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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1958/0080
Es sind die „Stunden der Andacht" des protestantischen Wahlschweizers
Heinrich Zschokke, der als Volksschriftsteller und Herausgeber volkstümlicher
Zeitschriften den Beifall Hebels, die Freundschaft und Mitarbeit
Ittners gewonnen hat, für uns ein letzter Vertreter jener Aufklärungspädagogik
, die den Menschen auf den Pfad der Tugend und Arbeitsamkeit weist,
auf dem er allein das Gold äußerer Wohlhäbigkeit und innerer Glückseligkeit
finden wird.

Wenn wir zum Schluß die Summe dessen ziehen, was die Oberrheinische
Provinz zur Kultur unseres klassischen Zeitalters beigesteuert hat, dann müssen
wir vorab der Tatsache gedenken, daß der protestantische Landesherr
Karl Friedrich, die katholischen Prälaten Gerbert und Wessenberg gleichsam
die Atmosphäre geschaffen haben, in der manche stolze Einzelleistung gedieh.
An wahrhaft großen Namen fehlt es nicht: Lavater, Oken, Hebel, Weinbrenner
, Johannes v. Müller: der Schweizer, der Ortenauer, der Oberländer,
der Unterländer, der Klettgauer; das religiöse, das naturwissenschaftliche,
das dichterische, das baukünstlerische Genie, der glänzende Historiker.
Und auch in den Grenzen des Großherzogtums schwingt sich ein stattlicher
Bogen vom Hebelgrab in Schwetzingen zu dem seltsamen Gräberpaar Mesmers
und Lassbergs in Meersburg. Und um die Großen sahen wir, besonders bei den
Naturwissenschaften, zahlreiche bedeutende Talente geschart und um sie in
weiterem Kreise die vergessenen enthusiastischen Liebhaber des Schönen aus
den historischen Ständen wüe den neuen Schichten.

Vergessen wir aber über der Geschichte das Leben nicht. Alle geistige
Leistung bedarf, um zu werden und fortzuzeugen, der tragenden Schicht, die
über Generationen ihre Kontinuität bewahrt. Sie hat sich in Deutschland in
eng umgrenzten Territorien und so auch in der alten Markgrafschaft aus
ständischer und familiärer Inzucht gebildet und im Großherzogtum fortgebildet
, bis aus der Oberrheinischen so etwas wie eine Badische Kulturprovinz
geworden ist im Zusammenklang alemannischer, fränkischer und
pfälzischer Stimmen. Diesen Vorgang bezeugt die Geschichte jeder führenden
altbadischen Bürgerfamilie. So haben die Durlacher Bürklins den badischen
Markgrafen bis in Karl Friedrichs Zeit hohe Beamte und gelehrte Geistliche
gestellt. Ein Bürklin bat in Emmendingen die Kinder der Kornelia Goethe
getauft, sie selbst begraben. Sein Enkel heiratet eine Tochter der mit Hebel
durch die Bande der Freundschaft und Liebe besonders eng verbundenen
Pfarrerfamilie Fecht; dessen Sohn, Albert Bürklin, wieder Ingenieur und
Schriftsteller zugleich, hat LIebels Andenken liebevoll verwaltet und fortgebildet
in den Blättern des Lahrer „Hinkenden Boten". Was die Töchter der
Bürklin betrifft, so hat der Staatsmann und Hebelfreund Brauer sich unter
ihnen die Frau gesucht; ein Bürklin von Mutterseite ist der Karlsruher Oberbürgermeister
Griesbach wie der Hebel-Pfarrer LIerbst in Steinen, der
Schwiegervater Gmelins, der Vater des Liebelschülers und späteren geistlichen
Chronisten von Bötzingen und Mundingen, der Urgroßvater des bekannten
Erzählers Adolf Schmitthenner.

Wie ohne Wessenbergs Wirken eine Gestalt wie Heinrich Hansjakob undenkbar
wäre, so wurzelt im Boden dieser biologisch und soziologisch festgegründeten
Bildungsschicht das Werk der Hans Thoraa und Emil Gött, der
Burte und Emil Strauß. Wenn Avir heute das geistige Erbe der Vergangenheit

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