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troffen und Material eingesammelt hatte. In diesem Werke lieferte ich Beschreibungen und photographische
Abbildungen der meisten mir zugänglichen, in den Museen in Stockholm, Lund und Gröteborg aufbewahrten
Schädel aus dem Steinzeitalter, dem Bronzezeitalter und dem Eisenzeitalter, nämlich aus dem ersten Alter
von 42 Schädeln aus Gräbern und 2 aus Torfmooren, aus dem zweiten Alter von 20 Schädeln, die sicher
dieser Zeit angehört haben, und von 1, der vielleicht aus dem folgenden Alter hergerührt hat, sowie aus dem
dritten Alter von 41 und ausserdem im Nachtrage von 10 Schädeln aus Gräbern und schliesslich noch
von 1 Schädel aus einem Torfmoore. Im Granzen genommen standen mir also aus den drei Zeitaltern 117
Schädel für die Beschreibung zur Verfügung.
Es würde hier zu weit führen, auf die Darstellung dieser Schädel weiter einzugehen. Ich werde mich
daher darauf beschränken, hier einige Curven über die Längen-Breiten-Indices der drei aus den verschiedenen
Altern stammenden Schädel sowie die am Ende des Werkes zusammengestellten Gesammtergebnisse anzuführen.
Die Gresammtergebnisse meiner betreffenden Untersuchung oder die auf diese Ergebnisse gegründeten
schliesslichen Urtheile sind:
1) »dass, so weit die Schädel aus dem Steinzeitalter, dem Bronzezeitalter und dem Eisenzeitalter, welche
der Gegenstand dieser Untersuchung gewesen sind, eine hinreichende Beweiskraft besitzen und Zeugnisse ablegen
können, während dieser Perioden in Schweden die JDolichocephalie entschieden und weit überwiegend gewesen ist;
2) dass die Bevölkerung schon während des Steinzeitalters hinsichtlich ihrer Bassencharaktere nicht ganz
ungemischt gewesen ist, indem schon zu jener Zeit brachycephale Elemente von einem anderen Bassentypus
wahrscheinlich sogar von zwei solchen Typen — in die dolichocephale Stammbevölkerung eingemischt waren;
3) dass die zugänglichen alten Schädel nicht beweisen, dass während den prähistorischen Zeitaltern
Einwanderungen von neuen Bassenelementen in einem bedeutenderen Masse stattgefunden haben, sondern dass
vielmehr dieselben Völkerrassen während der ganzen bisjetzt bekannten alten Zeit das jetzige schwedische Land bewohnt
haben, wozu noch der Schluss gefügt werden kann, dass die heutige Bevölkerung hinsichtlich ihrer Grundelemente
von derjenigen der früheren Zeitalter herstammt, obwohl im Laufe der Zeiten eine Immigration fremder
Elemente in bald grösserem, bald geringerem Masse stattgefunden hat, wodurch die ursprüngliche Stammbevölkerung
bald mehr, bald weniger, und in den verschiedenen Land estheilen in verschiedenem Masse, gemischt
worden ist.
Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, dass die dolichocephale Bevölkerung; welche in den prähistorischen
Zeitaltern das jetzige schwedische Land bewohnte, von eben derselben hochwüchsigen, hellhaarigen,
blauäugigen und langköpfigen Basse war, welche noch etwa 85 % der Bevölkerung dieses Landes bildet, oder
mit anderen Worten, dass unsere Vorfahren während des Eisenzeitalters, des Bronzezeitalters und des Steinzeitalters
von germanischem Stamme waren. Davon liefern ihre in den altern Gräbern gefundenen Schädel deutliche
Zeugnisse.
In wie wTeit die verhältnissmässig sehr wenigen brachycephalen Elemente, welche schon während den
prähistorischen Zeitaltern in die Zusammensetzung der Bevölkerung unseres Landes eingingen, von turanisch-
finnischer oder lappischer Herkunft waren, oder ob nicht wenigstens ein Theil derselben mit der brachycephalen
Bevölkerung, die in früherer Zeit mehrere europäische Gegenden bewohnte, verwandt war, lässt sich
in Folge der geringen Anzahl und der defecten Beschaffenheit der in Schweden bisjetzt angetroffenen brachycephalen
Schädel kaum mit einiger Sicherheit entscheiden. */
Da es für einen Vergleich mit den Ergebnissen der statistischen Untersuchung des jetzigen schwedischen
Volkes von Interesse sein dürfte, die wichtigsten Data in Betreff der Längen-Breiten-Indices der
prähistorischen Schädel zu kennen, habe ich sie hier, und zwar von den 113 Gräberschädeln, in der folgenden
kleinen Tabelle zusammengestellt.
L.-B.-Index
66
67
6S
00
70
71
72
7:5
74
75
76
77
7S
70
SO
Sl
82
83
84
So
Anzahl
d. Schädel
Steinzeitalter............
1
1
o
O
■2
6
6
2
2
5
2
8
1
l
1
1
42
Bronzezeitalter.........
2
1
1
1
3
5
1
1
2
2
1
20
Eisenzeitalter ...........
4
o
ö
6
8
.8
Q
o
4
5
9
4
o
l
51
Summe
1
3 8
4
9
17
19
5
i
11
6
12
1
5
1
1
1
113
4
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