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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1958/0075
Wohin gehört Karl Friedrich? In das mystische Karlsruhe Jungs oder in
das helle Weinbrenners, den der Markgraf noch auf Lavaters Empfehlung berufen
hatte? Zu den prunkenden Symbolen dynastischer Macht, die er nicht
gesucht und gewollt hatte? In das Zentrum eines größeren Baden, das ihm
zugefallen war und nun ein Hoftheater, zwei Universitäten und die Öde eines
glänzenden Hofes hatte? Persönlich hat sich Karl Friedrich zuletzt von Jung-
gelöst, und den kommenden Geschlechtern schien allein das „helle" Karlsruhe
untrennbar mit Wesen und Werk des Markgrafen-Großherzogs verbunden.
Man hat in dem aus dem Gedanken geborenen Stadtbild denselben konstruktiven
Geist wirksam gefunden wie in Karl Friedrichs Staatsbau oder der Architektur
der Töne im Werk des Ritters Gluck, der einst in den Klopstocktagen
als vielbewunderter Gast am Markgrafenhof weilte: den Geist der Klassik.

Hebel

In diesem Sinne ist Karl Friedrich noch gegenwärtig bei Goethes letztem
Karlsruher Besuch im Jahre 1815, mit dem der Dichter die innere Einkehr
in den oberrheinischen Raum seiner Ursprünge, die er mit der Niederschrift
seiner Erinnerungen gehalten, auch äußer -
lich bekundet. Drei Männer repräsentieren
ihm das klassische Karlsruhe, von
dem keine Brücke der Verständigung
mehr hinüberführt zum alten Straßburger
Studienfreund Jung: der Architekt
Weinbrenner, der Dichter Hebel, der Botaniker
Gmelin stehen im nun näher.

Allen dreien hat die Residenz Karl
bi'iedrichs die große Aiifgabe und damit
die Erfüllung ihres Lebens geboten —
Hebel in doppeltem Sinn: als Exil, das
die unstillbare Sehnsucht nach dem Oberland
in ihm zu jener Seelenmacht werden
ließ, ans der die „Alemannischen Gedichte
" wuchsen; als zweite Heimat, in
deren Atmosphäre die große Prosa des
„Rheinländischen Hausfreundes" gedeihen
konnte. Aber über Karlsruhe wölbt
sich nur die Krone des Baumes, der in
allen Weiten der Oberrheinlande wurzelt
. Unter den wirkenden Formkräften
des Raumes tritt neben das Karlsruhe
der Reifejahre die geliebte Geburtsstadt
Basel, deren geistige Grundhaltung —
urban, leidenschaftslos, wach und hell -
der seinen gemäß ist und die er beglückt
im nahen Straßburg wiederfindet. Ist

Basel nach Altweggs Wort der „große Lebenshintergrund" seines Schaffens, so
fließt im Vordergrund die Wiese durch das Heimattal seines Gemüts und seiner
Poesie. Und als der Präzeptoratsvikari von Lörrach aus zum erstenmal
hinaufsteigt zur Weitsicht des Beichen, empfängt er vom Berg im krausen

Abb. 1:

K ' / //
tf-n/t f fit et/fi

johann Peter Hebel

Ad viv. del. et sc. Fr. Müller

75


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