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haben,, welche man jetzt als die slavische bezeichnet, obwohl noch nicht sicher dargelegt worden ist, dass
dieses Volkselement das ursprünglich slavische darstellt.
Abgesehen von den in Deutschland noch vorhandenen, unter die Brachycephalen eingemischten, echt
germanischen Volksresten, hat man als zu diesem Stamme gehörend die Bevölkerungen in Holland, z. Th.
auch im nördlichen Frankreich und der Schweiz sowie die in England, Dänemark, Norwegen und Schweden
geführt, obwohl auch in die Bevölkerungen
dieser Länder fremde Elemente in grösserer
oder kleinerer Menge eingemischt sind.
Für die Kenntniss der Kassencharaktere
der Grermanen ist es deshalb von grossem
Interesse, diese nördlichen Völker in anthropologischer
Hinsicht genauer kennen zu
lernen,, und zwar besonders die skandinavischen
Völker, weil Alles darauf hindeutet,
dass diese Völker sich am wenigsten mit
anderen fremden Volkselementen gemischt
und sie mithin den germanischen Typus
am reinsten bewahrt haben. Es ist also für
diese Fragen von einem besonderen Werth,
die Bevölkerung in den entlegenen Thälern
von Schweden und Norwegen zu untersuchen.
In Folge dessen sind die Forschungen
Arbo's in Norwegen sowie die durch die
schwedische Gesellschaft für Anthropologie
und Geographie in Schweden veranstalteten
Untersuchungen von grosser Wissenschaft
lieber Bedeutung.
Dazu kommt noch die Thatsache, dass
man in späterer Zeit gerade auf Skandinavien
und die Küsten der Ostsee als die
Wiege und das Urheim der Grermanen hingewiesen
hat (Pösche, Penka). Es ermangeln
diese Anschauungen jedoch noch einer
wissenschaftlich sicheren Begründung. So
lange aber das wahre Urheim des germanischen
Stammes noch von so bedeutendem
Dunkel umhüllt ist, mag es erlaubt
sein, überall in Europa nach demselben zu
suchen; dass man dabei auch an die Cremenden
denkt, wo die Grermanen sich noch
am reinsten beibehalten haben, ist erklärlich
und natürlich.
Wie dem nun auch sei, jedenfalls ist es angezeigt, die Bevölkerungen in diesen Gregenden in anthropologischer
Hinsicht eingehend zu studiren, und zwar so bald als möglich, wreil die immer vermehrten und
erleichterten Communicationen in unserer Zeit grosse Umwälzungen der Völkerelemente verursachen. Binnen
kurzer Zeit wird aller Wahrscheinlichkeit nach die Mischung der civilisirten Völker in Europa so stark sein,
dass eine Eruirung ihrer ursprünglichen Bassencharaktere für immer ganz unmöglich gemacht ist.
.12 ÖsiLI.v ßrcertw.
Geschichtliche Ein-
theüiuuj in
Landschaften.
Die Gränzlinicru an
bezeichnen^ die drei
Faupttkcüc: SVEALANV,
GÖTALÄSD u. NORRLAXD,
oder dns mittlere-, südliche
und, iwrdliclie.
Schweden*
Gen.Siab.Li t.Ansr. Stockholm.
Fig. 5.
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