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Tafel LXXVII.
Laterale und mediale Ansichten von Gehirnen Erwachsener.
Fig. 1. Laterale Ansicht der linken Hemisphäre eines 43-jährigen Mannes. Durch die Behandlung des in Kali-
bichromat gehärteten Gehirns mit Wasser sind die Furchen erweitert worden, wodurch die Windungen in ihrer Anordnung
und ihren Verbindungen deutlicher hervortreten. Der Sillens centralis ist unten mit dem Sillens subcentralis anterior
vereinigt und schneidet, wenn auch nicht tief, in die Fissura Sylvii ein. Die beiden Sulci prcecentrales sind vereinigt;
der untere ist aber in seiner Ausbildung nach unten hin durch den starken Sulcus diagonalis beeinträchtigt; die vertikale,
schwach gebogene Furche, welche auf die Mantelkante hinabzieht, und nicht die kleine Kantenfurche weiter vorn, ist als
der S. diagonalis aufzuführen; die erste Furche zeigt nämlich den Charakter des S. diagonalis und ist sogar mit der
Pars basilaris etwas in die Tiefe gesunken, obwohl sich diese Rindenpartie in Folge der oben erwähnten Behandlungs-
weise blossgelegt worden ist. — Der einheitliche Sulcus frontalis inferior steht in offener und tiefer Verbindung mit der
Präcentralfurche. Der Sulcus frontalis medius ist einheitlich und recht typisch. Der Sulcus prcecentralis (superior) steht
mit dem im Ganzen einheitlichen Sulcus frontalis superior in offener Verbindung. Der Sulcus postcentralis ist einheitlich
und mit dem durch eine mittlere Brückenwindung in zwei Stücke getheilten Sulcus interparietalis vereinigt; das untere
Ende des S. postcentralis ist aber durch einen sehr starken, nach oben weit emporsteigenden Sulcus subcentralis posterior
in der Ausbildung beschränkt worden, oder, was vielleicht richtiger ist, sein unteres Ende ist abgesondert und mit dieser
Furche vereinigt. Der Eamus posterior ascenclens der Fissura Sylvii steigt hoch empor, und der Gyrus supramarginalis
bildet in Folge dessen einen weit emporragenden Bogen. Der Sulcus temporalis superior ist von zwei, durch eine in den
Gyrus temporalis medius tief einschneidende Furche getrennten Gyri temporales medio-superiores getheilt; das vordere
Stück reicht weit nach vorn; ein besonderer Sulcus temp. transversus superior ist nicht vorhanden (eigentlich ist derselbe
mit dem S. temp. superior vereinigt); in seinem hinteren Verlaufe communicirt der S. temp. superior mit einem der
Mittelstücke des in mehrere Stücke getrennten Sulcus temporalis medius, mit dem Vertreter des Sulcus occipitalis lateralis
und, mittelst dem Sulcus intermedius primus, mit dem Sulcus interparietalis. In Fig. 1 der Taf. LXXV ist dieselbe
Hemisphäre, aber vor der starken Erweiterung der Furchen, von aussen-oben abgebildet. In Fig. 1 der Taf. LIII. ist
dasselbe Gehirn von oben her — und in Fig. 2 der Taf. LVII von vorn her wiedergegeben.
Fig. 2 und 3. Mediale Ansichten der rechten und der linken Hemisphäre des median durchgeschnittenen Gehirns
eines 64-jährigen Mannes. In Fig. 2 ist durch die Entfernung des Fornix und eines Theils des Corpus callosum der
Seitenventrikel geöffnet. Die Seitenwände des dritten und des vierten Ventrikels und des Aquseductus Sylvii sind sichtbar
. In Fig. 2 ist der Sulcus cinguli einheitlich, ebenso in Fig. 3, obwohl hier eine Verdoppelung des mittleren Stückes
vorhanden ist. Der Sulcus subparietalis hängt in beiden Figuren mit dem Sulcus cinguli zusammen. Der Sulcus prsecunei
bildet einen Ast des Sulcus subparietalis.
Fig. 4:. Laterale Ansicht der linken Hemisphäre eines 22-jährigen Mannes. Der Sulcus prcecentralis ist einheitlich,
oben mit dem Sulcus frontalis superior, unten mit dem Sulcus frontalis inferior, und, durch Vermittelung des Hinterstückes
der letzteren Furche, mit dem Sulcus diagonalis vereinigt. Der S. frontalis inferior ist durch eine mittlere
Brückenwindung in zwei Stücke getrennt, von denen das vordere mit dem Sulcus frontalis medius anastomosirt. Der
Sulcus p>o st centralis ist in zwei Stücke getheilt, von denen das untere, der S. postc. inferior, sich mit dem Sulcus interparietalis
vereinigt zeigt; der Sulcus subcentralis posterior steigt hoch empor und hat, wie in Fig. 1, das untere Ende
des Sulcus postcentralis inferior nach oben verdrängt — oder in sich aufgenommen. Der Sillens temporalis superior ist einheitlich
, communicirt aber hinten-unten mit einem Hinterstück des in mehrere Stücke gesonderten Sulcus temporalis
medius.
Von den drei auf dieser Tafel nach directen Photographien in Lichtdruck reproducirten Gehirnen ist das in Fig. 4
wiedergegebene mittelst Formollösung, die übrigen beiden mittelst Kalibichromatlösung gehärtet worden.
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