http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1902/0212
— 160 —
Proz. Das Dunkle ist aber hier nicht so gut eingemischt wie in Västergötland. Die Zahlen des Dunklen
zeigen nämlich für 1 6,7 Proz., für 2 4,9 Proz., für 3 2,6 Proz., für 4 0,3 Proz.
Die Verhältnisse zwischen Hell und Dunkel in Norrland stellen sich bedeutend anders als in den
übrigen Landschaften. Diese relativ neubevölkerten Gregenden zeigen, dass sie nicht nur aus Schweden, sondern
auch von Osten her eine Einwanderung bekommen haben. Im höchsten Norden, also in Lappland und
Västerbotten, befinden sich die höchsten Zahlen für Dunkles, und in den Primärtabellen sieht man auch, wie
zahlreich die finnischen Elemente hier sind. Wie hoch auch die dunkle Prozentzahl Lapplands ist, so muss
man seine Bevölkerung doch als eine helle auffassen. Am besten tritt dies hervor, wenn ich die hellen und
dunklen Blöcke mit einander so intim wie möglich auf dieselbe Weise vermische, wie ich es früher mit Schweden
, Baden und Italien gemacht habe. Ich bekomme als Schlussergebniss für Schweden 0 39,s Prozent 1 60,2
Prozent, für Lappland 0 6,7 Prozent, 1 93/3 Prozent. Für Baden waren die entsprechenden Zahlen 1 77
Prozent 2 23 Prozent. Es zeigt sich also, dass unsere dunkelste Landschaft, Lappland, eine bedeutend
hellere Bevölkerung als Baden besitzt.
Auf der Karte stehen der blaue nordöstliche Theil und der überwiegend rothe südwestliche sehr
deutlich einander gegenüber. Weit nach Südwest liegen die rothesten Theile Västergötland und Dalsland und
am weitesten nach Nordost die blauesten, Lappland und Västerbotten. Ich habe diese interessante Verthei-
lung schon oben bei der Besprechung der Typenkarten erwähnt; hier auf dieser Karte tritt sie aber höchst
instructiv mit ihren am weitesten belegenen Maximalcentren hervor. So stehen sich diese beiden Landes-
theile gegenüber, als das alte Land mit seinem Centrum, in welchem das ursprüngliche, helle Volk sich am
besten bewahrt hat, und das neue Land mit seinem verschiedenartigen und am weitesten belegenen Theil,
der den Weg der Einwanderung eines dunkleren Volkes bezeichnet.
Stockholm hat nächst Norrland die höchste dunkle Quantität 18,1 Prozent und zeigt für den Pigmentgrad
2 einen sehr hohen Prozentsatz, ein ganz natürlicher Umstand, weil die Hauptstadt nicht nur aus dem
Lande selbst, sondern auch von dem Auslande ein grosses Contingent aufnimmt.
Die Grrenzlandschaften Norwegens, mit Ausnahme Lapplands, stehen in starkem Contrast zu den Landschaften
, die in näherem Zusammenhang mit Pinnland an dem Bottnischen Meerbusen liegen.
4. Die ProzentzaMen der Farbenverbindungen in ihrem Verhältniss zu
den Wahrseheinliehkeitsprozenten.
Tabelle L.
Um die Prozentzahlen der verschiedenen Verbindungen der Augen- und Haarfarben besser zu beur-
theilen und die speciellen Augen- und Haarfarben, welche eine grössere Verwandtschaft oder Neigung zu
einander haben, zu bestimmen, ist es nothwendig, diese gewonnenen Prozentzahlen mit den Wahrscheinlichkeitsprozentzahlen
der vorhandenen Verbindungen zu vergleichen. Ammon hat mit seinem badensischen Material
eine solche Untersuchung gemacht. Da aber unser schwedisches Material bedeutend grösser ist als dasjenige
Ammon's, und eine Untersuchung des unsrigen nicht nur hierdurch, sondern auch durch Vergleich mit den
ammon'schen Zahlen einen höheren Werth bekommt, will ich nicht unterlassen, eine solche auszuführen.
Die Wahrscheinlichkeitsprozentzahlen finde ich in dem Product der Prozentzahlen der Augenfarbe und
der Haarfarbe, und zwar nach Wegnahme der hinreichenden Anzahl von Decimalen. Z. B. helle Augen kommen
bei unseren 44,935 Wehrpflichtigen und Soldaten in 66,7 Prozent und blondes Haar in 75,3 Prozent vor.
Werden diese beiden Zahlen mit einander multiplicirt, so bekommt man die theoretische Wahrscheinlichkeitsprozentzahl
der Verbindung helle Augen mit hellen Haaren 50,2. In derselben WTeise suche ich die übrigen
Zahlen und erhalte folgende Tabelle. In die letzte Columne setze ich die Differentzprozentzahl zwischen
der wirklichen Prozentzahl und der Wahrscheinlichkeitszahl. Also wird mit -f- bezeichnet, dass die wirkliche
Zahl die Wahrscheinlichkeitszahl übersteigt und mit ■—, dass dieselbe niedriger als diese ist.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1902/0212