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wieder zum Anfangspunkte zurück. Die Raumzeit ist grenzenlos
, aber nicht unendlich.
Indem also durch die Projektion der Welt auf ein vier-
dimensionales Koordinatensystem festgestellt wird, daß jede
scheinbar geradlinige Bewegung eine, wenn auch noch so
kleine Krümmung hat, erleiden die alten Naturgesetze, besonders
dort, wo es sich um weite Entfernungen^- handelt,
eine kleine Abweichung, die wir nun, Dank der Arbeit Einsteins
, erfassen und verstehen.
Aber hieran ist nichts Mystisches und beruht dieser
Erfolg auch nicht auf der Relativierung der Zeit, sondern
darauf, daß wir die lebendige Zeit durch eine starre Ausdehnung
ersetzen. Das Resultat ist ein starres Gebilde, eine
Projektion, die erst wieder auf dem Umwege der Mathematik
Verbindung mit dem Leben, also auch mit der Zeit erhält.
So erweist sich auch hier die Mathematik als Vermittlerin
zwischen dem Leben und der Abstraktion.
Ohne von Einstein etwas zu wissen, bin ich bereits
vor 10 Jahren auf rein philosophischem Wege ohne Relativität
der Zeit zu denselben Endresultaten wie Einstein
gekommen.
Das Nähere ist in meinem Buche: „Bewegung die
vierte Dimension", Verlag Wilhelm Braumüller, Wien 1912,
ausgeführt.
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