http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ruedinger1868-1/0073
Gl
Zwölftes Paar.
Die Zungenfleischnerven.
Nervi liypoglossi.
(Taf. I, 12, Taf. VIII, 20 und Taf. X, 26, 37.)
Der zwölfte starke Gehirnnerv (Zungenfleischnerv), welcher nach Ursprung
und Abgang vom verlängerten Marke alle Eigenschaften eines rein
motorischen Nerven besitzt, versorgt die Muskeln der Zunge und der vorderen
Halsfläche (Zungenbein und äussere Kehlkopfmuskeln) mit Ausnahme des
Kopfnickers. Die in seinen Bahnen auftretenden sensiblen Zweige erhält
er durch Anastomosen mit dem Yagus und den oberen Rückenmarksnerven.
Durchschneidung der Nervenstämme oder pathologische Veränderungen
erzeugen Lähmung der Zunge und der erwähnten Halsmuskeln, mit geringer
Beeinträchtigung der Stimmbildung. Ißt der eine Hypoglossus gelähmt, so
atrophirt die Zungenmuskulatur der betreffenden Seite und die Zungenspitze
wird bei ihren Bewegungen durch mangelnden Widerstand von den voluminöseren
und gesunden Muskeln nach der kranken Seite gedrängt.
Der Hypoglossus entsteht am Boden der Rautengrube aus einer Gruppe
von Ganglienzellen, welche man Hypoglossuskern genannt hat (Taf. I
Fig. III, 2).
Er ist nach Deiters die Fortsetzung der vorderen Wurzeln der Rücken-
niarksnerven, das erste Glied des mittleren motorischen Systems im verlängerten
Marke. Der Hypoglossuskern steht mit der substantia reticularis
in Zusammenhang. *)
1) Mayer hat eine sensible Wurzel mit einem ganglion am Hypoglossus beschrieben.
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