http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/richter1921/0005
Das Michelson-Experiment.
Die Einsteinsche Relativitätstheorie geht von dem negativen
Resultat des von Michelson und Morley gemachten
Experimentes aus, welches den Beweis hätte dafür erbringen
sollen, daß die Lichtgeschwindigkeit auf der Erde verschieden
ist, je nachdem das Licht an der Erde, entgegengesetzt der
Erdbewegung im Weltraum oder gleichgerichtet mit dieser
Erdbewegung, vorbeifliegt. Das Michelsonsche Experiment
besagt also, daß sich die Erde nicht im Weltraum bewegt,
sondern ruht, wie es das Altertum und Mittelalter annahm.
Das würde aber bedeuten, daß die ganze Astronomie, ja
auch ein großer Teil aller anderen Wissenschaften falsch wäre
und man wieder dort anknüpfen müßte, wo das Mittelalter
aufgehört hat. Einstein sagt sich daher mit Recht: Bevor
wir das annehmen, wollen wir lieber annehmen, daß unsere
Zeitmessung falsch ist, daß unsere Zeitmessung nur relative
Gültigkeit hat, nur für uns, nicht aber für das vorbeieilende
Licht richtig ist.
Meiner Ansicht nach bestehen aber gewichtige Bedenken
gegen die unbedingte Zuverlässigkeit des Michelsonschen
Experimentes, nämlich der Umstand, daß Huggins bereits im
Jahre 1868 mit Hilfe der Spektralanalyse nachweisen konnte,
daß das von den Sternen kommende Licht eine größere bezw.
kleinere Schwingungszahl hat, als ein Licht gleicher Art. das
auf der Erde erzeugt wird. Er schloß daraus, daß sich uns
manche Sterne nähern, manche entfernen und daher die
von ihnen ausgehenden Lichtschwingungen in größerer bezw.
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