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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1958/0085
Immerhin wurde erreicht, daß zwei Tage nach der feierlichen Übernahme
des Breisgaus in Breisach eine Übergabeverhandlung stattfand. An ihr nahmen
teil Hauptmann v. Stark von der Kompanie des Benderschen Regiments
und Kammerprokuratsverweser Dr. Stirkler, von französischer Seite Hauptmann
Thurmann aus Neubreisach, der vom Brigadegeneral Perthod in Kolmar
bevollmächtigt war. Geniedirektor Castine erschien am folgenden Tage um
acht Uhr im Salmenwirtshaus in Breisach und brachte „fünf Individuen" vom
Geniekorps in Neubreisach mit, von denen jedes mit einem Instrument versehen
war, um Abmessungen der zerstörten Festungswerke vorzunehmen.
Die Franzosen brachten ein bereits vorbereitetes Protokoll mit, das eine Beschreibung
der Fortifikation von Breisach enthielt. Die modenesischen Vertreter
, die sich als nicht hinreichend sachverständig betrachteten, zogen hierauf
den Vikar von Breisach, Josef Cajetan Roesch, als „Genieverständigen" zu.
Roesch hatte früher mehrere Risse von Altbreisach verfaßt. Das Protokoll über
die Übernahme von Breisach wurde von ihm mitunterschrieben mit dem Zusatz
: „Praebendarius, vicarius et rernm fortaliciarum examinator."

Im übrigen aber schien den Franzosen die Räumung des Breisgaus keineswegs
eilig oder vordringlich zu sein. Ein vom 28. Ventose datiertes Schreiben
von Rouville „commandant la I6mc demibrigade d'infanterie de ligne", wonach
die in Freibnrg und im Breisgau stationierten französischen Truppen durch
die Einwohner des Landes ernährt und bei ihnen einquartiert werden sollten,
bezeichnete Greifenegg als „nichtswürdige Erklärung". „So ist es mit allem",
schrieb er, „was man mit den Franzosen zu tun hat, alles wird von ihnen auf
Schrauben gestellt und geht am Ende mit Betrug aus. Wenn es nur Gottes
Wille wäre, dieses heillose Volk wieder los zu werden."

Vergeblich blieb die Berufung auf Artikel V der geheimen oder Artikel I
der allgemein kundgemachten Pariser Konvention vom 26. Dezember 1802,
wonach der Breisgau „sans aucune restriction et limitation" an den neuen
Landesherrn übergehen sollte.

Am 28. März 1803 berichtet Greifenegg dem Erzherzog: „Unsere Lage ist
beinahe zum Verzweifeln. Geld ist bei den Städten keines mehr. Die Städte
haben keinen Kredit." Er will dem französischen Minister Talleyrand wieder
einen Vorschlag machen. „Heute aber", schreibt er, „bin ich von Niedergeschlagenheit
und Bekümmernis unmöglich dazu aufgelegt." Zwei Tage
später, am 30. März 1803, wendet sich der landständische Konseß an den
Brigadechef Rouville und bittet um Abzug der französischen Truppen. Am
selben Tag berichtet Greifenegg dem Erzherzog, Rouville behaupte, die französischen
Truppen bekämen im Breisgau weder Gage noch Löhnung und seien
daher auf die Leistung der Verpflegung durch die Bevölkerung angewiesen.
Greifenegg weiß jedoch, daß der gemeine französische Mann öfters Löhnung
erhält.

Wiederholt wird der Verdacht geäußert, die französischen Truppen blieben
deshalb im Breisgau, um dem Johanniterorden in Heitersheim zu helfen, von
den breisgauischen Stiftern, Abteien und Klöstern Besitz zu ergreifen. Die
Franzosen Avollen angeblich bleiben, bis das ganze „Entschädigungswerk" zugunsten
des Johanniterordens in Richtigkeit sei.

Inzwischen aber verdichtet sich das Gerücht, daß die Franzosen demnächst
abziehen. Greifenegg hat Rouville durch einen vertrauten Bekannten ausholen
lassen. Rouville erwartet die Order zum Aufbruch, er darf nicht länger
säumen, weil „sonst viele Soldaten, die ihre Liebschaften hier verlassen, um so

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