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Wir müssen gestehen, tlass die von Li vi und Ammon hervorgehobenen Gründe sehr stark gegen die
erwähnte frühere Annahme sprechen, so dass man die Gipfelbildungen kaum länger als einen sicheren Beweis
für ein Vorkommen verschiedener Typen gelten lassen kann. Bei einem Vergleich unserer Kurven mit den
Hultkrantz'sehen lassen sich, zwar einige Aehnlichkeiten nachweisen; in den meisten Fällen sind dieselben
aber als aus einem Zufall hervorgegangen zu erklären, und in manchen ist keine eigentliche Aehnlichkeit
vorhanden. Indessen muss nochmals darauf hingewiesen werden, dass die betreffenden Contingente nicht
gleichwertig sind, indem diejenigen, welche Hultkbantz bearbeitet hat, theils auch die untauglichen Wehrpflichtigen
enthalten, theils den militärischen Einschreibungsgebieten entsprechen, während die unsrigen die
Landschaften betreffen.
Wenn wir nun einen Blick auf die Landschaftskurven werfen, finden wir, dass in der ^^Zahlenreihe
die Kurven von Skäne, Västmanland und Dalarne und gewissermassen auch von Smäland am meisten der
regelrechten Binomialkurve gleichen, obwohl auch an ihnen Zacken und Schiefheiten vorkommen. An den
übrigen sind mehr oder weniger zahlreiche und grosse Gipfel vorhanden. Vor Allem bieten die Kurven von
Härjedalen, Medelpad, Öland und Gottland ein unregelmässiges Gepräge mit mehreren Gipfeln dar. Die Kurven
von Gästrikland, Jämtland und Arästerbotten erscheinen im Ganzen mehr regelmässig, sind aber oben breit und
abgestutzt.
Besonders interessant ist der Anblick der Kurventafel der Zweizahlengruppen, wo die Kurven der
meisten Landschaften je einen einfachen spitzen Gipfel haben und eine bedeutende Aehnlichkeit mit der
typischen Binomialkurve darbieten, mit der Spitze auf der Linie von 170 Cm. oder in ihrer Nähe liegend;
einige Kurven, die für Östergötland, Värmland, Härjedalen und Anger manland, zeigen sich oben beinahe quer
abgestutzt; andere, die für Skäne, Hailand, Närke, Uppland, Gästrikland, Hälsingland und Jämtland, haben
oben einen schieferen Absatz. Nur die Kurve für Lappland hat die Spitze auf der Linie von 168 Cm. Die
Kurve für Härjedalen zeigt mehrere unregelmässige Gipfel; diese Provinz stellt aber nur ein relativ geringes
Contingent dar.
Aus allen diesen Verhältnissen lassen sich indessen hinsichtlich einer Zusammensetzung der Bevölkerung
aus verschiedenen Rassenelementen keine bestimmten Schlüsse ziehen. In Lappland und Västerbotten sind
jedoch mit Sicherheit solche Elemente vorhanden. Es kann zwar von den Finnen, aber bekanntlich nicht von
den nomadisirenden Lappen, sondern nur von den sesshaften und von Abkömmlingen aus gemischten Ehen,
ein Einfluss auf die Kurven ausgeübt werden.
Wenn man unsere Kurven für ganz Schweden mit der entsprechenden Hultkrantz sehen Kurve, die
hier wiedergegeben ist (Fig. 90), vergleicht, so zeigen sie im Ganzen eine recht grosse Aehnlichkeit mit ihr. Wie
oben mehrmals hervorgehoben wurde, sind diese Kurven bis auf die Kassirten, die in die HuLTKRANTz'sche
Kurve eingehen, in ihnen aber fehlen, gleichwerthig mit ihr, obwohl sie verschiedene Zeitperioden repräsentiren.
%
7
6
5
4
3
2
1
1,50 % 4 6 8 1,60 -A 4 6 8 1,70 * 4 6 8 1,80 2-4 6 8 1(30
Fig. 90. Die Hi ltkrantz sehe Kurve für ganz Schweden.
Die Wehrpflichtigen der Jahre 1887—1894 (232,367 21-jährige Individuen).
Nicht nur durch die hohe Gipfelbildung auf der Linie von 170, sondern auch durch mehrere der seitlichen
Zacken deutet diese Kurve auf ähnliche Verhältnisse wie die der Fig. 37 hin. Es sind aber auch
zwischen diesen Kurven nicht ganz unbedeutende Verschiedenheiten vorhanden, und zwar v. A. in dem allgemeinen
Verlauf der beiden seitlichen Kurvenlinien, z. B. in der starken Zackenbildung auf der Linie von
175 Cm., welche unsere Kurve zeigt, die Hultkbantz'sehe alter nicht hat.
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