Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TF 2014/22-2
Retzius, Gustaf
Das Menschenhirn: Studien in der makroskopischen Morphologie ([2]): Tafeln: mit 96 Tafeln in Lichtdruck und Lithographie
1896
Seite: 95
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-2/0204
Tafel XOV.

Die Parietal- und Occipitallappen. Die Hirnventrikel mit der Tela chorioidea des

erwachsenen Gehirns.

Fig. 1. Die rechte Hemisphäre des Gehirns eines 43-jährigen Mannes, in der Ansicht von oben-hinten (und etwas
von aussen) her dargestellt. Vorn sieht man die beiden Sulci prcecentrales von einander getrennt und den oberen mit dem
Sulcus frontalis superior vereinigt, den unteren von dem Sulcus frontalis inferior geschieden. Die beiden Sulci postcentrales
sind von einander getrennt, und nur der untere ist mit dem Sulcus interparietalis vereinigt; ein kleiner Gyrus insulatus
ist an der Vereinigungsstelle zu sehen. Eine, freilich nicht ganz oberflächliche, Brückenwindung trennt den hinteren
Theil des Sulcus interparietalis vom Vorderstück ab, welches dagegen sowohl mit dem Sulcus intermedius primus, wie mit
dem Eamus ascendens des Sulcus temporalis superior in Verbindung steht; das Hinterstück des Sulcus interparietalis
schickt seinen starken Eamus medialis vor dem Gyrus arcuatus posterior, der um die Incisura parieto-occipitalis herum
gut entwickelt ist, weit nach innen und läuft, weit an dem Sulcus occipitalis transversus vorbei, als ein Sulcus occipitalis
sagittalis bis zum Occipitalpol hin. Der Sulcus occipitalis lateralis ist gut ausgebildet. Der Gyrus arcuatus anterior
hängt innig mit dem Gyrus centralis posterior zusammen, und die Incisura s. cinguli läuft beinahe in den Sulcus post-
centralis superior hinein. Der Gyrus arcuatus medius enthält einen kleinen, dreisternigen Sulcus parietalis superior und
verbindet sich aussen mittelst je einer Brückenwindung mit dem Gyrus centralis posterior und dem Gyrus parietalis inferior
posterior. Durch die Behandlung mit Wasser sind die Furchen des in Kalibichromat- und Formollösung gehärteten
Gehirns ziemlich stark geöffnet und die Windungen von einander getrennt worden. — In Fig. 1 der Taf. LIII ist dasselbe
Gehirn, vor der erwähnten Behandlung mit Wasser, von oben her abgebildet.

Fig 2. Die hintere Partie der rechten Hemisphäre des Gehirns eines 37-jährigen Weibes, in der Ansicht von oben-
hinten-aussen dargestellt. Der mit dem einheitlichen Sulcus postcentralis vereinigte Sulcus interparietalis pr. liegt, in Folge
der Behandlung des in Kalibichromat- und Formollösung gehärteten Gehirns mit Wasser, weit offen, so dass man die
Tiefenwindungen sehen kann. Der Gyrus arcuatus anterior des oberen Scheitelläppchens ist durch die vorhandene Verbindung
der Incisura s. cinguli mit dem Sulcus postcentralis von dem Gyrus arcuatus medius abgetrennt; diese letztere
Bogenwindung ist mit ihrem kräftigen Sulcus parietalis superior gut ausgebildet, doch hängt der genannte Sulcus mit dem
Sulcus interparietalis zusammen. Der Gyrus arcuatus posterior ist mit der in seiner Schlinge befindlichen Incisura parieto-
occipitalis ebenfalls kräftig entwickelt. An der äusseren Seite der weit offenen Interparietalfurche sieht man die oberen
Enden der drei Bogenwindungen des unteren Scheitelläppchens, von welchen über die Tiefe der Furche tiefe Brücken
zum oberen Läppchen ziehen.

Fig. 3. Das hintere Ende der rechten Hemisphäre des Gehirns eines 50-jährigen Weibes mit weit geöffneter Fissura
parieto-occipitalis. Am Boden der Fissur sieht man nur unten ausgebildete Tiefenwindungen, und zwar einen vom vorderenunteren
Cuneusende nach vorn ziehenden Gyrus cunei, der sich in zwei Aeste theilt, von denen der obere zahnradartig
zwischen zwei von dem Prsecuneus kommende Tiefenwindungen eingekeilt ist, während der untere in dem Stamm der
Fissura calcarina bis zum Isthmus gyri hippocampi verfolgt werden kann (der wahre Gyrus cunei).

Fig. 4. Das hintere Ende der linken Hemisphäre desselben Gehirns (wie in Fig. 3). Die Fissura parieto-occipitalis
und die Fissura calcarina sind bei der Härtung offen gehalten worden. Am Grunde der ersteren Fissur sieht man oben
nur schwache Andeutungen von Tiefenwindungen. Unten läuft aber, wie in Fig. 3, das untere-vordere Cuneusende in zwei
Windungsäste aus, von denen der obere zum Preecuneus, der untere, der eigentliche Gyrus cunei, zum Isthmus zieht. In
der Fissura calcarina ist die hintere Partie des Bodens von drei zahnradartig angeordneten, queren Tiefenwindungen eingenommen
, von denen die hinterste, vor dem quergetheilten Endast befindliche, dem Gyrus cuneo-lingualis posterior von
Cunningham entspricht, die anderen beiden etwas hinter dem Anfang des Stammtheils der Fissur liegen, dessen ungeachtet
aber wohl als zum Gyrus cuneo-lingualis anterior desselben Forschers gehörend bezeichnet werden dürfen; vor ihnen finden
sich hier keine Tiefenwindungen. Im geöffneten hinteren Theil der Fissura collateralis sieht man die durch eine kleine
schiefe Furche geschehende Abtrennung des Gyrus rhinencephalo-lingualis anterior in zwei Stücke.

Fig. 5. Das Gehirn eines 43-jährigen Mannes. Die oberen und die hinteren Partien der Hemisphären sind abgetragen
und die Seitenventrikel blossgelegt. Das Gehirn ist von oben-hinten gesehen. Die Tela chorioidea (Velum trianguläre
) mit ihren Plexus ist in natürlicher Lage erhalten. Das Präparat ist unter Wasser liegend photographirt
worden, so dass dabei die dünnen Häutchen nicht hinabsanken, sondern in natürlicher Gestalt und Anordnung flottirten.
Man sieht in der Mitte die mediane Falte, welche zwischen die beiden Fornixkörper emporsteigt, und, nach hinten von
dieser Falte, zwei nach den Seiten ausgehende, quere Falten, welche vor dem Splenium belegen sind. An dem Vereinigungspunkt
dieser Falten ist die bekannte Austrittsstelle der Blutgefässe (Vena magna Galeni) belegen. Die Plexus
chorioidei der Seitenventrikel liegen mit ihren schiingelnclen Randgefässen in situ; aussen-hinten ist am Uebergang in
das Unterhorn jederseits eine kleine Cyste sichtbar. Vorn erkennt man die Oberfläche der Corpora striata, der Strise
terminales und, zu beiden Seiten des quer durchgeschnittenen Fornix, die sogen Vorderhörner. Das Gehirn ist in Kalibichromat
- und Formollösung gehärtet.

Die Figuren der Tafel stellen im Lichtdruck wiedergegebene Originalphotographien dar.


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