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— 175 —
Tab. LVII b.
Körpergrösse
Schädelindex
—74 | 75—79 80—
Körpergrösse,
Summe
—159
24,6
60,o
15,4
100 '
, 160—164
25,7
59,i
15,2
100
165—169
28,3
57,7
14,0
100
170—174
30,7
56,7
12,6
100
175—179
33,o
55,4
11,6
100
180-184
34,2
54,o
11,3
100
185—
36,i
52,s
11,1
100
Durchschnittsprozent
für Schweden
30,o
56,9
13,1
100
Aus diesen Prozentserien geht mit aller Deutlichkeit hervor, dass bei unserem schwedischen Materiale
eine ganz bestimmte Beziehung zwischen dem Schädelindex und der Körpergrösse existirt.
Man findet also, dass in der ersten Indexkolumne, welche die echten Dolichocephalen (bis 74) enthält,
mit der steigenden Körpergrösse eine immer wachsende Prozentzahl Hand in Hand geht. Bei der Körpergrösse
von 159 Cm. und darunter (208 Ind.) fanden sich nämlich nur 24,6 %, bei der Körpergrössen-Klasse
von 160—164 Cm. (1,369 Ind.) fand sich eine Prozentzahl von 25,7 X, bei der folgenden Klasse, 165—169
Cm. (3,460 Ind.), stieg die Prozentzahl bis auf 28,3 und in den übrigen Klassen auf 30,7 X, 33,o X, 34,2 X,
36,i %. Es geht demnach aus diesen Zahlen hervor, dass in Schweden eine ausgeprägte Langköpfigkeit die
bestimmte Tendenz zeigt, sich mit stärkerer Körpergrösse zu kombiniren, oder, mit anderen Worten, was
Ammon das Gesetz der Langköpfigkeit der Grossen nennt.
Durch die Betrachtung der folgenden Schädelindexreihe (75 — 79) erfährt man nun, dass sich schon
hier ein entgegengesetztes Verhältniss, ein Sinken der Prozentzahlen bei steigender Körpergrösse kundgiebt.
Dieses Sinken geht langsamer, aber doch ebenso regelmässig, vor sich, und zwar von 60,o X bis 52,8 X.
Die Differenz der höchsten und niedrigsten Prozentzahlen beläuft sich für die Dolichocephalen auf 11,5 %
und für die Mesocephalen auf 7,2 %.
Es gilt also bei den Mesocephalen ein ganz anderes Gesetz der Beziehung des Schädelindex zur
Körpergrösse als bei den echten Dolichocephalen, indem in der Gruppe der Mesocephalen die Prozentzahl
der Indiv. mit der steigenden Körpergrösse sinkt. Es wäre zwar von grossem Interesse zu wissen, ob dieses
Gesetz in der ganzen Gruppe der Mesocephalen herrscht, oder wo sich die eigentliche Grenze der Senkung
und der Steigerung rindet. Dies lässt sich aber aus unseren vorliegenden Berechnungen nicht eruiren; eine
Beantwortung dieser Frage würde eine erneuerte, mehrere Monate erfordernde Berechnung aus den Primärtabellen
in Anspruch nehmen, wodurch die Herausgabe des Werkes zu lange verzögert würde.
Die Betrachtung der letzten Schädelindexreihe, die der Brachycephalen (80 und darüber), zeigt dann,
dass das schon bei den Mesocephalen dargelegte Gesetz hier in gleicher Weise herrscht. Man findet also bei
der steigenden Körpergrösse ein Sinken der Prozentzahl von 15,4 bis 11,i. Nur in der Klasse der Körpergrösse
von 180—184 Cm. kommt eine geringe Steigerang (von 11,6 X zu 11,8 %) vor. Sonst ist in dieser
Reihe das Sinken ungefähr ebenso stetig wie in der Reihe der Mesocephalen.
Das schon von Welcker, obwohl an einem geringen Material aus Deutschland, nachgewiesene oder
wenigstens geahnte, von Ammon an 6,800 badensischen Wehrpflichtigen bestätigte Gesetz der Beziehung der
Kopfform zu der Körpergrösse, »Das Gesetz der Langköpfigkeit der grossen und der Rundköpfigkeit der
kleinen Leute», hat sich solchergestalt bei unserem Material von 44,900 Wehrpflichtigen als auch für Schweden
geltend erwiesen, und zwar in einer noch auffallenderen und bestimmteren Weise als dies aus den erwähnten
hinsichtlich Deutschlands angestellten Untersuchungen hervorgeht. Es ist hierbei, wie oben hervorgehoben
wurde, sehr interessant, aus unseren Befunden zu erfahren, dass sich das Sinken der Prozentzahl schon in der
Gruppe der Mesocephalen kundgiebt, indem sie sich hierdurch mehr der Brachycephalie als der echten Doli-
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