Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TF 2014/21
Retzius, Gustaf
Anthropologia Suecica: Beiträge zur Anthropologie der Schweden; nach den auf Veranstaltung der Schwedischen Gesellschaft für Anthropologie und Geographie in den Jahren 1897 und 1898 aufgeführten Erhebungen; mit 130 Tabellen, 14 Karten und 7 Proportionstafeln in Farbendruck, vielen Kurven und anderen Illustrationen
Stockholm, 1902
Seite: 1
(PDF, 50 MB)
Bibliographische Information
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Anatomische Literatur

  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1902/0015
I.

EINLEITUNG.

Geschichtlicher Ueberbliek und Vorbereitungen. Die Anschaffung
und die Bearbeitung des Materiales.

Von

GUSTAF RETZIUS.

Die wissenschaftliche physische Anthropologie, deren Grund eigentlich zuerst Blumenbach legte, ist
nur allmählig vorwärts geschritten. Anfangs schienen die zu eruirenden Verhältnisse ziemlich einfach zu
sein. Blumenbach meinte, wie Linne, dass jeder Welttheil von einer besonderen Menschen-Varietät bewohnt
sei. Während Linne in seinem Svstema naturse (10 Aufl. v. 1758) vier Menschenarten, Homo Americanus,
Homo Europaus, Homo Asiaticus und Homo Afer, unterschied, fügte der deutsche Anatom einen fünften, von
Linne nicht gekannten Schlag, die Bewohner der Südseeinseln, hinzu und stellte 5 Varietäten auf, welche er
als die kaukasische, die mongolische, die äthiopische, die amerikanische und die malayische bezeichnete.

Obwohl nun diese Auffassung in ihren grossen Zügen viel Berechtigung besitzt, so hat es sich doch
bei eingehenderer Nachforschung herausgestellt, dass die Verhältnisse nicht so einfach sind, wie man
anfangs glaubte.

Gerade die von Blumenbach erweckte Untersuchung der Schädel hat dargelegt, dass sich innerhalb
seiner fünf Menschenvarietäten grundverschiedene Schädelformen finden, und zwar in allen — oder fast allen
— Welttheilen.

Der schwedische Anatom Anders Retzius zeigte zuerst durch seine bahnbrechende Arbeit »Om formen
af Nordboernes Cranier» im J. 1842, dass sogar in unserem eigenen Welttheil bei den Völkerschaften so
wesentlich verschiedene Schädelformen vorkommen, dass die kaukasische Varietät Blumenbach's nicht als
homogen und einheitlich aufgefasst werden kann. Nicht nur die Lappen und die Finnen — die Blumenbach
zusammen mit den Eskimos zu der mongolischen Varietät zählte — sondern auch die slavischen Völker
sind hinsichtlich ihrer Schädelformen von den Skandinaviern und den übrigen echt germanischen Völkern
scharf zu unterscheiden. Die letzteren haben lange und verhältnissmiissig schmale, die ersteren kurze und
breite Köpfe. So führte Anders Betzius in die Anthropologie die Lehre von der Dolichocephalie und der
Brachu'cephalie ein und gab die erste Verhältniss-Berechnung der Länge und der Breite der Schädel, den
Längen-Breiten-Index. Bald darauf dehnte er seine Anschauungsweise auch auf die Bewohner der übrigen
Widttheile aus.


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