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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1958/0009
Jahre 1092 finden wir auch Adelgoz von Wehr, der durch Basel zum Vogt von
St. Blasien bestimmt war, auf einer Zusammenkunft zu Stein am Rhein, welche
die Herzöge Weif und Berthold II. leiteten43.

Der Zähringerherzog zog nach den Jahren 1090/92 durchaus die Folgerungen
, die sich aus seiner neuen Lage ergaben. Einmal baute er seine Stellung
am Hochrhein aus; zwischen 1092 und 1094 legte er zu Stein eine munitio
an40. Zürich, das er aus der Hand der Rheinfelder übernahm, baute er aus
und legte dort wohl zwischen 1092 und 1098 die regelmäßig geplante Siedlung
des sogenannten Niederdorfes an47. Dann aber suchte Herzog Berthold II.
nunmehr ebenfalls stärker im Schwarzwald Fuß zu fassen. Das Hauskloster
der Zähringer, das im innerschwäbischen Ausgangsbereich der Familie begründet
war, wurde 1091/93 nach den Schwarzwaldhöhen von St. Peter verlegt48
. Dadurch ist deutlicher als durch vieles andere gekennzeichnet, wohin
die Zähringer, durch die Rheinfelder Erbschaft bewogen, ihre Hauptkraft verlegt
sahen.

Im Jahre 1091 aber begann Herzog Berthold II. auch, die Stadt Freiburg als
Endpunkt der Verbindung über den Schwarzwald zu errichten40. Eine Straße,

45 Baumann, Allerheiligen, S. 18 n. 7, 5.

46 Heyck, S. 165; Baumann, Allerheiligen, S. 42 n. 21. Durch die Befestigung von Stein sicherte der Zähringer-
herzog die Verbindung zum Konstanzer Bistum, das sein Bruder Gebhard innehatte. Auch die Fühlungnahme
des Schwabenherzogs, als welcher Herzog Berthold II. durch die schwäbischen Großen gewählt
war, mit dem von Heinrich IV. abgefallenen Sohne Konrad in Oberitalien benutzte den Weg über den
Bodensecraum und die Bündner Pässe. Die munitio q. d. Stein schützte aber auch die Abtei Allerheiligen
in Schaffhausen vor den Angriffen des Abtes Ulrich von St. Gallen, der seine Kampfhandlungen wiederholt
in dieses Gebiet und den Hegau vortrug. Um die gleiche Zeit sorgte sich der Abt Siegfried von Schaff-
liausen um die Möglichkeit, vom Hochrhein nach dem französischen Gebiet vor eventuellen Angriffen
ausweichen zu können. Die Ausgrabungen der letzten Jahre, die neue Einblicke in die Baugeschichte
von Schaffhausen gewährten, haben ergeben, daß nach Aufgabe des Klosterbaues von 1049 bis 1064 und
vor der dreischiffigen Anlage, die heute wieder.in ihrer herben Schönheit voll erstanden ist und im Jahre
1103 geweiht wurde, eine fünfschiffige Kirche in Chor und Vierung begonnen war. Dieser Bau wurde
aufgegeben, ehe er sehr weit gediehen war. Man möchte gerne das Aufhören dieses Bauplanes mit der
gefahrvoll eingeschätzten Lage der Jahre 1092/95 am Hochrhein in Zusammenhang bringen. Doch ist
eigentlich nicht einzusehen, weshalb die Mönche von Schaffhausen nach dem Abklingen der Gefährdung
nicht an den Weiterbau gingen; die materielle Lage des Klosters war keineswegs schlechter geworden,
eher halte sie sich am Ende des 11. Jahrhunderts noch weiter verbessert. So liegt es weit näher, die
Änderung des Bauplanes in Schaffhausen mit dem Durchdringen der Hirsauer Reformrichtung nach
dem Jahre 1082 in Verbindung zu bringen. Wenn man zu dieser Zeit in Schaffhausen dem prunkvollen Stil
der Cluniazenser zuneigte, so brachte die Hirsauer Reform schließlich auch deren strengen, aufs Große gerichteten
, aber einfacheren Baustil mit. So mag es eher an einer Wandlung in der Baugesinnung liegen
als an äußeren Gründen, weshalb in Scharfhausen die fünfschiffige Anlage der Kirche aufgegeben und
in eine dreischiffige umgeändert wurde. Für das heute noch stehende Gotteshaus wäre dann eine Bauzeit
von etwa 1090 bis 1105 zur Weihe anzusetzen.

47 II. Büttner, Die Anfänge der Stadt Zürich in: Schweiz. Zcitschr. Gesch. 1 (1951) 529—544, bes. S. 543 f.

48 Brackmann, Germ. Pont. II, 1 S. 19S ff.

4» Vgl. Zcitschr. Gesch. Oberrhein 105 (1957) 64 ff. — B. Schelb, Zwei Siedlungen des Frühmittelalters auf
dem Boden der Stadt Freiburg in: Schauinsland 68 (1949) 3—22 betrachtet St. Martin in Freiburg als karo-
Iingische Kirche und hält auch St. Peter in der Lehener Vorstadt für vorzähringisch. Ihm möchte sich
W. Noack (s. oben Anm. 3) gerne anschließen. Wie jedoch schon Noack S. 9 erkannt hat, spricht bei
St. Martin der topographische Befund gegen ein Alter, das vor der Stadtplanung von Freiburg anzusetzen
wäre. Um St. Martin läßt sich in der Stadtanlage nicht die geringste Spur einer älteren, wenn auch kleinen
Siedlung feststellen. Bereits zu Beginn des 15. Jahrh. war dieser Befund vorhanden, wie sich aus der
Aussage des Dekans Hermann von Nußbach über die dos der St.-Martins-Kirche aus dem Jahre 1246
ergibt; Hcfele, Freiburger Urkdb. I 81 n. 95. Um diese Zeit war der Platz um St. Martin noch unbebaut
(vaeuitatem prefatam capellam s. Martini ambientem), ein Wassergraben/Stadtbächle führte jedoch schon
an St. Martin vorbei. Der topographische Befund, der aus der genannten Urkunde entgegentritt, ist so
eindeutig, wie man ihn nur wünschen kann. St. Martin kann danach erst nach der Gründung von Freiburg
als geplanter Siedlung in dieser entstanden sein. Zudeni hat St. Martin 1246 keine Pfarrrechte, auch keinen
Begräbnisplatz. Ferner ist keine Erinnerung an irgendwelche ehemalige Stellung als Pfarrkirche zurückgeblieben
. Eine solche aber wäre im 12. Jahrh. nicht mehr spurlos verschwunden nach der Gründung der
Stadt, sondern hätte sich in irgendwelchen gottesdienstlichen Handlungen (Teilnahme an Gottesdienst oder
Prozession oder ähnlichem) wenigstens in Resten erhalten, wie es sich in ähnlichen Fällen immer wieder
feststellen läßt. Für St. Peter in der westlichen Lchencr Vorstadt läßt sich überhaupt kein ernsthafter

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