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Ich berechne also hieraus, wie gross die hellen und die dunklen Quantitäten in den Pigmentgraden
1, 2 und 3 sind, und fasse alles Helle und alles Dunkele zusammen. Dadurch bekomme ich folgende Zahlen:
Prozente
Prozente
Prozente
der hellen
der dunklen
der PigQvantität
Quantität
mentgrade
56,o
+
0,o
56,o
22,-
+
7,5 =
30,2
5,4
+
5,4
10,8
0,7
+
2,i
2,8
0,0
0,2
0,2
Summe 84,s + 15,2 = 100,o
Wenn also die Voraussetzungen, wie wir annehmen wollen, richtig sind, würde der ursprünglich rein
helle Bevölkerungsblock Schwedens 84,8 Prozent und der rein dunkle Volksblock 15,2 Prozent betragen. Aus
diesen beiden Blöcken können also die verschiedenen Prozentzahlen der Pigmentgradserie und dadurch ebenso
eine Bevölkerung mit den oben valuirten Augen- und Haarfarben entstehen. Nehme ich aber an, dass unser
Land ohne Verbindung mit anderen Völkern, ohne Auswanderung und Einwanderung, also vollständig isolirt,
sich bevölkert hat, und der helle Bevölkerungsblock, wie der dunkle in ihren Verhältnissen unveränderlich —
was nicht unnatürlich — ist, so könnten die jetztlebenden Schweden, nach unserem Untersuchungsmaterial
beurtheilt, aus einem hellen Block von 84,s Prozent und einem dunkeln von 15,2 Prozent entstanden sein.
Dass unsere Bevölkerung aus einer Mischung von zwei farbenextremen Blöcken oder Bassen entstanden ist,
darf indessen nicht angenommen werden. Wir wissen nämlich, wie in der obigen geschichtlichen Darstellung
hervorgehoben worden ist, dass Schweden zu wiederholten Malen fremde Leute aufgenommen hat und immer
noch' aufnimmt, die gewiss im allgemeinen auch durchschnittlich viel dunkler als die einheimische Bevölkerung
sind.
Solche successive geschehene Einwanderungen haben gewiss dunklere Elemente zu uns geführt und
die dunkle Quantität in hohem Grade vermehrt. Sicher würde, wenn es möglich wäre, diese Einwanderung
zu berechnen und abzurechnen, die dunkle Quantität von 15,2 Prozent sehr vermindert, dagegen müsste
der grosse helle (ursprüngliche) Block relativ noch grösser werden. Der rein helle Pigmentgrad 0 wird auch
noch fortwährend von neueinziehenden Ausländern angegriffen, um gemischte Verbindungen zu bilden. Weil
wir wahrscheinlich eines der hellsten Völker auf der Erde sind, müssen die Eingewanderten überhaupt dunkler
sein als wir, und dadurch muss sich das Verhältniss zwischen dem hellen und dem dunklen Block zu Grünsten
des dunklen Blockes verändern.
Eine Vermischung der Farben d. h. eine Bewegung in den Variationen wird immer vor sich gehen.
Weil der rein helle Typus so gross ist, so muss der Stock der dunkleren Einwanderung durch diesen heller
werden, doch nicht ohne dass er selbst seine Prozentzahl vermindert. Um einen Begriff von der Bedeutung
einer solchen Vermischung zu erhalten, will ich noch ein Beispiel anführen.
Denken wir uns, dass dieselbe Bevölkerung, die wir jetzt haben, ohne jede fremde Einwanderung
intimer und intimer vermischt wird, so müssen wir zuletzt die intimst mögliche Mischung des hellen (85 Prozent
) und des dunklen Blockes (15 Prozent) bekommen. Das Ergebniss einer solchen Mischung ist ein rein
heller Typus oder der Pigmentgrad 0 von 40 Prozent und ein gemischter Pigmentgrad 1 von 60 Prozent. Diese
60 Prozent sind dadurch entstanden, dass der 15-prozentige dunkle Block (3 X 15=) 45 Prozent aus dem hellen
Block braucht, um den möglichst hellen Pigmentgrad, nämlich 1, zu erreichen. Das Dunkle liegt in den
Pigmentgraden 1, 2, 3 und 4 und wurde durch 29 Prozent Helle, die schon in den Pigmentgraden 1, 2 und
3 liegen, +16 Prozent, die aus dem rein Hellen 0 genommen werden müssen, heller gemacht. Dieser Grad
0, welcher vorher 56 Prozent zeigte, wurde also auf 40 Prozent reduciert, und 16 Prozent wurden von dieser
hellen Quantität gebraucht, -um die dunkleren Quantitäten sich näher zu bringen.
Wenn auch diese ganze Besprechung und das Experiment auf hypothetischem Grunde stehen,1 so geht
doch mit deutlicher Gewissheit daraus hervor, dass unser heller schwedischer Volkstamm sehr mächtig ist
und zwar so mächtig, dass er alle jetzt existirenden dunkleren Elemente bedeutend heller machen kann. So viel
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