Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
75.1957
Seite: 161
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1957/0161
In den Merdinger Scherben sah ich oft außer dem hellen Kalk auch dunkle,
das Licht spiegelnde Glimmerblättchen. Wenn man in einem quarzhaltigen
Scherben Glimmer findet, ist das keineswegs aufregend. Glimmer, dazu auch
Feldspat, stecken immer in den Scherben, wenn Granit und Gneis zur Gewinnung
des Magergutes zertrümmert worden sind, wie das häufig geschah,
Auch der Sand der Bäche, die aus dem Schwarzwald herauskommen, besteht
aus diesen Mineralien, und sie finden sich in den Scherben wieder, wenn der
Ton durch solchen Sand verunreinigt oder mit ihm gemagert ist.

Kalkspat und Glimmer aber kommen in keinem der Schichtgesteine, aus
denen die Vorberge des Breisgaus aufgebaut sind, zusammen vor, in keinem
der Kalkspatgänge, die sie durchsetzen. Allerdings wäre es möglich gewesen,
daß einem von Natur glimmerhaltigen Ton Kalkspat zugesetzt worden wäre
oder daß man den Ton mit einem Gemenge von Urgesteinssand und zerkleinertem
Kalkspat versetzt hätte. Aber dazu stimmte die Beobachtung
nicht, daß diese Scherben nur Kalkspat und Glimmer, aber keinen Quarz
und Feldspat enthielten. Die Sache war und blieb reichlich verdächtig. Als ich
von etwa einem Dutzend der Merdinger Scherben kleine Stückchen mit der Beißzange
abgezwickt hatte, um eine frische Bruchfläche zu erzielen, entdeckte ich
in einem etwas größeren Kalkspatbröckchen ein winziges, stahlblau schimmerndes
Mineralkorn. Es sah wie Magneteisen aus. Also wurde eine stählerne
Stecknadel mit einem kleinen Hufeisenmagneten bestrichen und damit
unter dem Mikroskop das kleine schwarze Ding herausgestochen. Vom Kalk
abgelöst, blieb es an der Nadelspitze hängen. Nun war auch der Ursprungsort
des Kalkspats gefunden. Es war jener einzigartige Berg inmitten des
vulkanischen Kaiserstuhls, der mit steilen Flanken und gerundetem Rücken
zwischen zwei Tälern aufsteigt, dessen karge Erde nichts anderes als duftende
Kräuter, leuchtende Blumen und kurzes Gras hervorbringt, das einmal im
Jahr geschnitten werden kann. Es ist der Badberg, an dessen Südfuß dürftige
warme Quellen aus kleinen Klüften rinnen. Er ist von mehreren Steinbrüchen
in grauen oder rostig braunen Wänden angeschürft. Der Badberg besteht zumeist
aus Kalkstein, aber von völlig ungewohnter Art, denn er ist zusammengesetzt
aus lauter bald kleinen, bald größeren Kalkspäten, die in unregelmäßiger
Begrenzung aneinanderstoßen, weil sie sich gegenseitig in der freien
Ausbildung ihrer Kristallflächen gehindert haben. Zwischen ihnen stecken
oft in wechselnder Menge Mineralien, die in anderen Kalksteinen fehlen, vor
allem dunkelbrauner und grünlicher Glimmer, blauschwarzes Magneteisen
und Magnoferrit, heller Apatit, schwarzer Dysanalyt und flohbrauner Koppit.
Der Kalkstein selbst und die seltsamen Mineralien, die er enthält, haben die
Geologen und Mineralogen immer wieder beschäftigt, und über seine Entstehung
ist viel geschrieben worden. Auf seinem sonst so unfruchtbaren Boden
sind die Hypothesen in bunter Farbigkeit erblüht. Knop, der längst verstorbene
Geologe an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, sah in diesem Kalk einen
natürlichen Kesselstein, der auf dem Grund eines unterirdischen oder oberflächlichen
Kratersees entstanden sei. Der norwegische Geologe Brögger hielt
ihn für einen Karbonatit, das Erstarrungsprodukt einer völlig geschmolzenen
Jurakalkscholle, Merian und Graeff waren der Wahrheit schon näher gekommen
: der kristalline Kalk sei ein durch die Hitze des Magmas umgewandeltes
Schichtgestein, vermutlich Hauptrogenstein, wie er bei Riegel die mächtige
Felswand hinter der Brauerei bildet und im Breisgau an vielen anderen
Stellen ansteht. Im Jahre 1925 hatte Dr. Zotz, der inzwischen von der Geologie

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