http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1902/0023
— 9 —
schwedische, resp. skandinavische Herkunft der betreffenden Individuen angegeben wurde. Die besonders bei
den Stadtbewohnern vorkommenden, auf eine fremde Herkunft hindeutenden Familiennamen sind ebenfalls
mit Rücksicht hierauf für eine anthropologische Untersuchung von Interesse.
In demselben Sinne, als Zeugniss der Herkunft, sind die in den folgenden drei Kolumnen aufgeführten
Data, der Geburtsort des undersuchten Individuums, seines Vaters und seiner Mutter, von Werth, obwohl dadurch
leider nur die Herkunft des betreffenden Gliedes und der nächst älteren Generation angezeigt wird.
In einzelnen Fällen kommt es indessen vor, dass dadurch für eines der Eltern oder für beide eine ausländische
Herkunft angegeben wird.
In den drei folgenden Kolumnen sind die drei Körpermasse aufgeführt, nämlich die Grösse (Höhe) des
Körpers, und zwar sowohl in stehender, als in sitzender Stellung. Um diese Grösse zu messen, wurde in
üblicher Weise ein mit scharf ausgeprägter Centimetereintheilung versehenes Messband an einer geraden
Wand des Zimmers, wo die Erhebung ausgeführt werden sollte, in genauer, verticaler Weise befestigt.1) Der
zu messende Mann wurde, ohne Stiefeln, aber mit den Strümpfen, in ganz gerader Stellung gegen die Wand
und das Messband placirt; auf den Kopf wurde ein rechtwinkliger Holzhaken gelegt und dann zuerst die
ganze Körpergrösse abgelesen.
Hierauf wurde die Person auf einen Stuhl mit ganz horizontal gestelltem Sitz an der Wand, ganz
in der Nähe von dem Messband für die Körpergrösse, in sitzender Stellung placirt und die Kopfrumpfhöhe,
die sog. Sitzgrösse, an dem kurzen Messbande abgelesen, welches in verticaler Richtung und mit dem Nullpunkt
in der Höhe des Sitzes des etwa 45 Cm. hohen Stuhles, auf welchem das betreff. Individuum sass, an
der Wand befestigt wTar.
Das in der nächsten Kolumne aufgeführte Mass, die Armbreite, wurde an einer anderen Stelle der
Zimmerwand genommen, an welcher vorher ein mit einem horizontal befestigten Messbande versehenes weisses
Wachstuch, an dem sich die Centimetereintheilung des Messbandes durch vertical ausgezogene Striche ausgeführt
fand, in genauer Weise befestigt worden war, und zwar so, dass der Nullpunkt des Messbandes genau an einem
Winkel der Wand oder eines Thürpaneeies eingepasst wTar. Gegen dieses Tuch wurde die zu untersuchende
Person mit horizontal nach den beiden Seiten ausgestreckten Armen und Händen gestellt und dann an den
Fingerspitzen die grösste Armbreite genau gemessen. Dies geschah in der Weise, dass der zu untersuchende
Mann die Fingerspitzen seiner einen Hand am Nullpunkt des Messbandes hielt, d. h. sie gegen die genannte
Winkelplatte stossen liess, wonach die Armbreite an den Fingerspitzen der anderen Hand abgelesen wurde.
Die in den folgenden Kolumnen aufgeführten Kopfmasse wmrden mit einem gut kontrollirten, genau
gearbeiteten, zweiarmigen, stählernen Kraniometer in der Weise genommen, dass die grösste Länge des Kopfes
von der Glabella bis zum Occiput (nicht in der Horizontallinie des Kopfes) und die Breite, wie gewöhnlich,
da gemessen wurde, wo sie am grössten war. Hierbei wurden die betreffenden Arme des Instrumentes
dicht, jedoch ohne allzu starken Druck an die Kopfhaut, gelegt. Da den Individuen das Haar kurz abgeschnitten
war, machte dieses in der Kegel wenig Schwierigkeiten.
Die in die folgenden beiden Kolumnen aufgenommenen beiden Formen des Gesicht stypas sind auf den
Tabellen als »oval» und »rund» bezeichnet. Durch briefliche Besprechung der Frage von den besten Anzeigen
des Gesichtst}Tpus mit College J. Kollmar wurde meine frühere Auffassung in dieser Hinsicht'befestigt
, dass dieser Typus am sichersten durch das Messen der Jochbogenbreite und der Gesichtshöhe von
der Nasenwurzel bis zum unteren Rande des Kinns bestimmt wird. Ich wollte gerne diese Masse in den
Tabellen angegeben haben. Bei der Ausführung der Instruction wurde aber leider diese Frage nicht berücksichtigt
, sondern nur die subjectiven Bestimmungen angegeben, ohne dass der Wunsch ausgedrückt wurde,
dass auch Masse genommen werden möchten. Bei der Durchmusterung der zurückgeschickten fertigen Tabellen
fand ich sodann, dass leider keiner der anderen Untersucher die fraglichen Gesichtsmasse genommen, sondern
J) Das Messband oder event. der Messstab braucht natürlicherweise nicht die ganze Körpergrösse des Individuums zu
besitzen; eine Länge von 1 Meter reicht hin, da die Differenzen des Körpers in stehender und sitzender Stellung stets innerhalb
der Grenzen dieses Masses fallen. Man muss aber die Entfernung des unteren Endes des Bandes vom Fussboden bei der Belästigung
auf 1 Meter genau abmessen. Theilstücke von Centimetern werden bei diesen Körpermassen nicht annotirt, sondern
nur die vollen Centimetennasse, welche dem Befund zunächst liegen.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1902/0023