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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1956/0094
ähnlich im Creglinger Altar und am Bamberger Kaisergrab wieder, vor allem
aber fällt die Ähnlichkeit des markanten Greisenkopfes des knienden Bischofs
mit dem großartigen Antlitz des Fürstbischofs von Scherenberg an seinem
Grabmal im Würzburger Dom auf (Abb. 8 und 9). Dieses Werk hat Riemenschneider
zwischen 1496 und 1499 aus Salzburger Marmor gemeißelt. Die
Übereinstimmungen liegen außer in der typischen Gestaltung vor allem aber
in der Bildung der Einzelheiten, der merkwürdig verkniffenen Münder, des
Schnittes der Augen, der vielfältigen Wiedergabe der Haut und Muskeln, die
in gleicher Weise auch an dem hl. Bernhard von Clairvaux zu finden ist.

Die Annahme, daß Sixt Aaelleicht Riemenschneidersche Werke kannte und
in Franken gewesen sein muß, wird noch wahrscheinlicher durch ein Werk,
das sich im Breisgau befindet und vielfache Verwandtschaft mit dem Locherer-
Altar aufweist, so daß wir wagen möchten, es als eine frühe Arbeit Sixt von
Staufens vorzustellen, die noch stärker von fränkischer Kunst bestimmt ist.
Dieses Werk ist der Schnitzaltar aus der Friedhofskapelle S. Vitus bei Wasenweiler
am Kaiserstuhl17 (zur Zeit als Leihgabe der Erzbischöflichen Kirchen-
behörde im Augustinermuseum in Freiburg, Abb. 10). Von diesem Altar ist
uns der Schrein gut erhalten, dagegen sind die Aufsatzarchitektur sowie
die gemalten Flügel verloren (die Scharniere sind noch vorhanden). Die
Figuren des Aufsatzes: der Evangelist Johannes, ein bärtiger Lleiliger mit
Buch und der Erlöser blieben auch erhalten, sie sind aber unbedeutend,
wohl von einem Werkstattgehilfen gearbeitet, der eine gröbere LIand
hatte. Denn die Figuren des Schreines und sein Maßwerk zeigen eine feinzügige
, vielfältig abgewandelte Schnitzweise, die einer sehr guten Meisterhand
entstammt. Die Form des ganzen Altares ist ähnlich wie die des Locherer-
Altars mit dem treppenartig aufsteigenden Mittelteil, doch ist sie hier nicht
bildhaft gefüllt (ein moderner Zug, den der Locherer-Altar mit dem Breisacher
u. a. gemeinsam hat), sondern in altertümlicher Weise rein architektonisch
aufgeteilt in drei Baldachinnischen, die wie Chorkapellen einer Kirche gestaltet
sind. Diese Form finden wir am Oberrhein schon um 1480 in Lautenbach
im Renchtal, sie ist aber ganz allgemein gewesen. In den Nischen, deren
mittlere höher ist, stehen die Figuren der Muttergottes, eines heiligen Bischofs
(Nikolaus?) und eines heiligen Diakons (Stephanus?). Ein reiches, dichtes
Maßwerk mit Dornblattranken, in denen Vögel sitzen (im Locherer-Altar sind
darin Engel), füllt die Fläche vor den kleinen Gewölben über den Heiligen.
Es wächst aus borkig gebildeten Ästen, die sich zum Teil mit gekehlten Architekturprofilen
verschneiden, welche aus den gestängehaften Säulchen aus-
schwingen. Dieses Maßwerk ist in seiner gesamten Bildung wie auch in der
Schnitzweise im einzelnen dem des Locherer-Altars so verwandt, daß wir hier
wohl auf eine gemeinsame Meisterhand schließen können. Die Übereinstimmung
in den Figuren ist nicht so augenfällig, hier zeigt sich zunächst einmal
eine Stilentwicklung vom Spätgotischen zum Renaissancehaften. Die Gestalten

17 Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden. VI. Bd. (Kreis Freiburg, Amtsbezirk
Breisach.) Tübingen und Leipzig, 1904, S. 110 - - Die Vituskapelle ist ein
Bau des späten 15. Jahrhunderts, an der Sakristeitür befindet sich die Jahreszahl
1492, die auf eine Ausstattung des Chores um und nach 1500 schließen läßt. Da
man vermuten muß, daß zunächst die üblichen Wandgemälde in Auftrag gegeben
wurden, ehe der Altar angefertigt wurde, läßt sich für diesen etwa eine Entstehungszeit
zwischen 1500 und 1510 annehmen.

Maße des Altars: Gesamthöhe 236 cm, Breite (des oberen Gesimses der Predella)
219 cm, Muttergottes (ohne Sockel) 111cm, Diakon 109 cm, Bischof 120 cm.

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