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— VI —
Wie aus dem Einleitungskapitel hervorgeht, umfasst unser Primärmaterial zwei Jahrgänge der schwedischen
21-jährigen Wehrpflichtigen (Beväring), zusammen 45,688 männliche Individuen. Von diesen mussten
bei der Bearbeitung der Tabellen aus verschiedenen Gründen etwa 700 Individuen ausgeschieden werden, so
dass sich das danach verbleibende eigentliche Material auf etwa 44,900 Ind. beschränkt. Dieses Material
kann im Verhältniss zur Einwohnerzahl Schwedens, die etwas über 5 Millionen Ind. beträgt, als sehr bedeutend
angesehen werden. Freilich ist zu bedauern, dass dasselbe nur junge männliche, aber weder ältere männliche
noch weibliche Individuen umfasst, sowie ferner, dass an den Gresichtern nur in zwei Provinzen (Dalarne
und Västmanland) Masse genommen worden sind, so dass der wichtige Gresichtsindex und das Verhältniss des
Schädelindex zum Gresichtsindex (nach Kollmann) beim schwedischen Volke nicht hat eruirt werden können.
Diese Lücken sind also noch auszufüllen. Die Gresichtsmasse sollten dann aber am liebsten bei einem älteren
Contingente festgestellt werden. Die Erhebung bei einer grösseren Anzahl weiblicher Individuen auszuführen
stösst leider immer auf Schwierigkeiten; ganz unmöglich dürfte aber ihre Durchführung doch nicht sein.
Aus dem vorliegenden Werke dürfte hervorgehen, in welcher Weise weitere Untersuchungen in mancher
Beziehung, sowohl hinsichtlich des einen als des anderen Charakters gemacht werden können. Ganz
besonders ermuthigen die Ergebnisse zu weiteren speciellen Forschungen in mehreren Landschaften. Sehr
wünschenswerth wäre es z. B., in gewissen Provinzen unseres Landes, und zwar vor Allem in denjenigen
wo die Brachycephalie hauptsächlich vertreten ist, eine noch eingehendere Untersuchung vorzunehmen. In
dieser Beziehung wätrde es sich besonders um Skäne, Blekinge, Smäland, Uppland, Västerbotten und Lappland
handeln. Neue, noch umfassendere Erhebungen müssten dann gemacht werden, um die speclelle Verbreitung
der Bracliycephalen, vor Allem die Centren derselben, kennen zu lernen, Avobei es nothwendig ist, ein
Einteilungsprinzip mit Meineren Bezirken, z. B. den Kirchspielen oder wenigstens den Häraden, anzuwenden.
Unser Material ist nämlich für diese Aufgabe nicht hinreichend.
Die mühsame wissenschaftliche Arbeit ist hier ebenso wie in anderen Fällen materiell nicht eben
lohnend,1) giebt aber in ideeller Hinsicht das befriedigende Grefühl, welches wTohl jedes ernsthafte Suchen der
Wahrheit auch dann gewährt, wenn die Resultate in mancher Beziehung weniger positiv sind und die beim
Beginn der Arbeit gehegten Erwartungen nicht ganz erreicht werden.
Was nun unsere vorliegende Arbeit betrifft, so sind in Wirklichkeit die Resultate noch besser ausgefallen
als wir anfänglich hoffen durften. Diese Untersuchungen haben nämlich nicht nur Aufklärung über
die Anthropologie der schwedischen Bevölkerung in grossem Massstabe geschaffen, sondern auch zu einer
Reihe weiterer Ergebnisse geführt, welche für die Anthropologie der Bevölkerung Europas und namentlich
der ursprünglichen germanischen Rasse von Wichtigkeit sind.
In Folge dieser Untersuchungen gehört nun auch das schwedische Volk, als Ganzes betrachtet, zu
x) Da es für diejenigen, welche grössere anthropologische Erhebungen auszuführen vorhaben, von Interesse sein dürfte,
zu erfahren, welche Unkosten sowohl mit den Erhebungen selbst als mit der nachfolgenden Bearbeitung und Veröffentlichung des
Materiales verknüpft sind, mögen nachstehend einige der wichtigeren Daten, welche sich auf das hier vorliegende Werk beziehen,
mitgetheilt werden.
Von der Summe, welche der eine der beiden Autoren, Retzius, im Jahre 1896 der schwed. Gesellschaft für Anthropologie
und Geographie zur Ausführung dieser Untersuchungen zur Verfügung gestellt hatte, wurden nahezu 2,300 Kronen für
die Erhebung des Primärmateriales verbraucht.
Hierbei ist jedoch noch zu bemerken, dass einige der mit den Untersuchungen befassten Personen auf Ersatz der Reisekosten
u. s. w. verzichteten.
Der Rest der Summe (die Zinsen einberechnet) belief sich auf Kr. 937: 15. Derselbe wurde von dem Vorstande der
Gesellschaft zur Urnordnung und Bearbeitung der Primärtabellen bestimmt. Diese Summe erwies sich aber bald als ganz unzureichend
, da die Gesamtkosten für die umfassende vorbereitende Arbeit mit den Tabellen etwa 3,650 Kronen betrugen.
Hierzu kam aber noch die Veröffentlichung, welche natürlich wegen des kostspieligen Druckes der vielen Tabellen und
Karten einen bedeutenden Zuschuss erforderte. Da der Gesellschaft für Anthropologie und Geographie selbst keine disponiblen
Mittel hierfür zu Gebote standen, und auch keine Aussicht vorhanden war, die erforderliche Summe von anderer Seite zu erhalten,
so entschloss sich derjenige von uns,' welcher die Mittel für die Erhebung hergegeben hatte, auch die übrigen Ausgaben zu
decken, damit diese für unser Volk und die schwedische Wissenschaft so wichtigen Untersuchungen in würdigem Gewände veröffentlicht
werden könnten. Die Kosten des Druckes nebst den dazu gehörigen Ausgaben (Tafeln etc.) beliefen sich auf etwa
9,500 Kronen.
Die sämmtlichen Unkosten der Erhebung, der Arbeit mit den Tabellen und der Veröffentlichung betrugen demnach 15,500
Kronen.
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