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Die herumschweifenden oder Lungenmagennerven
C. Bauchtheil der beiden vayi.
(Taf. XII, I, 1, 5, 15.)
In der Bauchhöhle haben die beiden vagi einen ziemlich bedeutenden
Verbreitungsbezirk. Eine genaue Einsicht über ihre Ausbreitung in den
verschiedenen Organen der Bauchhöhle verdanken wir den Untersuchungen
Kollmann's. Von reichlichem Bindegewebe umhüllt, gelangt der linke
(vordere) Vagus am Magenmunde nach der kleinen Curvatur, wo er sich
mit den arteriae oesopliageae kreuzt, seinen Verlauf nach den Kranzgefässen
der kleinen Curvatur nimmt und in Verbindung mit den sympathischen Nerven
ein stark entwickeltes Nerven netz, plexus gastricus anterior, darstellt
. Die an der kleinen Curvatur hinziehenden Nervenzweige nehmen mit
den Arterien einen geschlängelten Verlauf nach der muscularis und der
mueosa des Magens. Ein ansehnlicher langer Zweig gelangt bis zum Pförtner
und ich glaube wahrgenommen zu haben, dass derselbe das duodenum erreicht.
Die Leber äste, ra'mi hepatici, des linken Vagus begeben sich als
weisse starke Fäden in den Lamellen des kleinen Netzes zur Leberpforte
(Taf. XII Fig. I, 15 durchschnitten), wo sie in Verbindung mit dem reichen
plexus hepaticus nervi sympathici in die Leberpforte eintreten.
Der rechte (hintere) Vagus schickt, nachdem er in der Bauchhöhle
angekommen ist, kaum ein Drittheil seiner Fasern, zur hinteren Magenfläche.
Zwei Drittheile treten in den nervösen Ring ein, welcher unter dem Namen
plexus solaris s. coeliacus die arteria coeliaca umgibt.
Ist er an der linken Kranzschlagader angelangt, so sieht man an geeigneten
Präparaten die ausstrahlenden Zweige zur Leber, Milz, linken Niere
und Nebenniere, zu dem Dünndarme und zur Bauchspeicheldrüse sich begeben.
Da für die linke Niere und die Nebenniere Fasern, vom linkön Vagus
direct abstammend, wahrgenommen wurden, so kann man eine gleiche Beziehung
des rechten Vagus zu der rechten Niere und den Nebennieren wohl
unbedenklich annehmen. Schon Langenbeck hat eine Vereinigung des
rechten Vagus mit dem Nierengeflechte seiner Seite beschrieben.
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