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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1958/0064
kirch für Gundelfingen und Denzlingen zu
sorgen. Im Oberland ist es nicht anders:
der Pfarrer von Steinen etwa bedarf für
Reparaturen an Stall und Scheune der Genehmigung
des sanktblasischen Propstes
auf Bürgeln. Zur Verzahnung der Rechte
kommt die Gemengelage der Gebiete. Die
Reisejournale des badischen Markgrafen
verzeichnen den Übelstand häufiger Grenzübertritte
, doch auch die würdige und gastliche
Art, auf die der Fürst bei Hin- und
Rückreise vom Propst zu Krozingen empfangen
wurde. Wir dürfen für unsere Betrachtung
die freilich unwägbare Bedeutung
steter obrigkeitlicher und menschlicher
Berührungen nicht verkennen, die
trotz politischer und religiöser Gegensätze
die völlige Trennung der beiden oberrheinischen
Lebenskreise verllindern.

Die kulturelle Funktion des Adels besteht
zunächst darin, daß er das, was in
den geistlichen Bildungsanstalten aller Art
neben der Wissenschaft an geselligen Künsten
wie Musik und Theater gepflegt wird,
zum festen Bestandteil breisgauischer Kultur
macht. So sehr er auch den bedeutenden Vorsprung, den die außerkirchliche
Musik im Schutz der Fürstenhöfe gewonnen hat, zu nützen vermag, er bleibt
den Klöstern des Landes, die noch hervorragende musikgeschichtliche Werke
wie Gerberts „Musica sacra", vorzügliche Tonsetzer und Violinkünstler wie die
Patres Augustin Wieland und Coelestin Rösler in St. Trudpert hervorbringen,
verpflichtet. Die aus ihren Schulen entlassenen tüchtigen Musiker tragen ihre
Kunst in die Gesellschaften des Adels und fördern seine Neigung zu eigener
Betätigung. Die vornehme Welt pflegt in häuslichen Zirkeln die Form des
Streichquartetts, und die Aufführung von Opern, deren Partien von Damen
und LIerren der Gesellschaft gesungen werden, macht die Kartause des Herrn
v. Sickingen zum Schauplatz gesellschaftlich-künstlerischer Ereignisse. Auch
dieses Liebhabertheater empfängt seine Antriebe nicht nur von der aristokratischen
Modeform des Hirten- und Schäferspiels, sondern vor allem von dem vertrauten
jesuitischen Schultheater der großen und kleinen Marianischen Kongregation
und den klösterlichen Festaufführungen. Musik und Theater sind also
Ausdruck einer reinen Standeskultur, und selbst die aus dem Geist der Aufklärung
hervorgehenden ersten Anläufe zur Schaffung einer ständigen deutschen
Schaubühne in Freiburg erscheinen als Sache einer anspruchsvollen, am
Wiener Vorbild orientierten Bildungsschicht, von der sie moralisch und finanziell
abhängig bleiben. Der in Wien gebildete Kirchenrechtslehrer Riegger, der
Herr v. Greifenegg, hoher Beamter der Landesregierung, der Garnisonskom-
mandeur und der Herr v. Sickingen sind die Taufpaten des Freiburger Theaters.

Daß schließlich in die schönen Häuser der Sickingen, Baden, Ulm, Kageneck
auch die dritte gesellige Kunst, die Poesie der Lieder, der Festtagspoeme,
gereimten Episteln und Stegreif-Carmina hineingetragen wird, ist das Ver-

Alm. 7 Martin Gerbert

C. W. Bock fec. 17S6 Norimb.

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