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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 94
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0094
Die Gestaltung der Fassaden bewegte sich auf historischer Grundlage. Sie
zeichnete sich durch Klarheit und gute Proportionierung aus.

Mit dieser Charakterisierung ist noch nicht das Wesentliche gesagt: Mit
der Umarbeitung hat sicli der Ausdruck der Architektur entscheidend gewandelt
. Wir haben es nun nicht mehr mit einem Rathaus der wilhelminischen
Epoche zu tun, dem Ausdruck, welcher der großen Mehrzahl der Wettbewerbsentwürfe
, zum Beispiel auch dem abgebildeten Meckelschen Entwurf, innewohnt
. Etwas anderes und Freieres spricht aus der neuen Gestaltung durch
Ratzel: Es ist kein Verwaltungsbau, sondern etwas, was sehr wohl die Haltung
einer Hochschule ausdrücken kann: Heiterkeit und geistige Leichtigkeit und
Lebendigkeit.

Die Grundsteinlegung zum neuen Kollegiengebäude war am 3. Juli 1906
in Anwesenheit des greisen großherzoglichen Paares. Im gleichen Jahr erfolgte
der Abbruch der Rempartkaserne und der Beginn der Grabarbeiten; im
Frühling 1907 folgten die Fundierungsarbeiten.

Ratzel starb am 5. Juli 1907. Infolge seiner langen Krankheit war die Planbearbeitung
nur langsam vorwärts und nicht zum Abschluß gekommen. Bereits
am 8. Juli 1907 übertrug das Ministerium die Weiterführung des Neubaues
Professor Hermann Billing, Karlsruhe. Sein Wettbewerbsentwurf „Sommerfrische
" war nicht prämiiert worden. Die Träger des dritten Preises (siehe
Abbildung) Baudirektor Max Meckel und Architekt C. A. Meckel in Freiburg
bewarben sich wenige Tage später erfolglos um die Übertragung der Nachfolge
Ratzels. Die beigegebenen Abbildungen, auf denen der Wettbewerbsentwurf
und die spätere Bearbeitung Ratzels für die Ausführung, der Meckel-
sche Wettbewerbsentwurf und der Neubau bei seiner Einweihung einander
gegenübergestellt sind, verdienen als Momentaufnahmen der Architekturentwicklung
nach der Jahrhundertwende gezeigt zu werden.

Der Vertrag zwischen dem Ministerium und Billing übertrug ihm die
Weiterführung des Neubaues des Kollegiengebäudes auf der Grundlage der
von Ratzel gefertigten und genehmigten Pläne, unter der Voraussetzung der
strengen Einhaltung der Grundrisse und der Gesamtdisposition der äußeren
Gestaltung und der Bedingung, auch einzelne Abänderungen tunlichst zu vermeiden
. Damit ist in klarer Weise die Leistung beider Architekten umrissen.
Es verdient festgehalten und gewürdigt zu werden, in welch bedeutendem
Umfang das neue Kollegiengebäude Ratzels geistiges Eigentum ist, denn so,
wie es der Vertrag festlegte, geschah es. Billing war, abgesehen vom Vertrag,
auch durch die inzwischen erfolgte Ausführung des Sockelgeschosses an Ratzels
Entwurf gebunden. Aber auch in dem Aufbau und der Proportionierung der
Baumassen ist der Entwurf Ratzels klar zu erkennen.

Professor Billing war im ersten Jahr nach der Übertragung der Arbeiten
durch auswärtige Aufträge stark in Anspruch genommen und widmete sich
erst in der zweiten Hälfte des Jahres 1908 der Weiterführung der Entwurfsarbeiten
. Er legte im Dezember 1908 dem Ministerium seine Pläne vor und
stellte sie im Januar 1909 in der Aula der Universität aus, wobei der Stadtrat
Gelegenheit fand, zu ihnen Stellung zu nehmen. Nun schritten auch die Bauarbeiten
rasch voran, so daß am 28. Oktober 1911 die feierliche Einweihung
stattfinden konnte. Prorektor Fabricius sagte dabei in seiner Ansprache, die
von Billing gewählten Formen seien ungewohnt und fremd. Sie sind wohl
auch heute in Freiburg nicht heimisch geworden. Billing selbst konnte dem

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