http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0096
Abb. 10 Kollegiengebäude
Wettbewerbsentwurf Baudirektor Max Meckel und C. A. Meckel, Freiburg, 1902
und Gestaltungsgaben ausreifen zu lassen. In der Formung der Baumassen
und Profile verrät Billing seine starke und ursprüngliche Gestaltungskraft,
die weiche und ausgewogene Ausrundung aller Formen und Einzelheiten.
Hierin zeigt sich am stärksten der Gegensatz zu der schärferen und prägnanten
Formsprache Ratzels ■— auch zu dem Bibliotheksbau Schäfers. In der Ausbildung
der Innen- und Festräume fand Billings Begabung ein reiches Betätigungsfeld
. Erwähnung verdient die wenig beachtete Gestaltung der Nordfassade
. Anklänge an Billings Wettbewerbsentwurf sind bei der späteren
Ausführung kaum mehr zu finden.
Die Einweihung des neuen Kollegiengebäudes in Anwesenheit des Großherzogs
und der Großherzogin war ein großer Tag in der Universitäts- und
Stadtgeschichte. Die Fertigstellung der großen Bauaufgabe geschah im Zeichen
der wirtschaftlichen Blüte des Deutschen Reiches und unter Teilnahme der
deutschen Universitäten und Hochschulen, vor allem der Vertreter der badischen
Hochschulen und der benachbarten Straßburger Universität.
Man gedachte anerkennend des großen Aufschwungs der Universität Freiburg
, die sich neben Heidelberg und Straßburg so stark entfaltet hatte. Die
25 Hörsäle boten 2600 Sitzplätze. Die Zahl der Studierenden war von 200 im
Jahre 1811 und 1871 auf 3000 gestiegen, eine Steigerung, die um so bedeutender
war, als inzwischen am Oberrhein die Universität Straßburg hinzugekommen
war.
96
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0096