Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TF 2014/21
Retzius, Gustaf
Anthropologia Suecica: Beiträge zur Anthropologie der Schweden; nach den auf Veranstaltung der Schwedischen Gesellschaft für Anthropologie und Geographie in den Jahren 1897 und 1898 aufgeführten Erhebungen; mit 130 Tabellen, 14 Karten und 7 Proportionstafeln in Farbendruck, vielen Kurven und anderen Illustrationen
Stockholm, 1902
Seite: 125
(PDF, 50 MB)
Bibliographische Information
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Anatomische Literatur

  (z. B.: IV, 145, xii)



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V.

Die Farbeneharaktere der Schweden.

Von

CARL M. FÜRST.

In der schon oben erwähnten LiNNE'schen Eintheilung der Menschen in Amerikaner, Europäer, Asiaten
und Afrikaner wird nicht allein die rothe, weisse, gelbe und schwarze Hautfarbe als Kassenkennzeichen hervorgehoben
. Unser grosser Landsmann bezeichnet theilweise auch die verschiedenen Farben der Haare und der
Augen als besondere Charaktere der verchiedenen Gruppen. Die Europäer sind indessen die einzigen, die nach
Linne hellere Haar- und Augenfarben haben, und alle späteren Beobachtungen haben auch konstatirt, dass
bei den schwarzen, gelben und rothen Völkern nur schwarze und braune Haare und braune Augen vorkommen
. Die dunklen Augen- und Haarfarben gehören eigentlich den dunkelhäutigen Europäern an, wenn auch
hellere Farbenübergänge bei den Augen und Haaren derselben vorkommen. Bei den weisshäutigen Völkern,
besonders bei den Germanen und also auch bei uns Skandinaviern, existirt ein ganz entsprechendes Yerhält-
niss. Hier sind die hellen Augen- und Haarfarben hauptsächlich vorherrschend, aber wenn auch das dunkle
Haar und die dunklen Augen keine speciell seltene Verbindung mit weisser Haut sjnd, so ist es doch gewöhnlicher
, dass sich dunkle Augen und blondes Haar oder helle Augen und dunkles Haar in reichen Uebergän-
gen bei den Weisshäutigen mit einander verbinden. R. Virchow sagt in seinem Gresanimtberichte über die
Erhebungen betreffs der Farbe der Haut, der Haare und der Augen der Schulkinder in Deutschland, dass »ein
bestimmtes, mehr oder weniger constantes Verhältniss zwischen den Farben der Haut, der Haare und der
Augen? besteht. Er hebt aber auch hervor, dass sich die weisse Basse vor allen anderen durch die grosse
Breite der individuellen Variabilität der Combinationen auszeichnet.

Die Farbe der Haut, der Haare und der Augen (Iris) hat, wie wir wissen, ihre Ursache in einer Einlagerung
von Farbstoffen oder Pigment in verschiedenen Farben und vor Allem in verschiedener Menge in
den Glewebeelementen. Die Zellen der Haut, der Haare und der Iris besitzen in ungleichem Masse die Fähier-
keit und die Neigung, das Pigment bei verschiedenen Menschen aufzunehmen. Dass die Augen und Haare
in höherem Grade als die Haut diese Neigung besitzen, beweist die obenerwähnte Erscheinung, dass die
hellen Augen und Haare nicht bei den gefärbten Völkern, aber wohl die braunen Augen und die dunklen
Haare bei den "Weissen vorkommen. Dies will auch mit anderen Worten sagen, dass die Augen und Haare
dunkler werden oder einen hohen, ja den höchsten Pigmentgrad erreichen können, ohne dass die Haut deshalb
dunkel zu sein braucht, und dass dunkle Haut bestimmter als dunkle Haare und braune Augen eine
dunklere Rasse andeutet.

Die eigentlich braune Haut kommt in unserem Lande gar nicht vor. Sie existirt jedenfalls in einer
so geringen Menge, dass sie in einer Statistik mit grossem Material ohne jede Bedeutung ist. Die feinen
Hautfarbenübergänge der sogenannten weissen Völker zu studiren, könnte gewiss von grossem Interesse, und

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