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VI.
Die Verbindungen der anthropologischen Charaktere und ihre
Wechselbeziehungen zu einander.
Von
GUSTAF RETZIUS und CARL M. FÜRST.
«
Tab. LIII—CXXX.
In den vorstehenden Kapiteln sind die anthropologischen Charaktere, welche bei der Erhebung- untersucht
wurden, ein jeder für sich studirt und beschrieben worden. Nur die Augen- und Haarfarben, die zusammen
eigentlich einen gemeinsamen Charakter bilden, wurden kombinirt behandelt.
Es bleibt uns nun noch übrig, nachzuweisen, wie die verschiedenen Charaktere bei den einzelnen Indi-»
viduen kombinirt sein können, und in welcher Ausdehnung die verschiedenen Verbindungen in unserem
Lande und in den einzelnen Landschaften desselben vorkommen.
Es ist indessen nicht unsere Absicht, alle die von uns behandelten Charaktere, sondern nur die wichtigeren
, in dieser Weise zu untersuchen. Von grösstem Interesse sind offenbar die folgenden vier Charaktere
: der Schädelindex, die Körpergrösse, die Augenfarbe und die Haarfarbe. Mehr als vier Charaktere zu
kombiniren ist, obwohl nicht unmöglich, doch äusserst schwer durchzuführen. Die Aufstellung einer Kombinationstabelle
mit vier Charakteren bietet ja schon, vor Allem wenn nicht eine nöthige Begrenzung stattfindet
, gewisse technische Schwierigkeiten. Die Uebersichtlichkeit sowohl als die technische Ausführung selbst
erfordern, dass in die Kombinationstabelle nicht solche detaillirte Massscalen, wie die der Specialtabellen, mit
hinübergenommen werden. Die Anzahl der Variationen würde übrigens dadurch gar zu gross, und die Tabellen
in Folge dessen in praktischer Hinsicht unbrauchbar werden. Es wird deshalb nothwendig, die Masse gruppenweise
zusammenzufassen, und wir haben in unseren Verbindungstabellen sowohl die Körpermasse als die Schä-
delindices zu Eünfzahlgruppen zusammengefasst. Dies passt besonders gut für die Schädelindices, um so
mehr als dadurch zugleich die Grenzen der Gruppen mit den Grenzen der Dolichocephalie, der Mesocephalie
und der Brachycephalie zusammenfallen, und ausserdem ein Paar extreme Gruppen, die der Hyperdolichoce-
phalie und der Hyperbraclrycephalie, hinzukommen.
Wir haben solchergestalt unsere fraglichen Tabellen mit sechs Schädelindexgruppen, —69, 70—74,
75—79, 80—84, 85—89, 90—, und sieben Körpergrössengruppen, —159, 160—164, 165—169, 170—174,
175 —179, 180—184, 185—, ebenso wie vier Augen- und fünf Haarfarbengruppen aufgestellt. Hierdurch
entstehen, theoretisch betrachtet, nicht weniger als (6X7X4X5=) 840 Variationen mit vier Charakteren
. Gleichzeitig erhält man in der Tabelle durch Summirung eine Anzahl von 322 Variationen mit 3 und
2 Charakteren. Zusammen mit den 13 einfachen Charakteren, die ebenfalls durch Summiruno- aus der Ta-
belle hervorgehen, würden also nicht weniger als 1175 Variationen entstehen können. Natürlicherweise können
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