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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1956/0098
in des maiers hus — Hans Keck —". Für 8 Gulden wurde die Schnitzfigur
durch den Maler Hans Keck gefaßt (bemalt), dieser hohe Preis schließt
wohl die Beschaffung der Farben ein. Ob Sixt von Staufen der „Bildmacher"
gewesen ist, können wir nicht sicher beweisen, doch aus der künstlerischen
Gestaltung vermuten. Aus vielerlei Übereinstimmungen der Orgel-Muttergottes
mit der Locherer-Maria in Gesichts- und Haarbildung, der dicklichen
Flände mit den starken Knöcheln, des heraustretenden Knies und der Wade
(ein für Sixt ganz charakteristisches Motiv!), des wohlgebildeten Kinder-
körperchens, läßt sich leicht die Hand Sixt von Staufens erkennen. Freilich
erstaunt es, daß manche renaissancehafte Züge wieder verschwunden sind,
daß das Gewand wieder in vielen phantastischen gewellten und gebrochenen
Falten den Körper verschleiert, doch folgt hierin Sixt dem Stil der Zeit nach
1530, die das Gotische ins Manieristische verwandelt wieder hervortreten
ließ. Wenn diese Muttergottes von 1545 sein Werk ist, so dürfen wir es als
sein letztes bekanntes annehmen, da man ja seinen Tod vor 1550 annimmt.

Wunderbar reich und verschiedenartig hat der Meister seine Gestalten
gebildet, in immer neuen Motiven Gewänder zügig vor ruhig stehenden Körpern
bewegt und darin innere Bewegtheit und Spannung erscheinen lassen.
Die hohe Kunst, die uns in diesen Werken anspricht, finden wir nur noch in
einigen Werken, die ihm zugeschrieben werden von Professor Noack
und als Frühwerke angesprochen werden müssen: ein Johannes d. T.
ehem. bei „Altkunst" Freiburg, der in Haltung und Gewandfältelung am
ehesten mit den Aufsatzfiguren des Locherer-Altars und den Seitenfiguren
des Wasenweiler Altars zu vergleichen ist, im Kopftyp aber ganz dem
Roraffen entspricht; ein steinerner Brunnenstock im Augustinermuseum
(luv.-Nr. 13 281), der ehemals am Löwenbrunnen in der Schusterstraße beim
Kaufhausrückgebäude stand und dessen wappentragende Löwen wie auch
die feingemeißelten Meerweibchen und -männchen den Kaufhaus-Reliefs
verwandt sind. Dieser Brunnen ist 1526 bezeichnet und trägt auch ein Meisterzeichen
. Ob es das von Meister Sixt ist?

Alle anderen zugeschriebenen Werke erscheinen mir fraglich und stilistisch
keineswegs eindeutig von der Hand des Staufener Meisters zu sein. Sie seien
hier erwähnt22, doch bereichern sie eigentlich nicht die Vorstellung von der
erstaunlich schlichten und doch so vielfältigen Kunst Meister Sixts.

22 Eine von Otto Wertheimer im Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, 49. Bd.
(1928), S. 24 ff. als Werk Sixts bestimmte Gruppe der Sebastianmarter aus dem
Deutschen Museum Berlin wurde schon von Vöge in der Zeitschrift für bildende
Kunst, 65. Bd. (1931), S. 129—136, als salzburgisch erkannt.

Die von W. Hugelshofer im Museum von Lyon entdeckte und in der „Oberrheinischen
Kunst", IV. Bd. (1929/30), S. 44—48, als Frühwerk von Sixt veröffentlichte
Pesttafel kenne ich nicht aus eigener Anschauung, doch will mir die kleinteilige,
vollgestopfte Darstellung nicht recht zu der kräftig und ausgeglichen gliedernden
und zügigen Schnitzweise Sixts passen. Sie könnte sehr gut das Werk eines
elsässischen Meisters sein, da im Elsaß solche vielfigurigen detaillierten Reliefs
häufiger vorkommen. Den Trachten und Aktfiguren nach kann das Werk kaum
vor 1520 entstanden sein, dadurch schließt sich doch aber wohl die Meisterschaft
Sixtens aus, wenn man den Locherer-Altar vergleicht.

Auch das Fragment einer Hl.-Anna-Selbdritt im Augustinermuseum (fny.-Nr. 11458),
das aus Breisach stammen soll und mit der Maria der Pesttafel manche Ähnlichkeit
hat, ist trotz einiger schöner Motive, die ganz der oberrheinischen Überlieferung
vor 1500 entstammen und sich kaum mit den bezeugten Werken Sixts verbinden
lassen, zu derb und unoriginell für den Staufener Meister.

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