Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TF 2014/21
Retzius, Gustaf
Anthropologia Suecica: Beiträge zur Anthropologie der Schweden; nach den auf Veranstaltung der Schwedischen Gesellschaft für Anthropologie und Geographie in den Jahren 1897 und 1898 aufgeführten Erhebungen; mit 130 Tabellen, 14 Karten und 7 Proportionstafeln in Farbendruck, vielen Kurven und anderen Illustrationen
Stockholm, 1902
Seite: 3
(PDF, 50 MB)
Bibliographische Information
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Anatomische Literatur

  (z. B.: IV, 145, xii)



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Dagegen ist unser eigenes Vaterland Schweden, obwohl die eigentliche Wiege der Erforschung der
europäischen Kassencharaktere, wie der modernen Anthropologie im Allgemeinen, unter den am wenigsten eingehend
eruirten Ländern Europas geblieben. Zwar kannten wir durch die von Anders Betzius in den 1840-
50-Jahren ausgeführten Untersuchungen so ziemlich genau den Schädelindex der Schweden, und Gr. von Düben,
Edv. Clason und ich haben diesen Index im Glänzen bestätigen können. Eine umfassende statistische anthropologische
Erhebung, eine Massenuntersuchung, konnte aber lange nicht ausgeführt werden. Nachdem mein
Vater in dem J. 1860 plötzlich gestorben war, plante ich in den folgenden Jahren eine Untersuchung der
einheimischen Schädelformen, d. h. derjenigen der Schweden, Lappen und Finnen, und zwar sowohl hinsichtlich
der jetzigen, als der ausgestorbenen Bevölkerung. Da sich aber der nächste Nachfolger meines Vaters,
der Freih. Gr. von Düben, bald nachher entschloss, dieses Thema zu bearbeiten, zog ich mich zurück und widmete
ich anderen Gebieten meine Arbeit. U. a. bearbeitete ich jedoch in den J. 1872—78 die Anthropologie
der Finnen, setzte aber auch hin und wieder das Studium der alten Schwedenschädel fort. Oft wurde ich
indessen von Collegen aufgefordert, die Anthropologie der Schweden im Allgemeinen und in eingehender
Weise zu eruiren. Da aber von Düben sowohl über die Lappen-, als über die Schwedenschädel schon recht
grosse Vorarbeiten ausgeführt hatte, wollte ich natürlicherweise dieses Thema nicht zu gleicher Zeit bearbeiten,
um so mehr als ich schon seit lange mit anderen umfassenden und zeitraubenden Arbeiten auf anderen Ge-
bieten der Anatomie beschäftigt war. Ich erwähne dies Alles, um zu erklären, weshalb meine schon in den
Jahren 1862 und 1863 geplante und begonnene Erforschung so lange aufgeschoben und verzögert wurde.
Nachdem aber von Düben in J. 1892 gestorben war, ohne seine betreffenden Arbeiten veröffentlicht zu haben,
schien es um so nothwendiger zu sein, die Probleme der schwedischen Anthropologie in intensiver und extensiver
, statistischer Weise aufzunehmen. In einem Lande, wie Schweden, wo die wissenschaftlichen Arbeiter
auf jedem Gebiete nur wenige sind, die bedeutende Ausdehnung des Landes aber derartig statistischen Erhebungen
recht grosse Schwierigkeiten bietet, bedenkt man sich gerne mehr als einmal, bevor man eine solche
Arbeit in Gang setzt. Meine eigene Zeit war durch neurologische Forschungen noch stark in Anspruch ge-
nommen. Erst im Herbste 1896 konnte ich z. B. meine durch eine Eeihe von Jahren fortgesetzten Unter-
suchungen über das Menschenhirn veröffentlichen.

Mein Freund und College Professor Carl M. Fürst in Lund war, wie er mir mehrmajifls erzählte,
darauf bedacht, eine statistisch-anthropologische Untersuchung der Schweden vorzunehmen, aber auch er wurde
von der Ausführung seines Planes lange gehindert.

Nun wurde, im Jahre 1896, in dem Vorstand der hiesigen schwedischen Gesellschaft der Anthropologie
und Geographie — in welcher Gesellschaft auch der Beichsantiquar D:r Hans Hildebrand schon im J.
1888 die Wichtigkeit einer solchen Untersuchung in unserem Lande kräftig hervorgehoben hatte — von dem
damaligen Mitgliede des Vorstandes Doctor, jetzt Prof. Y. Hultkrantz, der kurz vorher (1896) die militärischen
Tabellen über die Körpergrösse der Schweden für anthropologische Zwecke bearbeitet hatte, der Vorschlag
gemacht, die fragliche statistisch-anthropologische Erhebung ins Werk zu setzen. Der Vorstand beauftragte
Herrn D:r Hultkrantz und mich, bei einer folgenden Zusammenkunft eingehendere Vorschläge vorzulegen,
nach welchen die Vorbereitung der Anstalten, die als wünschenswerth erscheinen könnten, ausgeführt werden
keime. Da ich zu jener Zeit mit anderen Arbeiten noch aufs strengste beschäftigt war, konnte ich mich dem
Auftrage nicht widmen, und da D:r Hultkrantz von der Begierung die für die Erhebung nöthigen Geldmittel
nicht erhalten konnte, wurde die Sache jenes mal fallen gelassen und bis auf Weiteres verschoben.

Im October 1896 berührte ich in dem Vortrage über die Geschichte der physischen Anthropologie,
den ich im Auftrage des Vorstandes bei der Jubiläumfeier hielt, welche die schwedische Gesellschaft der
Anthropologie und Geographie zur Verehrung meines Vaters an seinem hundertjährigen Geburtstage angeordnet
hatte, von Neuem die Wichtigkeit der fraglichen anthropologischen Untersuchung und donirte bald danach 3,000
Kronen zur Bedeckung der nöthigen Unkosten bei der Ausführung derselben. Im folgenden Winter traf
ich zusammen mit D:r Hultkrantz die vorbereitenden Anstalten. Wir stellten die L'ntersuchungsschemata
auf und schafften Instrumente u. s. w. an. Von der Gesellschaft wurde ein Schreiben an die Begierung eingereicht
, in welchem der Plan der Erhebung dargelegt und um die Erlaubniss gebeten wurde, dieselbe auszuführen
zu dürfen. Dies wurde bewilligt und, nachdem mehrere jüngere Collegen für diese Erhebung angestellt


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