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In der Haartabelle sind die Differenzen zwischen den drei Völkern regelmässiger und treten deutlicher
hervor. Das blonde Haar nimmt von Norden nach Süden und in einer wirklichen Serie mit beinahe demselben
Unterschied ab, nämlich (Schweden 75,3 %—Baden 41,6 % =) 33,7 und (Baden 41,g %—Italien 8,2 % =) 33,4.
Der Unterschied wird noch ähnlicher, wenn die rothhaarigen zu den blonden gerechnet werden. Die Differenzzahlen
sind dann 34,3 und 34,5. Dass das rothe Haar zu dem blonden gehört, wird auch hier in der
Tabelle dadurch angedeutet, dass die Prozentzahlen ganz wie für die blonden Haare sich von Norden nach
Süden, Schweden 2,3 X, Baden 1,7 %, Italien 0,g %, vermindern.
Die Unterschiede zwischen den braunen und schwarzen Schweden und Badenern sind ganz gleich,
nämlich (Schweden 21,6 %—Badener 38,7 % = - -) 17,1 % Braunhaarige und (Schweden 0,8 %—Badener
18,o %■ = —) 17,2 % Schwarzhaarige. Der Unterschied zwischen den braunhaarigen Badenern und Italienern
ist (Badener 38,7 %—Italiener 60,1 % — —) 21,4 % und zwischen den schwarzhaarigen (Badenern 18,0 % —
Italienern 31,1 % = —) 13,1 %. Also ist der Unterschied zwischen den braunhaarigen Schweden und Badenern
zwar gross, aber noch grösser zwischen den braunhaarigen Badenern und Italienern. Zwischen den schwarzhaarigen
Badenern und Italienern ist er aber ebenso viel geringer als zwischen den schwarzhaarigen Schweden
und Badenern.
Weil die Untersuchten im Ganzen junge Männer sind, kann der schwarzhaarige Prozentsatz vielleicht
noch mehr vergrössert und der blondhaarige in entsprechendem Verhältniss vermindert werden. Voraussetzungen
hierfür existiren in Italien hauptsächlich wegen der dort vorhandenen grossen Anzahl der Braunäugigen.
Durch Ppitzner's Untersuchung wissen wir, dass die Piaare des Dunkeläugigen mehr als diejenigen
des Helläugigen dunkler werden. Die Braunhaarigen nehmen indessen einen gewissen Prozentsatz von den
Blondhaarigen und geben ungefähr einen gleichen an die Schwarzhaarigen ab, weshalb die Ziffern der Braunhaarigen
sich eigentlich gar nicht verändern. Diese Erscheinung geht sehr deutlich aus den Ppitznek'sehen
Tabellen über elsässische Männer hervor1), aus welchen ich hier einige Zahlen mittheile.
Blond Braun Schwarz Grau
20—30 Jahre .............. 30 % 59 % 5 %
31—40 ».............. 29 » 57 » 13 » 1 %
41—50 » ............. 20 » 58 » 14 » 8 »
Der Prozentsatz der Braunhaarigen behält, wie wir sehen, seine Zahl die ganze Zeit über von 20
bis 50 Jahren — beinahe unverändert bei.
2. Verbindungen der Augen- und Haarfarbenklassen.
Tab. XLH—XLVII. Karten VIII—XI.
Wenn man die Augen- und Haarfarben einzeln studieren will, vertheilt man die Menschen in ebenso
viele Variationen, wie die Augen- und Haarklassen, die oben beschrieben sind, also hier ursprünglich vier
Augenvariationen und fünf Haarvariationen, oder nach dem oben erwähnten Zusammenfall einiger Klassen
drei Augen- und vier Haarvariationen. AVenn man dagegen unser Material gleichseitig auf Augen- und Haarfarben
oder mit anderen Worten die Augen- und Haarverbindungen untersucht, so bekommt man gleich viele
Variationen, wie die Producte der Augen- und Haarfarben, hier also 4 X 5 = 20 oder na«h dem Zusammenfall
3 X 4 = 12 Augen-Haarvariationen.
Wenn ich auch bei der Behandlung der Ergebnisse eigentlich nur die zwölf Variationen anwende,
will ich doch zuerst die ursprüngliche Tabelle mit zwanzig Variationen oder Verbindungen mittheilen.
In der ersten Spalte stehen die Verbindungs- oder Combinationszahlen (die Erklärung siehe Seite 129',
dann die Augen- und dann die Haarfarbe der Verbindung. In der vierten Spalte stehen die absoluten Zahlen
oder die Anzahl der Untersuchten, und in der letzten kommt die Prozentzahl des Vorkommens der Verbindung
in Schweden.
l) W. Pfitzner, Social-antnropologisehe Studien I. Zeits. f. Morph, und Anthr. B. L 1899. Seite 343.
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