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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1956/0020
heim und Geisenheim fällt die Besiedlung schlechterer, sandiger Schotterböden
der Niederterrasse auf. Durch Grißheim, das auch Latenefunde kennt,
geht vielleicht ein alter Fährweg hinüber ins Elsaß. Es besitzt ein ausgedehntes
Reihengräberfeld im Westen am Niederterrassenrand12 unter dem heutigen
Ortskern etwa ab 600. Für Geittenheim und Hartheim selbst fehlen noch entsprechende
Funde. Letzteres dürfte nach der Namensbildung ein späterer
-heim-Ort sein. Der Siedlungsschwerpunkt Heitersheim am Sulzbach zeigt wieder
typische Frühlage in Wassernähe auf Löß und Schwemmlöß, unweit der
römischen Durchgangsstraße und eines größeren Gutshofs neben dem Schloß.
Es besitzt wohl drei alamannische Gräberfelder. Döttingen, 1265 Totinchofen (?),
scheint nach dem Namen eher jünger zu sein. Es kennt Plattengräber an drei
Stellen seiner heutigen Gemarkung, von denen eine mit der Wüstung Ein-
litzigenhofen (1185 und 1245 als zwei Orte erwähnt) zusammenhängen könnte,
deren vermutliche Lage noch unbekannt ist. Dagegen läge Baldrathinga (840),
heute Ballrechten, als spätgenannter -ingen-Ort beachtlich nahe am Fuß des
Schwarzwaldes auf Löß. Reihengräber lassen sich in seiner Gemarkung noch
nicht feststellen.

Bei Tunsei und Kerns könnte man versucht sein, an eine gewisse Fortdauer
der provinzialrömischen Bevölkerung zu denken. Doch fehlen dafür frühe
Urkunden zu den Ortsnamen und beweiskräftige Bodenfunde. Zur Sage von
der versunkenen Stadt Keins, die auch Thounsul und Ehrenstadt genannt, vgl.
P. Zaunert: Alamannische Stammeskunde I, Jena 1930, 257, 263. Dabei könnte
es sich um frühgeschichtliche Funde handeln, die schon vor langer Zeit entdeckt
wurden.

Für das 7. und 8. Jahrhundert läßt sich der Siedlungsausbau an Hand der
bisherigen Gräberfunde und der Ortsnamenbildungen in der Tendenz erkennen
. Es scheinen verschiedentlich zunächst nur ein paar Gehöfte im
Gruppenbereich zu entstehen, was auch da und dort die geringe Anzahl von
Gräbern erklären würde, die mit der kirchlichen Beerdigung um die Gotteshäuser
aufhören. Für genauere Datierungen, besonders auch weiter zurück,
fehlen uns jedoch leider befriedigende Einblicke in die meisten der nur angegrabenen
Bestattungsplätze. Deshalb wird darauf verzichtet, Grabfunde
auf der Karte zeitlich besonders zu unterscheiden. Plattengräber in den verschiedensten
Varianten reichen sicher von der zweiten Hälfte des 7. gut über
das 8. Jahrhundert hinüber. Ferner sind uns längst nicht alle Wüstungen13
früher Orte für dieses Gebiet bekannt. Eine allzu große Entfernung (etwa
über 500 m) von der Siedlung zum Gräberfeld scheint mir unwahrscheinlich.
Außerdem muß schon mit frühen Umbenennungen gerechnet werden.

Da wir an dem Rudel unserer echten -ingen-Orte die ungefähre Durchschnittsgröße
ihrer Gemarkungen vermuten dürfen, ergeben sich zwei Ausbaugebiete
. Das eine erstreckt sich ostwärts der Ur(Feld)marken Norsingen—
Ambringen—Krozingen—Heitersheim in Richtung auf das Gebirge, das überall
im 8. Jahrhundert spätestens erreicht wird. Das andere liegt auf der
Schotterterrasse zwischen Geittenheim14, Hartheim und Grißheim gegen Hei-

12 Dessen dauernde Veränderung beweist auch die Katastrophe von 1482, als der Rhein Kirche und einen
Teil des Dorfes Weinstetten mitreißt (Weißenhorn, Manuskript der Ortschronik von Eschbach, 1937).

13 Vermutungen für bisher unbekannte Wüstungen ergeben sich nach den Funden für „hinterm Schlofi-
berg" von Staufen, dann zwischen Kerns—Staufen—Schmiedhofen, ferner zwischen Feldkirch—Hartheim
—Weinstetten (vgl. Fundliste).

14 Die Mitteilung der wahrscheinlichen Lage des Ortes wird Herrn R. Keller, Freiburg, verdankt. 1357
erstmals urkundlich erwähnt, gehört Geittenhein 1344 in den Bann von Hausen. Für Innighofen sei auf
P. Priesner, Schauinsland 72, 1954, 111, verwiesen.

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