Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TF 2014/21
Retzius, Gustaf
Anthropologia Suecica: Beiträge zur Anthropologie der Schweden; nach den auf Veranstaltung der Schwedischen Gesellschaft für Anthropologie und Geographie in den Jahren 1897 und 1898 aufgeführten Erhebungen; mit 130 Tabellen, 14 Karten und 7 Proportionstafeln in Farbendruck, vielen Kurven und anderen Illustrationen
Stockholm, 1902
Seite: 23
(PDF, 50 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Anatomische Literatur

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1902/0037
— 23 —

Schädels schien derjenigen der Lappenschädel nicht unähnlich zu sein. Aber auch die dolichocephalen Schädel
der Steinzeit bieten schon einen nicht unbedeutenden Wechsel hinsichtlich ihres Längen-Breiten-Index
dar; in der.That», fügte ich hinzu, »scheint mir die Mehrzahl derselben-denjenigen Formen recht viel zu
ähneln, welche noch in unserer Zeit die Schädel des schwedischen Volkstammes charakterisiren.»

Im J. 1874 theilte Gr. von Düben1) seihe Ansichten über die Schädelcharaktere der prähistorischen
Bevölkerung Schwedens mit. Nach ihm waren die »Svear» und die »Götar» (Gother) nicht getrennte Kassen,
sondern sie gehörten, wenn sie auch zu verschiedener Zeit im Lande angelangt waren und eine verschiedene
Cultur hatten, derselben Kasse an; und er fügte nun hinzu: »Ich habe bei den Schädeln aus den prähistorischen
Gräbern dieselbe Form gefunden, gleichviel ob sie aus der Stein-, Bronze- oder Eisenzeit herrühren.» Sie
bieten zwar eine etwas grössere Dolichocephalie (74,3) dar, sind etwas eckiger und haben eine geringere
Capacität, aber dies zeigt nur eine niedrigere Entwicklung an. Es ist nicht möglich, unter ihnen verschiedene
Typen zu unterscheiden, ebenso wenig wie bei der heutigen Bevölkerung. Man könnte hier, meint er, die
Bemerkung machen, dass wir schon eine gemischte Kasse, gebildet von zwei oder mehreren Kassen, vor uns
haben, und dass man nie wissen kann, wie sich die prähistorischen Kassen gemischt haben. Dies ist ein schwieriges
Problem. Seinerseits, sagt er, habe er eine grosse Anzahl von Abkömmlingen gesehen, die aus Ehen
zwischen Schweden, Finnen und Lappen stammen, er habe aber nie gefunden, dass aus diesen gemischten
Ehen intermediäre Formen hervorgegangen wären, nicht einmal in der zweiten oder dritten Generation: die
Abkömmlinge seien stets entweder Schweden, Finnen oder Lappen gewesen. Wie soll man nun, fügt von
Düben hinzu, das Arorkommen der prähistorischen brachycephalen Schädel in Skandinavien erklären, wo von
100 prähistorischen Schädeln 10 brachvcephal waren, nämlich 5 in Dänemark und 5 in Schweden? Diese
Schädel müssen von einer anderen Rasse herrühren. Sven Nilsson und Andees Retzius suchten sie mit den
Lappen zusammenzustellen, und in der That, sagt von Düben, ähnelt ein Theil derselben so sehr den lappischen
Schädeln, dass man sie kaum von ihnen zu unterscheiden vermag, andere Thatsachen zeigen aber, dass die
Lappen nördlich der Ostsee in Schweden eingewandert sind und in Skandinavien nie südlicher als bis an den
62. Grad gewohnt haben.

Ich habe diese Angaben und Ansichten von Düben's wiederum ausführlich citirt, weil sie in mehreren
Hinsichten interessant sind, von Düben arbeitete während einer Reihe von Jahren sowohl mit der lappischen,
als der schwedischen Anthropologie und bereitete Arbeiten über die Schädel dieser Völker vor. Leider wurden
diese seine Specialarbeiten von ihm nicht zu Ende geführt und veröffentlicht. Oben ist erwähnt worden, dass
er den Längen-Breiten-Index der Schweden zu 77,87 angegeben hat; es ist diese Zahl offenbar ein Ergebniss
seiner ersten Schädelmessungen, denn in seiner zweiten, eben angeführten Mittheilung v. J. 1874 äussert er
über diesen Index und die Rassencharaktere der jetzigen Schweden: »Mais, comment discerner les Svears des
Goths? Comment distinguer ces deux souches de la population anterieure, que nous appellerons provisoire-
ment la primitiver1 Je ne le sais pas. J'ai examine des centaines de cranes de la population actuelle de
toutes les parties du pa}Ts, et j'y trouve constamment la meme forme. La tete est allongee, l'indice cepha-
lique donne 76.73 chez les hommes, 77,ss chez les femmes. Le crane est en general un peu aplati, le front
retreci, Tocciput proeminent, souvent en bosse; cette bosse provient d'un developpement excessif de l'ecaille
occipitale, et, dans ces cas, des os wormiens se trouvent tres-souvent intercales dans la suture lambdoi'de. Les
bosses parietales sont proeminentes et placees fort en avant. La capacite est en moyenne de 1,480 centi-
metres cubes chez les hommes, et de 1,360 chez les femmes.

Quant ä la face, eile est longue, mais en meme temps large aux pommettes (les os zygomatiques). Les
mächoires sont larges, particulierement la mandibule, et les angles de cet os sont tres-forts. Le menton est
saillant; il v existe souvent un prognathisme, leger, certainement, mais bien appreciable. Les parties sourci-
lieres sont souvent tres-fortement developpees. — Voilä la description de la tete des hommes; chez les cränes
feminins on trouve les meines caracteres, mais diminues, adoucis.

Vous pouvez etudier et constater ces formes de tetes, non-seulement dans nos musees, mais encore
autour de vous. Dans ce dernier cas, vous voyez aussi que la stature varie, ainsi que la couleur des cheveux

1) G. von Düben, Sur les characteres craniologiques de l komme prekistorique en Suede. Compte rendu de la 7. Session du
Congres intern, d'anthrop. et d'archeol. prehist., 1S74, T. second, Stockholm 1876.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1902/0037