Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TF 2014/22-2
Retzius, Gustaf
Das Menschenhirn: Studien in der makroskopischen Morphologie ([2]): Tafeln: mit 96 Tafeln in Lichtdruck und Lithographie
1896
Seite: 80
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-2/0174
Tafel LXXX.

Linke und rechte Hemisphären, in denen die Furchen der Scheitelregion theilweise

geöffnet vorliegen.

Fig. 1. Die linke Hemisphäre des Gehirns von einem 63-jährigen Weibe. Von oben-hinten gesehen. Hinter dem
oberen Ende des Sulcus centralis findet man eine ausserordentlich starke, tief in die Mantelkante einschneidende Incisura
s. cinguli, und in Folge dessen einen ansehnlichen Gyrus arcuatns anterior lobuli parietalis superioris; das obere Ende des
Sulcus jiostcentralis superior ist deshalb nach aussen verschoben und halbringförmig um die Bogenwindung gestellt. Der
<luvus arcuatus medius ist grösstentheils mit dem G-yrus arc. anterior vereinigt und zeigt an der Oberfläche nur einen
rudimentären Sillens parietalis superior. Die dritte Bogenwindung. der Gyrus arcuatus posterior, ist ausserordentlich selbstständig
und stark entwickelt; die Incisura parieto-occipitalis zeigt in Uebereinstimmung damit eine sehr kräftige Ent-
wickelung und schneidet tief in die Mantelkante ein; das hintere Ende des Sulcus int er parietalis (proprius) umgrenzt diese
Bogenwindung sowohl lateral, wie hinten (mittelst dem Sulcus occipitalis transversus) und vorn mittelst seinem medialen
Aste. An der äusseren Seite des weit geöffneten Sulcus interparietalis erkennt man die oberen Enden der drei Bogen-
windungen des unteren Scheitelläppchens. Vor dem Sulcus centralis sieht man eine, freilich nicht besonders tiefe Verbindung
dieser Furche mit dem Sulcus pra?centralis superior, von dem der einheitliche Sulcus frontalis superior ausgeht.

Fig. 2. Die rechte Hemisphäre desselben Gehirns, ebenfalls von oben-hinten gesehen. Man erkennt die drei Bogen-
windungen des oberen Scheitelläppehens, den ziemlich kleinen Gyrus arcuatus anterior, in welchem die zweigeth eilte Incisura
s. cinguli steckt, den ansehnlichen Gyrus arcuatus medius, welcher den starken Sulcus parietalis superior enthält,
und den ebenfalls sehr starken Gyrus arcuatus posterior, in deren (wie in Fig. 1) von der Interparietalfurche begrenzten
Bogen die in die Mantelkante sehr tief einschneidende Incisura parieto-occipitalis sichtbar ist. Der Sulcus postcentralis
ist einheitlich. Der Sulcus interparietalis pr. zeigt sich von ihm durch eine oberflächliche, quere Brückenwindung, welche
mit dem Gyrus arcuatus medius vereinigt ist, abgesondert. Vorn sieht man den Sulcus frontalis superior vom Sulcuspree-
centralis superior ausgehen.

Fig. 3. Die linke Hemisphäre eines 37-jährigen Weibes, in der Ansicht von oben-hinten. Durch die starke Erweiterung
des Sulcus interparietalis sind der Lobulus inferior und der Lobulus superior weit von einander getrennt und die
frei hervorragenden, einander gegenüber stehenden Enden der drei Bogenwindungen der beiden Lobuli in auffallender
Weise ausgeprägt. Am oberen Scheitellappen ist der Gyrus arcuatus anterior in Folge der bedeutenden Grösse der Incisura
s. cinguli kräftig entwickelt; der Gyrus arcuatus medius bildet ebenfalls eine starke, schöne Schlinge, in welcher der
typisch aussehende Sulcus parietalis superior liegt; und schliesslich tritt der Gyrus arcuatus posterior als ein recht starker
Bogen hervor, in dessen Concavität die ziemlich weit in die Mantelkante einschneidende Incisura parieto-occipitalis hineinragt
. Der Sulcus interparietalis ist einheitlich und mit dem ebenfalls einheitlichen Sulcus postcentralis vereinigt; an
der Vereinigungsstelle der drei Furchen hebt sich eine Windungsschlinge empor, die als ein Gyrus insulatus betrachtet
werden kann.

Fig. 4. Die rechte Hemisphäre eines 44-jährigen Weibes, in der Ansicht von oben-innen dargestellt. In der Mantelkante
sieht man hinter dem oberen Ende des Sulcus centralis die Incisura s. cinguli und nach hinten von dieser den
typisch belegenen, aber nur kurzen und schwachen Sulcus parietalis superior, hinter welchem der Sulcus preccunei liegt;
hinter diesem Sulcus erkennt man den in die Mantelkante einschneidenden medialen Ast des Sulcus interparietalis und
noch weiter hinten die zweigetheilte Incisura parieto-occipitalis, deren hinterer Ast jedoch nur seicht ist. Vor dem medialen
Ende des Sulcus pr£ecentralis superior bemerkt man in der Mantelkante den stark entwickelten Sulcus prtecen-
tralis medialis.

Fig. 5. Die linke Hemisphäre des Gehirns eines 43-jährigen Mannes, in der Ansicht von oben-hinten dargestellt.
Es ist dieses dasselbe Gehirn, welches in Fig. 1 der Taf. LIII von oben her wiedergegeben ist, weshalb ich auf die Beschreibung
desselben verweise. Diese Hemisphäre ist ferner auch in Fig. 1 der Taf. LXXIX und in Fig. 1 der Taf. LXXV
in der Ansicht von aussen her dargestellt (s. die Beschreib, dieser Figuren!). In Fig. 5 dieser Tafel sieht man das Gehirn,
nachdem sich die Furchen durch die Behandlung mit Wasser erweitert haben. Man erkennt hier in den einheitlichen und
mit dem Vorderstück des Sulcus interparietalis vereinigten Sulcus postcentralis die queren Tiefenwindungen, welche an
dem Grund der Furche alternirend hinabsteigen. Der kleine Gyrus arcuatus anterior hängt, wie in der Hegel der Fall
ist, mit dem Gyrus arcuatus medius innig zusammen; diese letztere Windung enthält den Sulcus parietalis superior, der
lateralwärts mit dem Sulcus interparietalis anastomosirt, und verbindet sich mittelst einer oberflächlichen Brückenwindung
mit dem unteren Scheitelläppchen (dem Gyrus angularis). Der Gyrus arcuatus posterior ist stark entwickelt und enthält
die ebenfalls starke Incisura parieto-occipitalis. Der Sulcus interparietalis setzt sich hinter dem Sulcus occipitalis transversus
weiter nach hinten hin als ein Sulcus occipitalis sagittalis fort und bildet hinter der genannten Querfurche noch
eine starke solche Furche. Am Stirnhirn sieht man in dieser Fig. die schon in den anderen citirten Figuren vorhandene
Verlängerung des vorderen Astes des inneren getheilten Centralfurchenendes nach vorn hin und seine Anastomose mit
einem abgetrennten medialen Stück des Sulcus prsecentralis superior.

Fig. 6. Die hintere Partie der rechten Hemisphäre des Gehirns eines 50-jährigen Weibes, in welcher sich die
Furchen bei der Härtung stark erweitert haben. In dem einheitlichen Sulcus postcentralis und in dem mit ihm vereinigten,
ebenfalls einheitlichen Sulcus interparietalis sieht man die zahnradartig in einander greifenden Tiefenwindungen. Die
Interparietalfurche ist in der Mitte durch eine quere, oberflächliche Brückenwindung unterbrochen. Nach hinten-innen
davon erkennt man den Gyrus arcuatus posterior des oberen Scheitelläppchens, welcher hier in Folge starker, künstlicher
Ausbiegung der Bogenschenkel und Tamponirung der Incisura parieto-occipitalis, als weit geöffnet erscheint; diese Bogenwindung
ist in schöner Weise hinten-aussen und vorn von einer Halbringfurche, dem Hinterstück der Interparietalfurche
umgrenzt. Die drei Bogenwindungen der beiden Scheitelläppchen sind auseinander gebogen; die oben erwähnte oberflächliche
Brückenwindung in der Interparietalfurche verbindet aber quer über diese Furche den Gyrus arcuatus medius des
oberen mit dem Gyrus (inferior) posterior des unteren Scheitelläppchens.

Alle die auf dieser Tafel nach directen Photographien in Lichtdruck wiedergegebenen Gehirne sind in einer Mischung
von Formol und Kalibichromat gehärtet.


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