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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1958/0076
Symbol der „belchistischen" Geheimsprache die Sprache des Dichters, die erst
frei wird hoch über den Niederungen der Philister, der „Schwabenhämmel".
Doch erstürmt er den Belchen nicht wie der einsame Wanderer Goethe den
Brocken: in Freundesbegleitung geht er gleichmäßig seinen Weg, überall gesellig
Einkehr haltend, so gleichsam weitergereicht und schließlich emporgehoben
vom Volk der Landschaft auf den alten Göttersitz. Nehmen wir auch
das als Symbol: durch das Faserwerk einer fast unübersehbaren Fülle menschlicher
Beziehungen behält der Raum die Verbindung mit dem fruchtbaren Erdreich
des Volkslebens, lebendige Kräfte empfangend und mit reifen Früchten dankend.

AVenn wir von diesem Standort Hebels aus die Bildungssituation am Oberrhein
zu überschauen suchen, bieten sich zur Klärung und Abrundung unseres
Bildes zwei Blickpunkte an: dieser lutherische Prälat, der ein Dichter ist und
als Professor am Gymnasium illustre alte Sprachen und Naturgeschichte lehrt,
verkörpert noch einmal die enge Verbindung der kulturellen Bestrebungen,
die, von protestanstisch-theologischer Bildung getragen, sich mehr und mehr
differenzieren und verselbständigen. So zeigen ihn auch seine Freundschaften
gewissermaßen im Schnittpunkt literarischer und naturwissenschaftlicher
Interessen. Zum andern kann man sich ihn hineingestellt denken
zwischen die Kraftfelder der alten Markgrafschaft, der er mit seinem
Besten verpflichtet bleibt, und Vorderösterreichs. Wie mit der Entstehung
des Großherzogtums überhaupt Austausch und Ausgleich der kulturbildenden
Faktoren rasche Fortschritte machen, wie die Weinbrenner-Schule
den Stilwillen ihres Meisters über die markgräfliche Grenzzone hinweg im
architektonischen Bild Freiburgs zur Geltung bringt, so wird auch für Plebels
menschliche und geistige Welt der Breisgau die Brücke von Karlsruhe zum
Oberland, ein Sachverhalt, der sich gleichnishaft ausspricht in dem gelegentlich
auftauchenden Plan, ihm die Pfarrstelle an der neugegründeten evangelischen
Gemeinde in Freiburg mit Lehrauftrag an der Universität zu übertragen
. In dem Maße, in dem die Oberrheinische Kulturprovinz des ancien
regime durch die Ausbildung abgeschlossener politischer Körper diesseits und
jenseits des Stromes gesprengt wird, gewinnt für Hebel sozusagen die großherzoglich
-badische Verkehrslinie an Bedeutung, deren wichtigste Stationen
Karlsruhe, Freiburg und Konstanz sind. Die Verbindung dieser Gesichtspunkte
führt uns zum abschließenden Ergebnis:

Als naturwissenschaftlich interessierter Theologe ist jener Kirchenrat
Böckmann, Freund der Dichter, Physiker und Mesmerianer, keine Einzelerscheinung
. Ein anderer Lehrer des jungen Hebel, sein Gönner und Schützer
August Gottlieb P reu sehen aus Durlach, erster Stadtpfarrer der Residenz
, verfertigt Erd- und Himmelsgloben, stellt typometrische Versuche an
und gelangt in Zusammenarbeit mit dem Basler Typographen Hess zur Erfindung
des Landkartendrucks mit beweglichen Lettern. Hess und sein Schwager
, der Kupferstecher Christian v. Mechel, der zu Lavaters Fragmenten
Bilder liefert, gehören zu Karl Friedrichs Basler Freundeskreis. Hebels Karlsruher
Mitbürger, der weiland Bötzinger Pfarrer Tulla, Vater des großen
Rheinbaumeisters, fertigt topographische Karten der Oberrheinlande an. Wir
können das Bild nach der katholischen Seite ergänzen durch die eigenartige
Gestalt des Freiburger Professors Rinderle, des Mönchs von St. Peter. In
seiner Umwelt ein isolierter Außenseiter, hat er auf dem Gebiet der Technik
und Ingenieurwissenschaft, von Schwarzwälder Uhren bis zu Dammbauten,
Hervorragendes geleistet.

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