppelung darstellt und mit dem Sillens rostralis zusammenhängt. Der Suleus subparieialis ist mit dem Suleus
cinguli nicht vereinigt, auch bildet er in beiden Hemisphären mit den ansteigenden Sulci preecunei je eine H-formige
Figur. Der Gyrus rhinencephalo-lingualis ist ausserordentlich breit. Die Fissura collateralis in beiden Hemisphären ist
durch je einen Gyrus rhinencephalo-fusiformis von der Fissura rhinica getrennt; in Fig. 4 ist indessen diese Windungsbrücke
sehr schmal. Die Lamina terminalis und die Commissura anterior sind ebensowohl wie der Gyrus subcallosus und
die Fissura prima deutlich und gut zu sehen, was besonders in Fig. 4 der Fall ist.
Das auf dieser Tafel abgebildete, in Kalibichromat- und Formollösung gehärtete Gehirn, — in Fig. 1 der Taf. LH
in der Ansicht von oben her wiedergegeben — ist direct nach Photographien in Lichtdruck reproducirt.
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